Für Goldküstengourmets ist das Haus an der Seestrasse 160 in Küsnacht eine Pilgerstätte: Von 1981 bis 2010 erkochte dort Horst Petermann (79) in seiner «Kunststuben» zusammen mit Frau Iris zwei «Michelin»-Sterne und 19 «Gault-Millau»-Punkte, dann übernahm sein ehemaliger Lehrling und langjähriger Partner Rico Zandonella (61) das Lokal. Als «Rico’s» ist es seither ebenfalls mit zwei Sternen und 18 Punkten ausgezeichnet, 2018 wurde Zandonella als «Koch des Jahres» geehrt. Bekannt ist das Restaurant aber mindestens ebenso für sein ausge fallenes Interieur, von Zandonella selbst gestaltet.
Umso grösser der Schrecken, als Ende April die Immobilienmakler von Engel & Völkers in Küsnacht ein «Vier-Parteien-Haus mit prominentem Sterne-Restaurant» zum Verkauf anboten: 685 m2 Grundstück, 472 m2 Wohnfläche, acht Parkplätze, vier Wohnungen, Terrasse, Seeblick und eben «exquisites Restaurant». Gar von einer möglichen Umnutzung als Hotel mit Fine Dining war in der Anzeige die Rede. Die bisherigen Eigentümer, Horst und Iris Petermann, wollten offensichtlich Cash sehen.
Nun ist der Verkauf des Gebäudes aus dem Jahr 1700 über die Bühne. Zugeschlagen hat aber nicht Rico Zandonella, der in einer der Wohnungen oberhalb des Lokals wohnt: «Ich wollte es für diesen Preis nicht kaufen.» Der neue Eigentümer ist noch nicht im Grundbuch eingetragen, er stammt aber ebenfalls aus Küsnacht und soll rund sechs Millionen Franken gezahlt haben. Viel wichtiger jedoch: Eine mögliche Umnutzung ist vom Tisch. «Für mich ändert sich gar nichts», sagt Zandonella. Dass der Tessiner sein Lebenswerk während mindestens sieben Jahren zu unveränderten Konditionen weiterführen kann, hat Petermann im Kaufvertrag festgehalten. Nach Ablauf der sieben Jahre ist Zandonella 68, ob er dann noch einmal etwas Neues wagt, bleibt abzuwarten. Bis dahin jedoch dürften Gourmets von der Goldküste und aus Zürich weiterhin nach Küsnacht pilgern.