Wie gross ist das Interesse von Schweizerinnen und Schweizern an französischen Immobilien?
Wir spüren ein grosses Interesse, insbesondere was Paris und die Côte d’Azur angeht. Sie stellen die sechstgrösste Gruppe unter den Käuferinnen und Käufern aus dem Ausland. Noch wichtiger sind für uns Amerikaner, Belgierinnen, Libanesen, Italienerinnen und Deutsche.
Blicken wir zuerst auf Paris: Welche Art von Objekt wird von Schweizerinnen und Schweizern nachgefragt?
Zum einen gibt es eine Nachfrage für Pied-à-Terres (gehobene Zweitwohnung, d. Red.) mit einem Umfang von 200 Quadratmetern oder mehr. Anderseits sind auch kleine Wohnungen mit ein bis zwei Zimmern und einer Fläche von circa 60 bis 80 Quadratmetern gesucht.
Sprechen wir hier von Luxuswohnungen?
Wir befinden uns sicher im Markt für gehobene Appartements. Aber dann gibt es noch den Luxusmarkt, hier stechen die Objekte auch durch die hochwertige Möblierung und übrige Ausstattung heraus. In der Regel verfügen Wohnungen in dieser Liga auch über Balkone oder Terrassen. Der Quadratmeterpreis für eine Luxuswohnung, beispielsweise im eleganten Quartier Saint-Germain-des-Prés im sechsten Arrondissement, kann durchaus 25’000 Euro betragen. Das sind rare Objekte, die über besondere Qualitäten verfügen.
Alexis Caquet ist CEO des Immobilienmaklers Engel & Völkers für Frankreich. Caquet blickt auf eine gut dreissigjährige Karriere im Immobilienmarkt zurück – 2021 stiess er als Managing Director für Paris zu Engel & Völkers, seit 2023 trägt er die Verantwortung für den ganzen französischen Markt.
Wie lassen sich die Käuferinnen und Käufer aus der Schweiz beschreiben?
Es sind viele Managerinnen und Manager darunter, in der Altersklasse vierzig plus. Viele davon haben einen Hintergrund im Modesektor oder der Pharma.
Gerade eben konnten wir einem Schweizer eine Wohnung an der Rue de Washington im achten Arrondissement bei den Champs-Élysées vermitteln. Für die 180 Quadratmeter grossen Räumlichkeiten zahlte er 3 Millionen Euro.
Welche Arrondissements sind besonders gefragt?
Die Rive Droit, das Gebiet nördlich der Seine, ist sehr gefragt, insbesondere der nördliche Teil des sechzehnten Arrondissement sowie das achte Arrondissement. In den historischen Quartieren wie beispielsweise dem Marait oder auf der Rive Gauche im sechsten Arrondissement suchten Schweizerinnen und Schweizer vor allem kleinere Apartments. Die Gegend ist ausgesprochen beliebt, weil sie so viel an Lebensqualität bietet. Entsprechend wenig Wohnungen kommen dort auf den Markt.
Wo liegt hier die Preisspanne?
Im Mittel werden ungefähr 14’000 Euro pro Quadratmeter bezahlt, das Luxussegment beginnt bei 20’000 Euro und ist nach oben praktisch unbegrenzt. Pamela Picasso, die Tochter des bekannten Künstlers, leistete sich beispielsweise auf der Seine-Insel St. Louis bei der Notre-Dame eine Residence zum Quadratmeterpreis von 60’000 Euro.
Blick in eine Pariser Luxuswohnung. Für ausgewählte Objekte werden Höchstpreise bezahlt.
Richten wir den Blick auf die Côte d'Azur. Was suchen Schweizerinnen und Schweizer im Süden für Adressen?
Im Südosten können Sie 300 Sonnenstunden im Jahr geniessen, das zieht natürlich auch viele Leute aus der Schweiz an. Nice, Cannes oder St. Tropez sind beliebt.
Am Marktanteil gemessen sind die Schweizerinnen und Schweizer im Süden allerdings weniger stark vertreten als in Paris. Der Markt ist auch schlicht grösser als in der Hauptstadt. Das Interesse spaltet sich in zwei Lager: Ein Teil unserer Klientschaft sucht Häuser, der Rest möchte ein Pied-à-Terre oder eine Wohnung erwerben.
Wie hoch sind die Preise?
Die Côte d'Azur ist preiswerter als Paris, aber auch hier werden teils Spitzenpreise von über 20’000 Euro pro Quadratmeter erzielt. Wir sprechen dabei von den Perlen des Immobilienmarktes, es sind Liebhaberobjekte.
Das Durchschnittsalter der Käuferinnen und Käufer aus der Schweiz ist etwas höher als in Paris. Es sind auch viele Pensionierte darunter, die den Winter im milden Klima des Südens verbringen.
Welche Regeln gilt es beim Immobilienkauf in Frankreich zu beachten?
Der Verkaufsprozess ist ziemlich simpel: Die Maklergesellschaft macht eine Offerte an die Eigentümerin, anschliessend wird ein provisorischer Kaufvertrag aufgesetzt – dies kann durch die Maklerfirma oder einen Notar erfolgen. Als nächster Schritt wird ein Verifizierungsprozess eingeleitet, es gilt eine Frist von zwei bis drei Monaten. Ab diesem Punkt kann der Vertrag definitiv unterschrieben werden, und der Vertrag muss notariell beglaubigt werden. Nun ist der Handwechsel passiert: Die neuen Besitzer erhalten die Schlüssel in die Hände gedrückt.
Das Immobilieninterview der «Handelszeitung»
Die Handelszeitung.ch gibt der Immobilienbranche das Wort: Jeden Freitag nimmt eine Expertin oder ein Experte Einschätzungen zu den wichtigsten Entwicklungen im Markt vor. Lesen Sie hier einige der Gespräche aus den vergangenen Wochen:
- «Angesagte Metropolregionen wie Berlin bleiben dauerhaft attraktiv»
- «Im Moment wird viel zu wenig Wohnraum gebaut»
- «Wir kaufen nach wie vor zu»
Immobilien sind ein Pfeiler der Schweizer Volkswirtschaft – die Handelszeitung.ch macht sie zu einem Schwerpunkt in der Berichterstattung.
Ist es einfach, seine Ferienwohnung während der Abwesenheit zu vermieten?
Es herrscht Wohnungsmangel, und somit lassen sich gut gelegene Ferienwohnungen und -häuser einfach vermieten.
Paris richtet nächstes Jahr die Olympischen Sommerspiele aus. Treibt dieser Grossanlass die Preise und die Nachfrage für Mietunterkünfte nach oben?
Sicher, das zeigt sich bereits daran, dass viele Hotels schon jetzt für diese Periode volle Belegungsstände melden. Die Olympischen Spiele sorgen für einen Multiplikationseffekt. Die Preise für Kurzzeitunterkünfte steigen um das Drei- oder Vierfache. Wir werden sehen, ob sie noch weiter steigen.
Vermutlich halten Sie als Makler den Immobilienkauf in Paris oder der Côte d'Azur für ein gutes Investment. Wie lauten Ihre Argumente?
Ich beschäftige mich seit über dreissig Jahren beruflich mit französischen Immobilien und kann heute bestätigen: Immobilien sind eine sichere Geldanlage. Wohnungen und Häuser decken ein Grundbedürfnis ab. Frankreich ist ein politisch stabiles Land und bietet vorteilhafte Bedingungen für Investitionen. Im Pariser Markt sind die Preise in den letzten Jahrzehnten fast ununterbrochen gestiegen, die Nachfrage übersteigt das Angebot bei weitem. Diese Situation lockt Investorinnnen und Investoren aus der ganzen Welt an. Paris ist nicht nur eine ikonische Kulturstadt, sondern auch ein attraktiver Investitionsstandort. Dies gilt auch für Städte wie Nice, Cannes, Saint-Tropez, Sain-Jean oder Cap Ferrat.