Peter Spuhler tritt bei seinem Schienenfahrzeughersteller Stadler kürzer: Auf Anfang 2018 übergibt er den Chefposten an seinen Stellvertreter Thomas Ahlburg. Als Verwaltungsratspräsident konzentriert er sich künftig auf Strategie, Übernahmen und Kundenpflege.
Mit der Stabsübergabe per 1. Januar 2018 zieht sich Spuhler nach 30 Jahren aus der operativen Verantwortung zurück, wie Stadler am Mittwoch mitteilte. Die Anpassung der Führungsstruktur sei von langer Hand geplant gewesen, heisst es weiter. Der Alt-SVP-Nationalrat bleibt mit 80 Prozent Aktienanteil Haupteigentümer von Stadler.
Andere Aufgaben
Der Schritt ermögliche es Spuhler, sich noch stärker auf die Führung des Strategieprozesses, auf Übernahmeprojekte, die strategischen Lokalierungsanteile bei Joint Ventures, die Begleitung des Angebotsprozesses sowie dessen Freigabe, die strategische Produktentwicklung sowie speziell die Intensivierung der Kundenpflege zu konzentrieren.
Der 58-Jährige hatte die Thurgauer Firma 1989 für ungefähr 4,5 Millionen Franken gekauft. Damals zählte das Unternehmen 18 Mitarbeiter – heute sind es über 7000. Dieses Jahr feiert das Unternehmen sein 75-jähriges Bestehen.
Auf Expansionskurs
Spuhler orchestrierte ab Mitte der 1990er Jahre mehrere Übernahmen, wovon eine es dem Ostschweizer Fahrzeugbauer ermöglichte, in die Produktion von Strassenbahnen und U-Bahnen einzusteigen. Die Mitarbeiterzahl stieg bis im Jahr 2002 auf 700 Personen und der Umsatz auf 300 Millionen Franken.
2004 startete das Unternehmen dank den neuen Regionalzügen Flirt auf der Schnellspur durch: Der Umsatz stieg auf 556 Millionen Franken und die Zahl der Mitarbeitenden auf 1100. Zudem expandierte das Unternehmen ins Ausland. 2007 knackte Stadler Rail beim Umsatz erstmals die Milliardengrenze.
Rückschlag und Erfolg
Ein Jahr später kam der doppelstöckige Intercity-Zug KISS zur Produktepalette dazu. Einen Rückschlag erlitt das Unternehmen 2010, als die SBB einen Grossauftrag nicht an Stadler Rail, sondern an den kanadischen Zughersteller Bombardier vergab.
Mit den Hochgeschwindigkeitszügen Giruno, von welchen im Mai das erste Exemplar aus einem Stadler-Werk rollte, ist die Firma in ein neues Kapitel in ihrer Firmengeschichte eingestiegen. Davon erhofft sich das Unternehmen, das im vergangenen Geschäftsjahr einen Umsatz von 1,76 Milliarden Franken erwirtschaftete, einen weiteren Wachstumsschub.
Nachfolger hat Bombardier-Erfahrung
Nun obliegt es Thomas Ahlburg, die operativen Geschicke von Stadler weiterzuführen. Ahlburg führt seit 2012 das grösste Werk der Stadler-Gruppe in Bussnang und ist stellvertretender Gruppenchef. Der 47-jährige ETH-Ingenieur hatte vor seinem Wechsel zu Stadler die Leitung des Bombardier-Werks im deutschen Görlitz inne.
«Mit Thomas Ahlburg übernimmt ein Wegbegleiter meine Nachfolge, der mich in den letzten Jahren aus unternehmerischer, führungstechnischer, fachkundiger und vor allem auch aus menschlicher Sicht restlos überzeugt hat», lässt sich Spuhler in der Mitteilung zitieren.
Die Nachfolge von Ahlburg als Leiter des Werks in Bussnang übernimmt Georg Kapeller. Der 42-Jährige ist seit 2012 Produktionsleiter in Bussnang und war zuvor über zehn Jahre in verschiedenen Führungsfunktionen im Engineering bei der Firma GDELS-Mowag in Kreuzlingen tätig.
(sda/jfr)