Die Nachfrage nach Schweizerfranken ist ein Nebeneffekt der weltweit sehr lockeren Geldpolitik», sagt der Chef der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in Basel in einem Interview mit der «NZZ». Die Schweizer Wirtschaft habe aber nicht die Kapazität, alle diese Zuflüsse zu absorbieren. «Also stemmt sich die SNB dagegen. Bei den Devisenkäufen handelt es sich um eine defensive Massnahme», betonte der 62-Jährige.

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Gleichzeitig lobte der BIZ-Generaldirektor die Politik der Schweizerischen Notenbank SNB noch in einem anderen Punkt. Es geht dabei um das Inflationsziel der Währungshüter. «Für die Schweiz kann man sagen, dass sie mit der Vorgabe einer Bandbreite von 0 bis 2 Prozent gut gefahren ist», sagte Carstens. Ein Inflations-Intervall und keine absolute Zahl – wie etwa zwei Prozent – sei gut. Entscheidend sei auch immer, dass eine Notenbank ihr Ziel einer niedrigen Teuerung durch eine Strategieänderung nicht verwässere.

Noch Spielräume für Notenbanker

Carstens sieht zudem keine Anzeichen dafür, dass die Notenbanken in der Coronavirus-Krise mit niedrigen oder negativen Zinsen bereits ihre Munition verschossen hätten. «Von den Zinsen her könnte man das meinen, doch gibt es noch genügend Spielraum», sagte er. «Die Notenbanken können ihre Bilanzen kreativ einsetzen», hiess es ausserdem. Darüber hinaus könnten die Zentralbanken mit ihrer Kommunikation die Erwartungen über den zukünftigen Pfad des Zinsniveaus beeinflussen, sagte Carstens.

Zwar hätten die Notenbanken mit ihrer jüngsten Geldpolitik rote Linien überschritten. «Aber man hat das in vollem Bewusstsein der Risiken getan», relativierte er gegenüber der «NZZ». «Wir sind da, weil die Umstände so schwierig sind», erklärte der BIZ-Generaldirektor.

(sda)