Nach dem Ende der Frauenfussball-WM steht fest: Frauenfussball ist nicht weniger attraktiv als Männerfussball. Das belegen nicht nur die hervorragenden Zuschauerzahlen, sondern auch Forscher der Universität Zürich: 600 Probanden sahen sich Spielszenen und Torschüsse an, bei denen das Geschlecht der Spieler nicht erkennbar war – und prompt gefiel den Zuschauern alles gleich gut.
Endlich kann man den unerträglichen Witzen, Nörgeleien und Mansplaining mit einem Argument begegnen, das mit den Worten beginnt: «Forscher haben herausgefunden...».
Das ist eine gute Gelegenheit, stereotype Ansichten zu überdenken. Und wenn man schon dabei ist, kann man sich auch gleich von traditionellen Rollenerwartungen in Finanzfragen verabschieden.
Der «Own Your Worth Report», für den die UBS mehr als 800 Frauen in den USA befragt hat, bringt Ernüchterndes ans Licht. Geschlechtsspezifische Rollenzuweisungen, Vertrauensprobleme mit dem Partner und Zeitmangel führen dazu, dass Frauen im Vergleich zu Männern deutlich weniger aktiv bei finanziellen Entscheidungen sind, und das, obwohl Frauen in den USA immer öfter die Hauptverdiener sind.
Dem Bericht zufolge haben Frauen gemischte Gefühle bezüglich dieser neuen Rolle. Weniger als die Hälfte sagt, dass sie es bevorzugen, verglichen mit 87 Prozent der männlichen Hauptverdiener. Es geht sogar so weit, dass sie diese Tatsache vor ihrem Umfeld verheimlichen.
Freunde und Familie gehen oft wie selbstverständlich davon aus, dass der Mann in heterosexuellen Beziehungen der Familienernährer ist. Eine von zwei Frauen, die den Lebensunterhalt verdienen, sagt, dass sie diesen Irrtum noch nie korrigiert hätten.
Schluss also mit den Stereotypen – oder doch nicht? Wer Frauenfussball auch mag, weil es dort fairer, weniger theatralisch oder ruppig zugeht, dem werden die jüngsten Ereignisse nicht gefallen haben: Im Mai musste Nati-Captain Lia Wälti nach einem heftigen Foul im Spiel Arsenal–Everton verletzt vom Platz – zwei Monate vor der WM. Wegen brutaler Spielweise wurde das Testspiel Irland–Kolumbien nach 23 Minuten sogar abgebrochen. Darf man ganz heimlich einigen Stereotypen nachweinen?