Nestlé unter 80 Franken, LVMH und l'Oréal ein Minus von zwanzig Prozent. Sie stehen symptomatisch für ein anspruchvolles Börsenjahr auf dem alten Kontinent. Ganz anders in den USA. Dort eilt der breite Aktienindex S&P 500 von Rekord zu Rekord. 25 Prozent hat er seit Anfang Jahr gewonnen, wobei ein substanzieller Teil des Zuwachses auf das Konto der Tech-Schwergewichte geht. Nvidia etwa ist um 200 Prozent gestiegen.
Der europäische Aktienindex Stoxx Europe 600 kommt dagegen nur auf ein kleines Plus von 5 Prozent. Der Vorsprung der Amerikaner beträgt damit über 20 Prozent.
Wie die Grafik zeigt, schneidet der US-Markt in zwei von drei Jahren besser ab als der europäische. Der «American Exceptionalism», der Glaube, eine besondere und auch überlegene Nation zu sein, gilt auch an der Börse.
Aber so gross wie dieses Jahr war der Vorsprung nur im Corona-Jahr 2020. Das hat in erster Linie mit der Euphorie um die Entwicklung bei der künstlichen Intelligenz zu tun, wo die US-Techfirmen führend sind. In Europa dagegen dominieren Konzerne aus den Bereichen Luxusgüter, Nahrungsmittel und Pharma. Doch die sektoralen Unterschiede erklären die Diskrepanz nur zum Teil. Seit Neustem kommt noch der Trump-Effekt dazu.
Während die US-Aktien nach den US-Präsidentschaftswahlen die beste Woche des Jahres erlebten, sackten die Kurse in Europa zusammen. Die Aussicht auf Steuersenkungen heizt in den USA die Gewinnerwartungen an, während im Rest der Welt die Furcht vor steigenden Zöllen überwiegt.
Zuletzt ist die Aktieneuphorie in den USA etwas abgeebbt. Doch Europa bräuchte ein Wunder, um den Rückstand noch wettzumachen. So zeichnet sich ein weiteres Jahr des amerikanischen Exzeptionalimus ab.