Auf einmal gehts beim Rohstoffkonzern Glencore Schlag auf Schlag. Per Ende Juni ist mit Gary Nagle ein neuer CEO als Ersatz für Langzeitchef Ivan Glasenberg angetreten, nun folgt auch auf dem Präsidentensessel der Wechsel: Per Ende Juli löst der Amerikaner Kalidas Madhavpeddi den Briten Tony Hayward ab.
Damit ist endgültig die Zeitenwende eingeläutet. Denn die neue Führung zeigt eine ausgeglichenere Struktur als noch unter Glasenberg, der 19 Jahre in jeder Hinsicht die gestaltende Kraft bildete. Denn der Präsident, der Glasenberg zu beaufsichtigen hatte, war von Anfang an angeschlagen und damit in seiner Autorität eingeschränkt.
Tony Hayward war zum Zeitpunkt des Börsengangs von Glencore 2011 in den Verwaltungsrat gewählt worden, 2013 wurde er Präsident. Vor dieser Zeit war er Chef des Ölgiganten BP. In diese Zeit fiel die «Deepwater Horizon»-Ölkatastrophe, und Hayward wurde «das Gesicht der schlimmsten Ölpest der Welt» («Der Spiegel»). «Ich hätte gern mein Leben zurück», sprach Hayward am ölverpesteten Strand.
Sein selbstmitleidiger Zynismus kostete ihn schlussendlich den Job.
Für die Kritiker der ohnehin in Umweltfagen unter Beschuss stehenden Glencore bildete er eine willkommene Angriffsfläche. Dazu kam zuletzt, dass auch Investoren den Druck auf Hayward erhöhten, weil er mit seinen vielen Jahren im Board die Amtszeitlimiten der britischen Corporate-Governance-Vorgaben ausreizte.
Mit Madhavpeddi kommt nun ein absoluter Branchenprofi auf den Präsidentensessel, der schon fast 40 Jahre in der Rohstoffbranche tätig ist. Firmenkenner erwarten denn auch, dass Madhavpeddi für Nagle ein weitaus stärkerer Sparringspartner sein wird, als dies Hayward bei Glasenberg war.
1 Kommentar
Für mich als Glencore Aktionär wäre es sehr hilfreich zu wissen, ob Nagle den Mut hat, sich offen zur Kohle (preiswerteste Energiequelle, ein Segen für die Menschheit) zu bekennen. Zahlreiche Konzerne werfen sehr wertvolle Kohleaktivitäten aufgrund des Drucks von Blackrock und anderer Kapitalsammelstellen, die anderer Leute Geld investieren, zu Schleuderpreisen auf den Markt. Kohle ist nach Eisenerz der profitabelste Rohstoff.
Glencore wird von Institutionellen, die linksideologische ESG Kriterien* anwenden, ohnehin gemieden. Insofern wäre es kein Nachteil sich offen zur Kohle zu bekennen. Ein Hauptkriterium der ESG Ideologie ist das ökoreligiöse Dogma vom «Klimawandel». Eine sehr dürftige Hypothese die seitens der grünen NGO glänzend vermarktet wird.