Diese Wetten sind nicht aufgegangen: Hedgefonds haben in diesem Jahr viel Geld verloren, weil sie auf fallende Kurse bei Kreuzfahrtanbietern und Hotels gesetzt haben, wie die «Financial Times» schreibt. Laut Daten von S3 Partners belaufen sich die Marktwertverluste auf 6,4 Milliarden Dollar.
Die zwei Kreuzfahrtgesellschaften Royal Caribbean und Carnival gehören zu jenen Unternehmen im US-Aktienindex S&P 500, die am stärksten geshortet wurden. Entgegen der Erwartungen der Leerverkäufer haben die beiden Firmen ihren Wert in diesem Jahr mehr als verdoppelt. Die Aktie der Royal Caribbean Group legte seit Jahresbeginn um 114 Prozent zu, jene des Konkurrenten Carnival gar um 120 Prozent.
Die zwei in Miami beheimateten Kreuzfahrtanbieter sowie der kleinere Mitbewerber Norwegian sind für fast die Hälfte der Marktverluste verantwortlich. Konkret entfallen 2,9 Milliarden Dollar auf die drei Unternehmen. Ebenfalls zu hohen Verlusten bei Hedgefonds haben der Bettenvermittler Airbnb und die Hotel-Buchungsplattform Booking.com geführt.
Robuste US-Wirtschaft erwischte Hedgefonds auf falschem Fuss
Zu den Hedgefonds, die Short-Positionen von Carnival halten, gehören die beiden in Grossbritannien sitzenden Investmentvehikel Qube Research & Technologies und Tellworth Investments. Beide Unternehmen haben sich gegenüber der «Financial Times» nicht geäussert.
Dass die Hedgefonds nun auf so hohen Verlusten sitzen, hat mit der überraschend standhaften Wirtschaft in den USA zu tun. Zu Jahresbeginn gingen viele US-Anlegerinnen und -Anleger von einer sich anbahnenden Rezession aus. Das veranlasste sie, besonders anfällige Sektoren zu meiden – oder eben gegen Unternehmen aus diesen Branchen zu wetten.
Kreuzfahrtgesellschaften galten als gefährdet. Einerseits leidet die Ferien- und Unterhaltungsbranche generell, wenn der Wirtschaftsmotor ins Stocken gerät. Andererseits haben die Cruiseliner während der Corona-Pandemie hohe Schulden angehäuft, weil ihre Flotten in den Häfen bleiben mussten. Der Schuldenberg von Carnival erreichte im ersten Quartal dieses Jahres den Höchstwert von mehr als 35 Milliarden Dollar. Ende 2019 hatte er noch bei rund 10 Milliarden Dollar gelegen.
Mit ihren jüngsten Quartalsergebnissen sind jedoch Norwegian und Royal Caribbean in die Gewinnzone zurückgekehrt. Carnvial hat seine Verluste im Vergleich zum Vorjahr immerhin um 78 Prozent verringern können. Dank der steigenden Einnahmen ist es den Kreuzfahrtgesellschaften auch gelungen, ihre hohen Schulden abzubauen.
Carnival-CEO Josh Weinstein sprach bei der Präsentation der Zahlen von einer «phänomenalen Wellensaison». Und Konkurrent Royal Caribbean, der kürzlich zum dritten Mal innert drei Monaten seine Gewinnprognose angehoben hat, liess verlauten, dass «der nordamerikanische Verbraucher unglaublich stark bleibt».
(mth)