Die Leitzinsen in der Schweiz könnten mittelfristig weiter steigen, erklärte Thomas Jordan, der Chef der Schweizerischen Nationalbank (SNB), am Freitag in einer Rede an der Universität Luzern.
Die Inflation sei in der Eidgenossenschaft zwar niedriger als anderswo. «Doch auch hierzulande ist sie deutlich stärker angestiegen, als gemeinhin erwartet wurde», sagte Jordan. «Es ist nicht auszuschliessen, dass weitere Zinserhöhungen nötig sein werden, um die Preisstabilität in der mittleren Frist zu gewährleisten.»
Die SNB hat am Donnerstag die Leitzinsen um 75 Basispunkte auf 0,5 Prozent erhöht und damit als letzte Zentralbank des Kontinents die Ära der Negativzinsen in Europa hinter sich gelassen. Die Höhe der Anhebung war von Ökonomen vorhergesagt worden war. Der Schweizer Franken fiel dennoch, was darauf hindeutet, dass die Märkte einen grösseren Zinsschritt erwartet hatten.
Die Schweizer Inflation ist im August auf 3,5 Prozent gestiegen. Sie betrug damit zwar nur etwa ein Drittel des Tempos in der umliegenden Eurozone, hatte jedoch immer noch das höchste Niveau, das in der Schweiz seit 1991 verzeichnet wurde.
Es mehrten sich die Anzeichen, so Jordan, «dass Preiserhöhungen verstärkt auf Waren und Dienstleistungen übergreifen, die nicht direkt vom Krieg in der Ukraine oder von den Pandemiefolgen betroffen sind.»
Die nächste geldpolitische Sitzung der SNB steht am 15. Dezember an. Sollte sich der Inflationsausblick jedoch komplett ändern, könnte die Notenbank ihre Geldpolitik aber auch ausserplanmässig anpassen, wie Jordan am Donnerstag im Gespräch mit Bloomberg TV sagte.
(Bloomberg/Ink)