Design kann vieles. Einem schönen Kugelschreiber wird mehr Sorge getragen. Formvollendete Designermöbel überleben alle Modetrends. 

Ob aber neu designte Geldscheine helfen, den stetigen Bedeutungsverlust von Bargeld in der Gesellschaft zu bremsen, ist zu bezweifeln. Doch das ist die zentrale Frage, die sich im Zusammenhang mit der Entwicklung der neuen Banknotenserie der SNB stellt. Und nicht, welches Sujet für welche Höhenlage gewählt wird. Ein Zahlungsmittel muss nicht schön sein, sondern praktisch.

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Fakt ist: Bargeld verliert auch in der Schweiz rapide an Bedeutung. Zwischen 2017 und 2022 ist der Anteil an den alltäglichen, unregelmässigen Transaktionen in Bar von 70 auf 36 Prozent gesunken. Plastikgeld und Bezahl-Apps wie Twint sind auf dem Vormarsch. Wertmässig ist Bargeld mit einem Anteil von 20 Prozent längst von der Debitkarte als wichtigstes Zahlungsmittel abgelöst worden.

Gefährliche Negativspirale

Zuletzt hat der Trend weg vom Bargeld zwar an Tempo verloren, die Richtung ist aber eindeutig. In Schweden, einem Vorreiter der Digitalisierung, ist der Cash-Anteil auf unter 10 Prozent gefallen.

Wenn Bargeld kaum mehr genutzt wird, kann eine Negativspirale den Niedergang beschleunigen. Für die Banken lohnt sich der Unterhalt der Bargeldinfrastruktur immer weniger, sie bauen Bankomaten ab. Dann ist noch weniger Bargeld im Umlauf, die Geschäfte passen sich an und akzeptieren Cash immer weniger. 

Diesen Teufelskreis gilt es zu unterbinden – das sagt nicht nur die SNB, sondern so will es das Volk. Das ist das Paradoxe: Trotz der Popularität von Twint und Karte ist es den Leuten wichtig, dass sie die Möglichkeit haben, mit Bargeld zu bezahlen. Das zeigen die Umfragen ebenfalls.

SNB-Chef Schlegel sagt deshalb zu Recht, dass die Bevölkerung auch Bargeld nutzen müsse, wenn sie es erhalten wolle.

Die Neugestaltung ist ein weiteres Bekenntnis der SNB zum Bargeld, das für alle zugänglich und einfach zu handhaben ist. Doch wenn Schlegel den Niedergang des Bargeldes verhindern will, muss er sich andere Massnahmen überlegen als ein schönes Design und den Appell an alle, doch bitte weiter Bargeld zu nutzen.

Denn dazu zwingen kann die SNB niemanden. Aber sie könnte sich zum Beispiel an den Kosten der Bargeldinfrastruktur beteiligen. Dann kommen die schönen Nötli auch in den Umlauf.