Die Finanzkrise hat auch das Wein-Anlagegeschäft erfasst.
Wenn die Aktienbörsen vom Blues geschüttelt werden, halten die Investoren nach Alternativen Ausschau. Doch dieser Tage lässt sich wenig Attraktives ausmachen: Die Rohstoffe leiden unter der Rezession, Festverzinsliches hat im Umfeld tiefer Zinsen an Sexappeal verloren, der jahrelang mit Preisexzessen für Schlagzeilen sorgende Kunstmarkt wird seit kurzem von Abstürzen heimgesucht. Wohin also mit dem Geld?
Boomen die Börsen, trinken die Investoren teuerste Weine – fallen die Aktienkurse, suchen sie Trost in Wein-Investments. Die Nachfrage ist lange gestiegen, über die letzten Monate wurden viele neue Weinfonds gegründet. Doch die Finanzkrise hat nun auch das Geschäft mit kostspieligen Rebensäften erreicht. Der Liv-ex 100 Fine Wine Index – das Preisbarometer für Spitzenweine orientiert sich zu 92,4 Prozent am Bordelais – ist seit Herbst 2008 um mehr als 20 Prozent gefallen. Die grossen Auktionshäuser registrieren eine sinkende Nachfrage und damit rückläufige Preise. Und die Zürcher Firma Steinfels Weinauktionen schreibt im Vorfeld ihrer nächsten Versteigerung, dass die Schätzpreise innerhalb von 14 Monaten um rund 40 Prozent nach unten angepasst werden mussten. Käufer aus Europa und den USA üben sich schon seit geraumer Zeit in Abstinenz. Zunehmend bleiben aber auch die Neureichen aus China und Russland, welche die Preise für Edelgewächse aus den Weinregionen Bordeaux und Burgund in schwindelnde Höhen trieben, den Auktionen fern.
Wenn Sie trotz ersten Anzeichen eines veritablen Katers auf Rebensäfte setzen wollen, tun Sie dies über Weinfonds wie Vinum Fine Wine, Wine Investment, Arch Fine Wine IC oder Nobles Crus. Stellen Sie auf keinen Fall selbst eine Auswahl zusammen; dazu gehören Fachwissen, ein speziell ausgerüsteter Keller sowie ein meist happiger Kapitaleinsatz. Oft fallen beim Verkauf von Kleinmengen saftige Preisnachlässe von bis zu 40 Prozent an. Ich geniesse schöne Weine lieber bei einem guten Essen oder zu einer Zigarre – es muss ja nicht unbedingt ein Château Pétrus oder ein Romanée-Conti sein.
Logitech in der Mausefalle
Seit Monaten stehen die Aktien von Logitech unter Abgabedruck. Als der Hersteller von Computerzubehör jüngst die Zahlen für das dritte Quartal vorlegte, erhielten die Titel nochmals eins aufs Dach. Nicht zu Unrecht, denn der Umsatz war, erstmals seit vielen Jahren, rückläufig, der Betriebsgewinn brach um zwei Drittel ein. Wegen des schwachen Konjunkturverlaufs wird Logitech-CEO Gerald Quindlen wohl noch auf lange Zeit hinaus keine deutliche Absatzbelebung vermelden können. Dennoch wurden die Aktien für meinen Geschmack etwas gar stark nach unten geprügelt; die Papiere notieren rund drei Viertel unter dem Höchstkurs. Zum aktuellen Preis werden die Logitech-Valoren mit einem für dieses Jahr geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnis von lediglich 7,3 bewertet. Eine gute Kaufgelegenheit für langfristig denkende Anleger, die das Risiko nicht scheuen.
Kantonalbanken bieten mehr als schöne Dividendenrenditen
Ich habe an dieser Stelle immer wieder die Titel von einigen Kantonalbanken empfohlen. Denn diese Papiere bieten traditionell eine überdurchschnittlich hohe Dividendenrendite. Dazu gesellt sich dank der Staatsgarantie eine grosse Sicherheit für die Anleger. Diese beiden Vorteile muss sich der Investor damit erkaufen, dass die Kantonalbankvaloren in normalen Zeiten keine überbordende Kursfantasie bergen. Doch die Zeiten sind nicht normal; die Papiere der Staatsbanken jedenfalls haben sich über die letzten Monate super gehalten und das Börsenbarometer SPI klar ausgestochen.
Die Kantonalbanken schlagen sich in der gegenwärtigen Finanzkrise weitaus besser als die meisten Vertreter der Bankbranche. Das belegen die ersten Abschlüsse für das Jahr 2008. So hat die Zuger KB den um die Reservezuweisungen bereinigten Gewinn um 8,7 Prozent gesteigert. Die Graubündner KB weist beim um ausserordentliche Bankrisiken bereinigten Gewinn gar ein Plus von 14 Prozent aus. Die Luzerner KB musste zwar einen Gewinnrückgang um 4,7 Prozent melden, doch gewann das Institut 18 000 neue Kunden und registrierte einen Neugeldzufluss von netto 2,9 Milliarden Franken.
Während die Kantonalbanken von Zug und Graubünden ihre Dividende erhöhen, richten die Luzerner eine unveränderte Ausschüttung aus. Während die Titel der Graubündner KB neu 3,2 Prozent rentieren, sind bei der Luzerner KB 4,0 – die Staatsbank der Leuchtenstadt hat im Private-Banking-Rating der BILANZ als beste «Universalbank regional» abgeschnitten – und bei der Zuger KB sogar 4,4 Prozent zu holen. Wer auf die Papiere der Kantonalbanken setzt, streicht nicht nur anständige Renditen ein, sondern schläft auch ruhiger, als wenn er Titel der Grossbanken im Depot hält.
Nobel Biocare klagt unverändert über Zahnschmerzen
«Organisation gestärkt – bedeutende strategische Akquisitionen getätigt – Umsatz leicht unter Vorjahr – Cashflow deutlich gesteigert – starke Finanzbasis.» Mit diesen Schlagworten war die Medienmitteilung zum Abschluss 2008 von Nobel Biocare überschrieben. Da lacht das Herz des Aktionärs, bis er die Zahlen genauer anschaut. Und dann ist fertig lustig; das Ebit ist um 39 und der Gewinn um 34 Prozent geschrumpft, die Eigenkapitalrendite hat sich um 16 Prozent zurückgebildet. Die Analysten, mit denen ich über den Abschluss gesprochen habe, waren jedenfalls ausnahmslos enttäuscht.
CEO Domenico Scala wollte für das neue Geschäftsjahr keine Prognose abgeben. Angesichts der unsicheren Rahmenbedingungen kann ich diese Zurückhaltung verstehen. Beim längerfristigen Ausblick gibt er sich dagegen optimistisch. Nur darf man von einem Konzernchef keinen Pessimismus erwarten. Scala hat recht, das Interesse an Implantaten ist unverändert gross. Doch solange die Rezession anhält, schieben die Kunden den teuren Zahnersatz hinaus. Für mich gehören Nobel Biocare zu den Aktien mit dem grössten Aufholpotenzial. Allerdings drängt sich ein Einstieg vorderhand nicht auf; das Unternehmen dürfte 2009 wohl nochmals mit enttäuschenden Zahlen aufwarten.