Privat ist es einer der glücklichsten Momente im Leben, beruflich bedeutet es häufig vorübergehenden Stillstand: die Gründung einer Familie. Gerade für Frauen ist das Kinderkriegen ein kritischer Punkt in der Karriere: Der «Gender Intelligence Report» sieht das entscheidende Karrierealter bei 31 bis 40 Jahren – genau dann, wenn die meisten Menschen in der Schweiz zum ersten Mal Mutter oder Vater werden. Während viele Väter weiterhin voll erwerbstätig bleiben, steigen noch immer viele Mütter aus dem Berufsleben aus oder kehren in Teilzeit zurück.
«Elternschaft und die Herausforderungen, mit denen Eltern konfrontiert sind, wenn sie arbeiten, wirken sich auf die Geschlechtergleichstellung aus», erklärt Rachael Waldinger, Co-Founder von Parents@work. In der Gesellschaft und in Unternehmen denke man oft noch traditionell: Frauen sorgen für den Haushalt, Männer sind die Ernährer.
«Väter trauen sich häufig gar nicht, zu fragen, ob sie Teilzeit arbeiten dürfen», weiss Waldinger. «Und wenn sie dürfen, werden sie oftmals als weniger engagiert wahrgenommen und seltener befördert.» Dieses Phänomen sei bei Männern, die Teilzeit arbeiten, noch viel ausgeprägter als bei Frauen mit reduziertem Arbeitspensum.
Mehr Flexibilität, mehr Balance
Drei von vier Müttern wollen heutzutage arbeiten. Gleichzeitig wollen immer mehr Väter eine aktive Rolle in der Familie spielen. Wie können wir diesen Wunsch als Gesellschaft unterstützen? «Unternehmen sind hier die Weichensteller, hält Sarah Meier, Gründerin und CEO von Parents@work, fest. Sie können das nötige Umfeld bieten, damit die Mitarbeitenden Familie und Beruf unter einen Hut bringen können.
Und hier setzt Parents@work an. «Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, familienfreundliche Arbeitsplätze zu schaffen, an denen Eltern arbeiten möchten», erklärt Meier. «Unser Ansatz besteht darin, nachhaltige Peer-Coaching-Programme in Unternehmen aufzubauen, indem wir erziehungserfahrene Mitarbeitende mit Coaching- und Kontaktfähigkeiten ausstatten. Berufstätige junge Eltern sollen so befähigt werden, ihre eigene beste Lösung beim Wiedereinstieg in den Beruf zu finden und dabei die Arbeitsplatzkultur zu verändern.»
Die ausgewählten und ausgebildeten Coaches geben ihre persönlichen Erfahrungen bei der Bewältigung von Herausforderungen im Zusammenhang mit Familie und Beruf weiter. Zu den Themen gehören Werte und Ziele, Karriereentwicklung, Kommunikation und Beziehungen, Work-Life-Balance und Logistik, Selbstfürsorge, Gesundheit und Wohlbefinden, Konfliktmanagement und Resilienz.
Angehende oder neue Eltern können sich bei Interesse beim Programm bewerben. Nach einem persönlichen Gespräch zur Klärung der Präferenzen erfolgt das Matching in der gesamten Geschäftseinheit über Parents@work. Insgesamt gibt es acht Sitzungen zwischen Coach und Coachee, die während der Arbeitszeit stattfinden können und vertraulich behandelt werden.
«Parenting out loud»
Ziel des Programms, das von einer wachsenden Zahl Unternehmen – darunter Vontobel, SIX, Julius Baer, Philip Morris International, V-Zug und Bristol Myers Squibb – implementiert wird, ist, Eltern die Gelegenheit zu geben, über ihre täglichen Hürden zu sprechen. «Wir müssen über Herausforderungen sprechen können, um Lösungen zu finden», weiss Sarah Meier aus eigener Erfahrung. «Parenting out loud» nennt sie es, was bedeutet, dass man einen anderen Zeitpunkt für ein Meeting vorschlagen können soll, weil man das Kind von der Kita abholen muss.
«Mitarbeitende wollen für Unternehmen arbeiten, die sich um sie als Individuen kümmern», betont Meier. Darum sei es enorm wichtig, eine integrative Arbeitskultur zu fördern, in der sich die Mitarbeitenden wertgeschätzt, angehört und für ihre Beiträge anerkannt fühlen. Dies führe zu einer höheren Effektivität, Produktivität und Gesamtleistung des Teams.