Es war ein eher verhaltenes Jahr für die Bank Vontobel: Das Konzernergebnis ging um sieben Prozent zurück, die Cost-Income Ratio verschlechtere sich, und auch die Nettoneugelder sanken.
Für das Management kein Grund, den Gürtel enger zu schnallen, im Gegenteil: Die Gesamtvergütung für die von vier auf fünf Personen angewachsene Geschäftsleitung ist von 6,7 auf 9,1 Millionen Franken gestiegen. Und auch Verwaltungsratspräsident Andreas Utermann, der 2022 Herbert Scheidt ersetzt hat, findet mehr Geld in der Kasse vor: Zu den 2,5 Millionen, die Scheidt als Präsident in den letzten Jahren jeweils kassiert hatte, kam noch ein Zustupf von 155'600 Franken in die Pensionskasse dazu, was die fixe Vergütung von Utermann auf 2,656 Millionen ansteigen liess, wie der Vergütungsbericht zeigt.
Vor allem der Lohn des Präsidenten wird schon seit Jahren in den Medien immer wieder kritisiert, ist er doch im Vergleich zur Grösse der Bank mit seinen rund 2300 Mitarbeitern überdurchschnittlich hoch. Colm Kelleher, Präsident der Grossbank UBS, mag mit 6 Millionen Franken zwar mehr verdienen, aber seine Bank hat weltweit 74'000 Mitarbeiter, also über dreissig Mal so viele. Bei der Zürcher Kantonalbank (ZKB) mit ihren rund 5500 Mitarbeitern bekam Bankratspräsident Jörg Müller-Ganz 2022 rund 450'000 Franken, bei Julius Bär mit rund 7400 Mitarbeitern waren es für Romeo Lacher 1,09 Millionen (wohlverstanden vor dem Benko-Debakel; für 2023 muss Lacher auf seinen Bonus verzichten).
Bei Vontobel tut man sich gerne gegenseitig Gutes. Auch die Besitzerfamilie darf weiter üppig kassieren: Die Dividendenausschüttung wurde in den letzten zehn Jahren fünf Mal erhöht, auf heute drei Franken pro Aktie. Für ihren Anteil von 50,9 Prozent erhält der Besitzerpool damit auch dieses Jahr wieder rund 87 Millionen Franken.