Der Chart – auf den ersten Blick eine Katastrophe. Denn in den letzten zwölf Monaten hat sich die Aktie von Paragon geviertelt. Grund für den Kursrückschlag sind aber nicht flaue Geschäfte, sondern der Börsengang der Tochter Voltabox im Oktober 2017 und damit verbunden eine hohe Bewertung.
Damals herrschte nämlich noch eitel Sonnenschein am deutschen Aktienmarkt und angesichts der Debatte um Diesel und den Umweltschutz war das Thema Elektromobilität bei Anlegern heiss begehrt. In diesem Umfeld war Voltabox als Anbieter von Lithium-Ionen-Batteriesystemen Börsianern lieb und teuer und bei einem extrem hohen Kurs/Buchwert-Verhältnis von knapp 20 rund 500 Millionen Euro wert. Die Euphorie ist inzwischen längst verfolgen, auch Voltabox hat sich gedrittelt.
Weniger ein klassischer Autozulieferer…
Der Wertverfall des 60-prozentigen Anteils von Paragon an der Tochter hat entsprechend auch die Aktie der Konzernmutter nach unten gedrückt. Denn Voltabox kostet an der Börse in etwa doppelt so viel wie Paragon. Nun aber ist Paragon nach dem Kursverfall wieder vielversprechend.
Paragon setzt mit seinen Produkten – dazu zählen insbesondere die genannten Batteriesysteme, Kinematik sowie digitale Systeme und künstliche Intelligenz – auf wachstumsstarke Zukunftsmärkte. Dabei ist Paragon nicht einmal so sehr vom Automarkt abhängig. Denn die Batterien werden vor allem in den industriellen Bereich wie etwa für Gabelstapler oder Oberleitungsbusse geliefert. Aber auch der Massenmarkt mit Starterbatterien für Motorräder steht auf der Liste. Durch die Übernahme des Batteriespezialisten Accurate im vergangenen Jahr wird nun auch das Wachstumssegment der Elektrofahrräder erschlossen.
… vielmehr ein Experte für Elektromobilität und künstliche Intelligenz
Zudem kamen im vergangenen Jahr mit SemVox und LPG zwei weitere wachstumsstarke Töchter in den Paragon-Konzern. SemVox ist Anbieter im Bereich der künstlichen Intelligenz und beliefert bereits verschiedene Fahrzeugtypen mit seinen Systemen. Damit sieht sich Paragon der Konkurrenz technologisch um Jahre voraus. Neuerwerb LPG wiederum dürfte als Spezialist für Lautsprecher und Akustik schon bald für Elektroautos wichtig werden.
Denn ab 1. Juli müssen in der EU neue Typen von Hybrid- und E-Fahrzeugen zum Schutz von Fussgängern Warntöne von sich geben damit sie überhaupt gehört werden. Und so erfreut sich Paragon mit seiner Technologie über rasantes Wachstum, obwohl die Autoindustrie als Ganzes derzeit eher über eine Flaute klagt. Die Zahlen zeigen rasante Zuwächse. So steigerte das Unternehmen aus Delbrück den Umsatz im vergangenen Jahr Schätzungen zufolge um 45 bis 50 Prozent auf etwa 185 Millionen Euro. Bei einem Auftragsbestand bis Mitte 2023 von 2,0 Milliarden Euro besteht in den nächsten Jahren genug Potential für einen Umsatz von 400 Millionen Euro pro Jahr. In diesem und nächsten Jahr ist mit einem Umsatz- und Gewinnschub zu rechnen. Die Aktie könnte schon bald zum nächsten Höhenflug ansetzen.
Paragon AG
ISIN: DE0005558696
Gewinn je Aktie 2020e: 2,50 €
KGV 2020e: 7,2
Dividende/Rendite 2018e: 0,25 €/1,4%
EK je Aktie: 26,40 €
EK-Quote: 53,8%
KBV: 0,7
Kurs/Ziel/Stopp: 18,0/25,50/12,40 €
* Georg Pröbstl ist Chefredaktor des Börsenbriefs Value-Depesche.