Beim Gold gibt es kein Halten mehr. Nur wenige Tage nach dem erstmaligen Überwinden der 2200-Dollar-Marke hat der Unzenpreis bereits die Schallmauer von 2300 durchbrochen.
Seit Anfang Jahr hat sich das Edelmetall um 13 Prozent verteuert, in Franken ist es sogar noch mehr.

Was dahintersteckt, bleibt ein Rätsel. Vieles deutet aber darauf hin, dass die starke Bewegung technischer Natur ist und die Luft ebenso schnell wieder draussen sein könnte, sofern sich fundamental nichts ändert.

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Denn Fakt ist: Die treibende Kraft dieser Rally sind nicht, wie sonst, die zinssensiblen Finanzinvestoren in den USA und Europa. Diese steuern ihr Gold-Exposure in der Regel via kotierte Fonds. Doch diese ETFs (Exchange-Traded Funds) verzeichnen seit Monaten Abflüsse.

Es gibt tatsächlich genug Gründe, Gold aus deren Optik eher zu meiden: Die Zinsen sind hoch und dürften zumindest in den USA angesichts der anhaltend starken Wirtschaft nur langsam sinken. Parallel dazu geht die Inflation dennoch etwas zurück. Das heisst, mit Obligationen und Sparheft lässt sich dort auch real gut Geld verdienen, während Gold zinslos ist. Noch bessere Renditen locken am Aktienmarkt, der vor allem von Kursfantasien bei Tech-Aktien getragen wird.

Auch traditionelle Argumente für Gold, wie ein Vertrauensverlust in den Dollar oder eine akute Krisengefahr, ziehen nicht. Der Dollar ist eher am Erstarken, und allgemein ist es an den Finanzmärkten ruhig, trotz zunehmender geopolitischer Spannungen.
 
Es sind bisher eher langfristig orientierte Investoren, die vermehrt Goldbarren kaufen. Etwa die Zentralbanken zur besseren Diversifikation ihrer Währungsreserven, und anscheinend auch vermögende Asiatinnen und Asiaten. Sie schauen weniger auf das Auf und Ab der Zinsen, sondern wollen einfach ihr Geld in Sicherheit bringen, was der chinesische Immobilienmarkt nicht mehr bieten kann, der regionale Aktienmarkt schon gar nicht. Auch in Japan zieht die Nachfrage an: Dort müssen sich die Menschen erstmals seit vierzig Jahren Gedanken über Inflation und Geldentwertung machen. All das gibt dem Goldpreis ein Stütze, erklärt aber nicht die Rally.

Entscheidend für die Preisfindung am Edelmetallmarkt ist nach wie vor das sogenannte Papiergold, also an der Börse gehandelte Terminkontrakte für Gold (Comex-Futures).
Sie werden von spezialisierten Hedgefonds genutzt, um von Preistrends zu profitieren, und werden häufig eingesetzt, um selbst Preistrends zu verstärken, wie das jetzt der Fall ist. Die Long-Positionen grosser Spekulanten waren schon lange nicht mehr so ausgeprägt, wie Daten der US-Terminbörsenaufsicht zeigen.

Das kann sich aber ebenso schnell wieder ändern. Deshalb steht die Gold-Rally auf wackligen Beinen. Nachhaltig steigt der Goldpreis nur, wenn auch das Fundament dafür stimmt. Das heisst: eine sehr schwache Konjunktur mit tiefen oder fallenden Zinsen, eine Finanzkrise oder ein Kollaps des US-Dollars. Diese Wette würde ich derzeit aber nicht eingehen.