Vincent Kaufmann wählte klare Worte: «Die variable Vergütung von Jan Jenisch entspricht dem 25-Fachen seines Grundgehalts als CEO und erreicht damit ein inakzeptables Niveau», wetterte der Präsident der Aktionärsvertretung Ethos und plädierte – letztendlich vergeblich – an der Generalversammlung Mitte Mai für die Ablehnung der Vergütungsvorschläge: «Wir alle haben von einer Verdoppelung des Aktienkurses profitiert», so Kaufmann. Aber bei keinem anderen Aktionär habe sich der Wert der Anteile um den Faktor 39 erhöht. Denn die 674'243 Performance Options, die Konzernchef Jenisch im März 2020 zugeteilt bekommen hat, waren dank eines lächerlich niedrigen Zuteilungspreises von 1.32 Franken pro Stück im damaligen Jahresbericht mit 890'001 Franken ausgewiesen, bei der Fälligkeit diesen März jedoch 36,6 Millionen Franken wert.

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Doch das ist nur der Anfang. Einen halbwegs stabilen oder steigenden Aktienkurs vorausgesetzt, wird der gerade abgetretene Jenisch (er wechselt zur US-Tochter Amrize) in den nächsten Jahren erneut enorm kassieren. Denn auch von 2021 bis 2024 wurden Performance Options ausgegeben, insgesamt 2,54 Millionen. Davon gingen knapp 855'000 an Jenisch. Diese werden in den nächsten vier Jahren fällig. Die Ausübungspreise reichen von 46.14 bis 71.21 Franken, sind also deutlich niedriger als der gegenwärtige Kurs (rund 95 Franken bei Redaktionsschluss). Heute wären die Performance-Optionen der Konzernleitung total weitere 103 Millionen wert, die von Jenisch 36,1 Millionen.

Dabei ist die Art Boni aus der Zeit gefallen: «Optionsprogramme im Rahmen von GL-Vergütungen sind in der Schweiz insbesondere bei SMI-Unternehmen selten geworden», heisst es bei Ethos. Tatsächlich wenden neben Holcim nur Roche, Partners Group, Sonova und Geberit dieses Mittel an, ausserhalb des SMI sind es weitere 21 Firmen, mit der Swatch Group und Lindt & Sprüngli als prominentesten Namen. 

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