Welches sind Ihre grössten Sorgen als Diversitätsbeauftragte? 

In den USA gibt es derzeit in der Politik und bei vielen Unternehmen eine Gegenbewegung. Präsident Trump hat in den vergangenen Tagen zahlreiche Diversity-Beauftragte staatlicher Organisationen in unbezahlten Urlaub gesandt. Das ist ein starkes Zeichen. Viele Konzerne haben bereits angekündigt, ihre DEI-Bemühungen (Diversity, Equity, Inclusion) ebenfalls zu reduzieren oder einzustellen.

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Vor allem die Tech-Giganten machen solche Ansagen. 

Einige Firmen wie Meta und Amazon haben sich klar positioniert. Sie haben vorher aus politischen Gründen DEI-Programme eingeführt und bauen sie jetzt aus denselben Gründen ab. Das ist sehr opportunistisch.

Waren die Programme denn eine Belastung für die Unternehmen? 

Einige Firmen haben nach der Me-Too- und der Black-Lives-Matter-Bewegung ihr Engagement für Diversität stark aufgebaut – einige vielleicht zu stark. Denn ihnen fehlte dafür die historische und unternehmenskulturelle Basis.

Woher kam der Druck, diese Programme einzuführen? 

Einerseits von der Politik, aber auch von Investorinnen und Investoren und der Kundschaft. Aber bei Diversity und Inclusion geht es nicht nur um die Repräsentanz von Minderheiten, sondern darum, allen die Möglichkeit zu geben, sich zu entfalten und ihre Kompetenz einzusetzen. Schlussendlich geht es um ökonomische Effizienz.

Wenn die Programme richtig umgesetzt werden. 

Das ist die Herausforderung. DEI soll Firmen die Arbeit nicht erschweren, sondern sie unterstützen. Die Umsetzung ist schwierig. Daher sollten die Initiativen mit der Konzernstrategie verbunden und von der Geschäftsleitung getragen werden, nicht nur von den Interessengruppen. Ist der Aufwand zu gross und der Mehrwert nicht nachhaltig sichtbar, werden Programme eher fallen gelassen.

Gab es negative Auswüchse der DEI-Bemühungen? 

Viele Leute haben sich nicht mehr repräsentiert gefühlt, weil man sich teilweise nur auf Hispanics, People of Colour, LGBTIQ oder Frauen konzentriert hat. Und diese Gruppen konkurrieren jetzt sogar miteinander.

Wie bitte? 

Teilweise, ja. Die Lösung besteht aber nicht darin, immer nur eine Gruppe in der Vordergrund zu stellen, denn sie haben alle ganz unterschiedliche Bedürfnisse.