Am Stammtisch hauen sie mit der Faust auf den Tisch und empören sich lautstark: Eine Frechheit seien sie, diese horrenden Boni der Banker. Milliarden täten die Herren verlochen, und dafür erhielten sie auch noch Millionen? Das Verständnis für exorbitante Bonizahlungen ist nach dem Scheitern der Credit Suisse am Tiefpunkt. Für den Stammtisch immerhin ein kleiner Lichtblick: Die Boni der obersten drei Führungsstufen wurden gestrichen oder gekürzt. Das kommt gut an. Im gleichen Atemzug werden aber bereits Forderungen laut, dass in Zukunft alle Boni gestrichen werden sollen. Doch das ist nicht weit genug gedacht, denn Bonus ist nicht gleich Bonus.

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Mal abgesehen von den millionenschweren Boni der Banker kennt praktisch die gesamte Wirtschaft irgendeine Form von Boni. Am Schluss ist es eine Wortklauberei: Statt Bonus ist der Begriff der variablen Vergütung treffender. Rund 96 Prozent aller Geschäftsleitungsmitglieder erhalten eine solche – sei das eine Beteiligung am Gewinn oder als Anteilseigner am ganzen Unternehmen. Je tiefer die Hierarchiestufe, umso eher winken ein vom Geschäftsergebnis abhängiger Bonus, eine versprochene Prämie oder eine unerwartete Gratifikation für eine Angestellte, die während des Jahres Vollgas gegeben hat.

Extrinsische, finanzielle Anreize haben die innere Motivation verdrängt

Und genau das ist der springende Punkt an der ganzen Debatte: die intrinsische Motivation. Der innere Antrieb, etwas für das Unternehmen zu leisten, um die Firma als Ganzes voranzutreiben. Boni wurden ursprünglich dafür eingeführt – mit der Absicht, dass die Leute mehr leisten, als sie müssten, und dafür honoriert werden. Passiert ist das genaue Gegenteil: Es startete eine regelrechte Bonusjagd, ganz nach der Maxime: immer mehr, mehr, mehr. Angestellte wechseln den Beruf mit der Absicht, die Position, vor allem aber den versprochenen Bonus zu maximieren. Wer seine Ziele in der Firma erreicht, lehnt sich zurück und wartet, bis es auf dem Bankkonto klingelt. Unabhängig, ob die Firma in Schieflage gerät oder ob die Abteilung der Kolleginnen Hilfe benötigt. 

Das ist eine ungesunde Entwicklung. Denn genau in schwierigen Zeiten sind der Einsatz und die Motivation der Angestellten ausschlaggebend. Nur dank dem unermüdlichen Einsatz kann eine Schieflage aufgefangen werden. Fokussieren die Leute aber nur auf ihr eigenes Wohl, verlassen sie das sinkende Schiff. Sie warten höchstens noch die Bonusrunde ab, danach sind sie weg. 

Die Lösung für die Problematik liegt in einer Anpassung der Lohnstruktur. Wer Boni zahlt, sollte sie transparent an den Geschäftserfolg koppeln. Noch besser jedoch lebt es der Chef der Migros Bank vor: Dort wurden 2019 alle Boni abgeschafft, gleichzeitig aber das Lohnniveau angehoben. Diese Variante ist fair und transparent – und schliesst nicht aus, dass die Firma ihren Leuten in einem sehr guten Jahr eine Erfolgsprämie ausschüttet oder sich in einem miserablen Jahr mit einem kleinen Zustupf für den Einsatz bedankt.