So auf den ersten Blick scheint das nicht zusammenzupassen: einerseits der Döltschiweg im beschaulichen Wohnquartier des Kreis 3, anderseits ein «Hospitality-Blitz» aus Dubai, dem Las Vegas des Mittleren Ostens – und mittendrin ein umtriebiger Unternehmer aus Indien. Und doch: Kabir Mulchandani, 49, eröffnet Ende Juni das «Five Zürich».
Sein Flair fürs Business erkannte Mulchandani, nach Studienjahren an der US-amerikanischen Stanford University, im Unterhaltungselektronik-Sektor. Seine Eltern führten einen Familienbetrieb in Mumbai. «Durch sie lernte ich die Welt kennen und gute Hotels schätzen», erinnert er sich.
Seinen Berufsweg entscheidend beeinflusst hat jedoch der Umzug 2011 nach Dubai, wo Mulchandani noch heute mit seiner Frau und vier Kindern lebt.
Der rasant wachsende Immobiliensektor Dubais drängte sich auf: «Ich hatte Mittel zum Investieren und die richtigen Partner dazu. Wir wollten auf der künstlichen Insel Palm Jumeirah ein aussergewöhnliches Hotel bauen und konnten dann 2016 das damals Viceroy Palm Jumeirah genannte Hotel mit über 600 Units eröffnen.» Ab 2017 hiess sein Unternehmen Five und auch alle Hotels.
Mulchandani zahlte 90 Millionen Franken
Auf Zürich aufmerksam gemacht wurde Mulchandani 2019, als ein Freund im damaligen «Atlantis by Giardino» übernachtete und erfuhr, dass das Hotel bald schliessen würde und zum Verkauf stand.
«Das war ein Glückstreffer, aber nur, weil die zwei relevanten Five-Werte vorhanden waren: Einerseits wollen wir aussergewöhnliche Gourmeterlebnisse anbieten, der Markt Zürich ist offen dafür, und anderseits viel und geeigneten Platz für Unterhaltung und Spass anbieten. Und der war mit der Royal Residence und deren 2000 m2 Grundfläche vorhanden.»
Die katarischen Vorbesitzer hatten über die Jahre einiges investiert, und so kolportiert man in der Branche, dass Mulchandani mit rund 90 Millionen Franken ein echtes Schnäppchen gemacht hätte.
Der Unternehmer schweigt dazu lächelnd, insistiert aber gleichzeitig, dass jede Immobilie nur dann Sinn mache, wenn man damit erfolgreich und nachhaltig arbeiten könne.
«Deshalb mussten wir auch weitere 25 Millionen in den Umbau investieren, um ein Produkt zu erhalten, dass zu unserem Publikum passt.»
Hotel soll auch Unterhaltung anbieten
«Five Zürich» soll nicht nur ein Hotel sein, sondern ein Unterhaltungsspektakel für die urbanen Menschen bieten. Dies will man mit 87 grosszügigen Zimmern, Wellnessbereichen, vielen Restaurants, Bars, Musik und Events anbieten.
Der Österreicher Markus Rapatz, zuletzt Direktor des Hilton in Dresden, wird das neue Hotel führen und freut sich: «Spannend ist unsere kulinarische Ausrichtung, die nicht nur Hotelgäste erreichen wird, sondern auch Einheimische. Wir bieten ein chinesisches Gourmet-Restaurant an, ein Streetfood-Outlet, ein japanisches Lounge-Konzept sowie ein Fine-Dining-Fusion-Erlebnis. Top-Treffpunkt wird die Penthouse-Lounge; mit 250 Essplätzen und weiteren Plätzen an der Bar oder auf der grossartigen Terrasse.»
Die Verbindung zwischen den Hotels in Dubai und der Neueröffnung in Zürich sind für Kabir Mulchandani offensichtlich: «In Dubai kommen fast 5 Prozent unserer Gäste aus der Schweiz. Und diese Kunden, die einmal in Dubai positive Erfahrungen gemacht haben, werden bestimmt auch bei uns am Üetliberg reinschauen. Und umgekehrt, wer ab diesem Wochenende bei uns übernachtet, diniert oder feiert, dürfte sich auch für unser Angebot in Dubai interessieren. Diese Logik funktioniert jedoch nur, wenn wir exzellente Gastfreundschaft anbieten.»
«Ibiza wäre cool»
Mulchandani fühlt sich in Zürich wohl: «Rund ein Viertel der Einwohner und Einwohnerinnen haben einen ausländischen Hintergrund und es gibt 171 Nationalitäten.
Da passt, dass unsere 200 Angestellten auch aus fast 60 Nationen stammen. Diese Diversität löst positive Energien aus und gibt mir Zuversicht, dass wir in Zürich erfolgreich arbeiten werden.»
Laut dem Gründer will Five weiterwachsen, aber nur organisch – und «es muss einfach perfekt passen»: Nächstes Jahr eröffnet man zusätzliche sechzig Zimmer in der Dependance des «Five Zürich», ein weiteres Hotel in Dubai sowie in zwei Jahren hoffentlich weitere Häuser in Europa.
Mulchandani träumt schon davon: «Ibiza wäre cool – und London natürlich; beide Destinationen sind auch in der Schweiz sehr beliebt, also ideal für Cross-Selling an unsere lokalen Stammkunden.»