Lange Zeit galt die Marke von 100’000 Dollar als magisches Preisziel unter Bitcoin-Enthusiasten. Mit der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten hat sich eine beispiellose Kryptorally in Gang gesetzt und die älteste Kryptowährung der Welt kürzlich auf ein Rekordhoch von 98’453 Dollar getrieben. Seit Jahresbeginn hat der Bitcoin um mehr als 130 Prozent zugelegt.
Dies sind die wichtigsten Fragen und Antworten für Investierende zur weiteren Entwicklung an den Kryptomärkten:
1. Warum legt der Bitcoin in den letzten Wochen und Monaten so stark zu?
Seit dem Wahlsieg von Donald Trump verzeichnen Kryptowährungen hohe Kurssteigerungen. Der angehende US-Präsident hatte im Wahlkampf zugesichert, die USA zur «Krypto-Hauptstadt» der Welt zu machen. Viele Marktteilnehmer erwarten nun einen erleichterten Zugang zu den Finanzmärkten. Kaum erstaunlich deshalb, hat Gary Gensler, der Chef der Börsenaufsicht Securities and Exchange Commission (SEC) und unmissverständlicher Krypto-Kritiker, jüngst seine Kündigung eingereicht.
Für die Kursrally gibt es neben einer erwartet kryptofreundlichen Regierung in Washington einen weiteren, wichtigen Grund. Waren vor einigen Zeit nur überzeugte Krypto-Anhänger investiert, haben sich die Kryptowährungen mittlerweile zu einer eigenständigen Anlageklasse gemausert.
Die breitere Akzeptanz ist auf die Einführung von Bitcoin-ETF - sogenannte Exchange Traded Funds - Anfang 2024 in den USA zurückzuführen. Investierende müssen Bitcoin nun nicht mehr umständlich in einem Wallet aufbewahren, sondern können die ETF direkt im Bankdepot halten.
Mit diesen ETF haben auch institutionelle Anleger wie Pensionskassen die Möglichkeit, in Bitcoin zu investieren. Entsprechend ist die Nachfrage dieser Anlegergruppe in den letzten Monaten regelrecht explodiert und bescherte den Bitcoin-ETF rekordhohe Neugeldzuflüsse.
2. Ist das ganze Krypto-System nachhaltig und zukunftsfähig?
Kryptowährungen sind auf der sogenannten Blockchain aufgebaut. Diese unterscheidet sich wesentlich vom heutigen Finanzsystem, wo Kundinnen und Kunden bei Finanztransaktionen auf eine Bank angewiesen sind. Die Banken und Finanzintermediäre stellen dabei sicher, dass das Geld bei einer Überweisung beim Empfänger ankommt.
Den Grundstein für eine vollständig digitale Währung ohne Banken legte dagegen Satoshi Nakamoto im Jahr 2008, in dem die Grundsätze einer neuen Art von digitalem Geld namens Bitcoin festgelegt wurden. Bei diesem sich ständig selbst überprüfenden Netzwerk liegen die Vorteile auf der Hand: Das Netzwerk wird nicht von Personen, Unternehmen oder einem Land kontrolliert.
Aufgrund dieser Alleinstellungsmerkmale gehört dieser neuen Art von Finanztransaktionen gemäss vielen Experten die Zukunft. Sie weist tiefere Transaktionsgebühren auf und wird als unabhängiger, schneller und sicherer charakterisiert.
Ein Beispiel dieser sogenannten dezentralisierten Blockchain-Applikation ist Chainlink. Dieses System nutzt zunächst die herkömmlichen Nachrichten des Zahlungssystems Swift, um Transaktionsdetails zu verarbeiten. Diese werden anschliessend in die Infrastruktur von Chainlink eingebettet, um diese Nachrichten in sichere, schnelle Blockchain-Transaktionen umzuwandeln.
Diesem Optimismus bei der Nachhaltigkeit halten Kritiker entgegen, die Adaption befinde sich erst in einem frühen Stadium. Damit sind verschiedene Risiken verbunden. Aus regulatorischer Sicht kann es einerseits viel länger dauern, bis die Integration in die bestehenden Finanzarchitektur tatsächlich vollzogen ist respektive sich als Alternative etabliert hat. Ebenso können andererseits neue Blockchain-Technologien innerhalb des Banken- oder Zentralbanken-Netzwerkes entstehen, welche heute bekannte Krypto-Applikationen überflüssig und damit deren Tokens wertlos machen.
3. Welche Gründe sprechen für eine weiteren Anstieg von Bitcoin?
Der bemerkenswerte Aufstieg des Bitcoin ist zum einen auf die Anhänger des Tokens zurückzuführen, deren Schlachtruf «HODL» lautet. Das Wort entstand als falsch geschriebenes «HOLD» respektive «Halten» in einem Online-Beitrag. Heute bedeutet dies unter Krypto-Investierenden «um jeden Preis am Bitcoin-Investment festhalten».
Dieses «HODL»-Muster hat sich im jüngsten Kursaufstieg einmal mehr bestätigt. Immer mehr Bitcoins verschwanden in Wallets, die über längere Zeit nicht bei einem Broker oder Kryptohändler zum Verkauf auf der Blockchain auftauchen, wie die Research-Boutique Blockworks kürzlich schrieb. Das heisst, immer weniger verfügbare Bitcoins treffen auf Kaufwillige. Das treibt den Preis in die Höhe.
Ein zentrales Argument der Bitcoin-Bullen ist zum anderen die limitierte Anzahl von Bitcoins, die zukünftig im Umlauf sein wird. Die Anzahl ist seit der Einführung der grössten Kryptowährung auf maximal 21 Millionen begrenzt. Dem steht auf der anderen Seite die Geldmenge der Zentralbanken gegenüber, welche sich laufend erhöht. Bei höheren Staatsschulden oder steigenden Inflationsraten wertet sich das konventionelle Geld entsprechend ab. Beim Bitcoin ist dagegen eine solche Verwässerung ausgeschlossen.
Entsprechend euphorisch sind diverse Investorinnen und Investoren für die weitere Kursentwicklung. Die US-Tech-Investorin Cathie Wood von ARK Investments ruft beim Bitcoin schon seit einiger Zeit ein Kursziel von einer Million Dollar im Jahr 2030 aus. Kurzfristiger sieht der US-Vermögensverwalter und ETF-Anbieter VanEck einen Wert beim Bitcoin von 180’000 Dollar. Diese Prognose basiert auf der aktuell florierenden Marktdynamik, die durch günstige regulatorische Rahmenbedingungen und eine wachsende institutionelle Nachfrage unterstützt wird.
4. Welche Gefahren gibt es bei Bitcoin und Kryptowährungen?
Die Preise von Kryptowährungen sind schwankungsanfällig. Obwohl diese Tagesschwankungen gemäss des Informationsdienstes Coinglass von neun Prozent während der Corona-Krise auf nunmehr rund zwei Prozent zurückgegangen sind, verhält sich der Bitcoin immer noch deutlich volatiler als Aktien- oder Obligationenanlagen.
An den Finanzmärkten kann nach einer fulminanten Rally eine Korrektur nie ausgeschlossen werden. Das Sprichwort, wonach es anders kommt, als man denkt, hat noch immer seine Gültigkeit. Dies zeigt ein Blick in die Bitcoin-Vergangenheit, wo es immer wieder zu schmerzhaften Preiskorrekturen kam. Dies geschah meistens dann, wenn es in der Euphorie zu «Übertreibungen» kam. Gerade im jetzigen Umfeld, wo viele gute Nachrichten bereits im Preis enthalten sind, kann es zu Korrekturen kommen.
5. Kann der Bitcoin nochmals so stark einbrechen wie 2020 oder 2022?
Das hält Eric Demuth, CEO von Europas grösster Kryptobörse Bitpanda, für "sehr unwahrscheinlich", gerade weil viel institutionelles Geld in den letzten Jahren hereingekommen ist, wie er im im cash-Interview hier festhielt. Der ganze Markt ist entsprechend erwachsen geworden. Positiv stuft der Bitpanda-CEO den Umstand einer Regulierung in den USA ein, die künftig zusätzliche Sicherheit bietet. Durch die neue Präsidentschaft wird es dort im nächsten Jahr mehr Regulierung geben, die einen Aufschwung der Kryptowährungen begünstigt.
6. Welche Alternativen gibt es zu Bitcoin?
Eine mögliche Alternative zu Bitcoin sind «Alternative Coins» - abgekürzt «Altcoins». Der Begriff beschreibt Kryptowährungen und Token, die als Alternativen der ersten und ältesten Kryptowährung Bitcoin veröffentlicht wurden. Bekannte Altcoins sind zum Beispiel Cardano, Chainlink, Ethereum, Polkadot, Solana oder Ripple (XRP).
Trotz der jüngsten Rally hinken die Altcoins der Kursentwicklung des Bitcoin über die letzten drei Jahre hinterher. Das könnte sich nun aber ändern. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt erst nach dem Erreichen eines neuen, markanten Allzeithochs beim Bitcoin eine Rotation in die kleineren Kryptowährungen, erklärt Stefan Höchle, Head Investment Strategy von Digital Asset Solutions auf Anfrage von cash.ch. «Wir erwarten über die kommenden Monate ein ähnliches Muster. Erste Anzeichen solcher Rotationen machen sich jetzt bemerkbar. Dem Gesamtmarkt stehen wir nach wie vor optimistisch gegenüber, auch wenn kurzfristige Korrekturen früher oder später eintreten werden.»
7. Ist es zu spät, um in Bitcoin zu investieren?
Es ist keine gute Idee, als Anlegerin oder Anleger einer Kursrally hinterher zu rennen. Es gilt zu akzeptieren, dass man spät dran ist und die Chance der letzten Monate verpasst hat. Wer jetzt einsteigen will, sollte sich deshalb für ein gestaffeltes Vorgehen entscheiden. Das heisst, Kryptowährungen oder ETFs auf Kryptowährungen werden über einen längeren Zeitraum zum Beispiel zum Monatsende gekauft - wie bei einem Dauerauftrag. Dies hat den Vorteil, dass Anlegerinnen und Anleger über die Zeit zu einem Durchschnittspreis kaufen und nicht das Risiko eingehen, die gesamte Summe genau auf dem Höhepunkt zu investieren.
8. Wie investiere ich in Bitcoin und Kryptowährungen?
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um in Bitcoin zu investieren. Einerseits können Anleger den Token direkt kaufen und in einem sogenannten Wallet speichern. Der einfachere Weg ist jedoch der Kauf eines Bitcoin-ETF. Diese legen das Geld eins zu eins in Bitcoin an. Der von Blackrock aufgelegte «iShares Bitcoin Trust ETF» hat das höchste Anlagevolumen. An der US-Börse sind insgesamt neun Bitcoin-ETF registriert. Die Übersicht von cash.ch finden Sie hier.
Eine weitere Möglichkeit ist ein ETF-Sparplan, wo ebenfalls in ETFs auf Kryptowährungen investiert werden kann. Die minimale monatliche Anlagesumme beträgt 100 Franken. Der Plan ist damit auch für Privatpersonen mit kleinem Budget geeignet (Hier geht es zum cash-ETF-Fondssparplan).
Wer nicht alles Geld auf Bitcoin setzen will und einen diversifizierten Basket bevorzugt, wird mit dem «21Shares Crypto Basket 10 ETP» fündig. Das an der SIX kotierte Exchange-Traded-Produkt (ETP) investiert in die zehn am höchsten kapitalisierten Kryptowährungen. Der ETP bietet Zugang sowohl zu etablierten Large-Cap-Krypto-Assets wie Bitcoin und Ethereum als auch zu Mid-Caps wie Chainlink, Solana oder Ripple (XRP).
Dieser Artikel erschien zuerst bei cash.ch unter dem Titel «Bitcoin & Co: Lohnt sich der Einstieg überhaupt noch?»