Der Uhrenbranche in der Schweiz geht es gut. Sehr gut sogar – was sich auch daran zeigt, dass sie jährlich mehr Leute beschäftigen kann. Im vergangenen Jahr knackte die Branche die Marke von 65 000 Angestellten. Eine so hohe Zahl verzeichnete die Branche zuletzt vor einem halben Jahrhundert. Der Arbeitgeberverband der Uhrenindustrie (CP) sieht vor allem zwei Gründe für die steigende Anzahl der Mitarbeitenden: Einerseits fahren Uhrenfirmen dank einer günstigen Dynamik auf dem Luxusmarkt gute Ergebnisse ein. Anderseits besteht eine anhaltend starke Nachfrage nach Uhren im unteren Preissegment. Gerade das erste Halbjahr 2023 sei ausschlaggebend gewesen.

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Denn im Jahr 2022 hatten sich die Verpflichtungen noch vorrangig auf die Produktionsanlagen konzentriert. Im Folgejahr verlagerte sich der Schwerpunkt auf die Verstärkung des Personals. Und dieses scheint das Engagement seiner Branche zu freuen. Das zeigen nicht nur der erste Rang des Uhrengranden Breitling als bester Arbeitgeber, sondern auch die weiteren Topplätze von Rolex auf dem dritten und Audemars Piguet auf dem vierten Rang.

Breitlings Erfolg basiert auf Tradition, Kultur und Innovation

Die Spitzenposition der Schweizer Arbeitgebenden hält also dieses Jahr die in Grenchen (SO) ansässige Breitling. Es ist nur knapp sieben Jahren her, seit deren CEO Georges Kern der Marke neues Leben einhauchte und sie von einer Nischenplayerin zu einer weltweit bekannten Traditionsmarke umkrempelte.

«Unser Engagement für Spitzenleistungen ist nicht nur ein Ziel, sondern eine Geisteshaltung», betont der CEO denn auch. «Wir fördern eine Kultur der Höchstleistung, die jedes Mitglied unseres Teams auf allen Ebenen einbezieht.» Der Grund für den Erfolg sei der Fokus auf die Zukunft. Das motiviere die Mitarbeitenden und biete ihnen Perspektiven.

Ausserdem öffnete Breitling ihr Kapital für Mitarbeitende. Mitinitiator davon ist Fredy Gantner. Er ist Mitbegründer der Investmentgesellschaft Partners und Präsident von Breitling. Das Ziel dieses Schritts: den Unternehmergeist und das Verantwortungsbewusstsein der Betroffenen stärken und gleichzeitig den Weg für bedeutende finanzielle Belohnungen ebnen – ein bekanntes Bild aus der Investmentwelt.

Zusätzlich gestaltete Breitling jüngst ihren Arbeitsplatz um, führte Programme mit externen Coaches ein und stellt verschiedene Online-Lerntools zur Verfügung. Auch individuelle Coachings zu Themen wie Change-Management oder Teambuilding seien möglich. Um zu wissen, ob die Angebote für ihre Leute stimmen, gibt Breitling in regelmässigen Abständen den Mitarbeitenden die Möglichkeit, sich zu äussern und innovative Ideen einzubringen.

Den Ausschlag, um zu den Besten zu gehören, geben laut Georges Kern jedoch nicht die Anstellungsbedingungen, sondern die Verbindung zur Marke: Die Mitarbeitenden von Breitling erkennen sich im aktuellen Image des Unternehmens, haben aber zeitgleich auch die 140-jährige Geschichte verinnerlicht. «Unsere Mitarbeitenden identifizieren sich mit unserer Art der Kommunikation und unseren Werten», so Kern, «zum Beispiel mit unserem Ziel, eine coole und nahbare Alternative zu den eher konservativen Luxusuhrenmarken zu sein. Wir möchten einen inklusiven, lässigen und nachhaltigen Luxus repräsentieren.»

CEO Georges Kern und Präsident Fredy Gantner von Breitling

«Unser Engagement für Spitzenleistungen ist nicht nur ein Ziel, sondern eine Geisteshaltung», sagt der CEO von Breitling Georges Kern (links). Rechts sitzt der Präsident Fredy Gantner.

Quelle: Dan Cermak für BILANZ

Die goldene Krone erhält Rolex für ihr Engagement

Zwei Plätze hinter Breiling rangiert die Uhrenmarke mit der goldenen Krone. Rolex schafft es häufig unter die besten Arbeitgeber. Die Gründe für die anhaltend gute Rangierung nennt die Sprecherin Virginie Chevailler-de Meuron: «Es sind Rahmenbedingungen, welche die berufliche und persönliche Entfaltung fördern, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Arbeit und Privatleben, eine Personalpolitik, die die Entwicklung der Kompetenzen der Angestellten während ihrer gesamten Karriere sicherstellt, sowie eine wohlwollende Führungskultur, welche die Mitarbeitenden am Erfolg des Unternehmens teilhaben lässt.»

Ihre Unternehmenskultur basiere auf Respekt und einem langfristigen Zukunftsblick: «Wir positionieren uns mit einer nachhaltigen und nachvollziehbaren Strategie, die der Arbeit einen Sinn verleiht.» Bis 2023 hat das Genfer Unternehmen Massnahmen zur Flexibilisierung der Arbeitszeit in drei Bereichen ergriffen: flexible Arbeitszeiten, die Förderung von Teilzeitarbeit und die Einführung der Arbeit im Homeoffice.

Darüber hinaus fördert das Unternehmen die «sanfte Mobilität»: Jeder mit dem Fahrrad zurückgelegte Kilometer zwischen Wohnort und Arbeitsplatz wird vergütet. Die Firma stellt kostenlose Abonnements für öffentliche Verkehrsmittel zur Verfügung, beteiligt sich an SBB-GAs und unterstützt den Kauf von Fahrrädern oder E-Bikes. «Diese Massnahmen wurden intern sehr gut auf- und extern sehr positiv wahrgenommen, insbesondere von interessierten Bewerbenden», sagt Chevailler-de Meuron. Sie erklärt, dass durch den Mobilitätsplan die Autofahrten der Genfer Mitarbeitenden um fast 40 Prozent reduziert werden konnten.

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Trotz des Interesses an Rolex sieht sich auch die grösste Uhrenfirma mit dem Fachkräftemangel konfrontiert. Mit Blick auf die Zukunft besteht für Rolex die grösste Herausforderung darin, Lösungen für den Mangel an Talenten mit den richtigen technischen Fähigkeiten zu finden – «insbesondere in der sehr wenig industrialisierten Arbeitsmarktregion Genf». Um die Problematik proaktiv anzugehen, hat Rolex ein eigenes Ausbildungszentrum in Genf eingeweiht. Hier bildet der Konzern jedes Jahr mehr als 200 Lernende in rund 20 Berufen aus, sowohl in der Industrie als auch in der Verwaltung. Schliesslich sieht Rolex den entscheidenden Wettbewerbsvorteil als bester Arbeitgeber darin, aus jedem Mitarbeiter und jeder Mitarbeiterin eine «stolze und begeisterte Botschafterin» zu machen.

Audemars Piguet setzt die Gesundheit ins Zentrum

Direkt hinter Rolex lauert bereits die nächste Uhrenmarke:Audemars Piguet. Die Uhrenfirma schreibt das Thema Gesundheit der Angestellten gross. Das Unternehmen aus Le Brassus (VD) hat für alle seine Mitarbeitenden in der Schweiz eine kostenlose medizinische Grund- und Zusatzversicherung eingerichtet. Darüber hinaus bietet es seinen Uhrmachern Massagen an, die auf die körperlichen Belastungen ihres Berufs zugeschnitten sind, und hat eine Reihe von internen Sportcoachings entwickelt. Diese ermöglichen es den Angestellten, in Form zu bleiben und zugleich das Privat- und Berufsleben miteinander zu vereinbaren.

Deshalb gehören sie zu den Besten

Wir haben einige der Besten Arbeitgeber unter die Lupe genommen. Dieses Jahr gehören Breitling, respektive die Uhrenbranche, Delica, Victorinox und die Mobiliar zu den Besten der Besten. Weshalb, das lesen Sie in den jeweiligen Porträts:

Nicht nur Sportcoachings sollen die Balance fördern: «Für Familien arbeiten wir auch am Bau einer Kinderkrippe in Le Brassus, die 2025 eröffnet werden soll», sagt der Personalverantwortliche Frédéric Chardot. Denn wie in einer Familie plant auch Audemars Piguet für die nächsten Generationen. Doch nicht nur die Kleinsten sowie die aktuelle Belegschaft sollen gut aufgehoben sein beim Unternehmen, sondern ebenso mögliche Talente der Zukunft. Durch Partnerschaften mit Schulen und Universitäten bildet die Firma junge Arbeitseinsteigerinnen und -einsteiger in den spezifischen Uhrenberufen aus – denn sie sind die Zukunft der Uhrenmarke.

Audemars Piguet besteht seit mehr als 140 Jahren und befindet sich noch heute in Familienbesitz. Und genau das sei ein ausschlaggebender Grund für den Erfolg: «Die Stärke eines Familienunternehmens besteht darin, dass wir langfristig arbeiten können. Das ermöglicht es uns, Projekte mit Kontinuität umzusetzen», sagt Chardot. Der gute Rang zeigt: Diese familiäre Haltung überzeugt auch die Belegschaft.