Es gibt zwei untrügliche Zeichen dafür, dass eine neue Technik sich bald durchsetzt. Das eine: Der Westen diskutiert über Verbote. Das andere: Die Chinesen schmieden einen Plan. In Sachen Elektromobilität kommt gerade beides zusammen. Das Industrieministerium in Peking hat vor wenigen Tagen bekannt gegeben, mehr Elektroautos und Hybridmodelle in den Handel bringen zu wollen.

Erster Teil des Plans: In zwei Jahren sollen mindestens acht Prozent des Auto-Absatzes der grossen Hersteller auf batteriebetriebene Fahrzeuge entfallen. Zweiter Teil: In vier Jahren sollen 70 Prozent der in China verkauften Elektroautos von chinesischen Herstellern stammen. Derweil diskutieren die arrivierten Industriestaaten, wie sie dem Benzin- und Dieselmotor den Garaus machen. Auf immer härtere Abgas-Vorschriften folgte in Deutschland, dem Mutterland der Mobilität, zunächst eine bis zu 4000 Euro schwere Prämie für Käufer von Elektroautos. Und nun wollen die Grünen auf einem Parteitag im November möglicherweise sogar ein radikales Verbot für Verbrennungsmotoren ab dem Jahr 2030 beschliessen.

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Kooperationen untereinander

Es ist also mächtig Bewegung in der Fahrzeugindustrie – und das, obwohl die Marktanteile der Elektroautos nach wie vor kaum messbar sind. Auch die Hersteller fokussieren ihre Entwicklungsarbeit längst auf das kommende elektromobile Zeitalter. Daimler hat gerade die neue Dachmarke EQ für alle Aktivtäten rund um den Elektromotor erfunden. Volkswagen will Mitte des nächsten Jahrzehnts jährlich eine Million Elektroautos bauen. Und der äusserst erfolgreiche US-Elektroauto-Pionier Tesla kooperiert inzwischen in Sachen Batterieantrieb mit dem japanischen Elektronik-Panasonic – und wird schon bald in der gemeinsamen «Gigafactory» im ganz grossen Stil Akkus produzieren.

Der Panasonic-Deal zeigt auch: Der heraufziehende Elektroauto-Boom wird die Industrie radikal verändern und völlig neue Allianzen ermöglichen. Das bietet gerade für Autozulieferer Chancen, wenn sie die veränderten Marktbedingungen nutzen, um sich neu zu positionieren. «Für die meisten mittelständischen Zuliefererfirmen ist die Elektromobilität eine weitere Chance, ihre Wertschöpfung zu erhöhen», sagt etwa Matthias Wissmann, Präsident des Verbands der Automobilindustrie (VDA) der weltweit führenden Auto-Nation Deutschland. So brauchen die Autobauer neben leistungsfähiger Batterietechnik unter anderem anders konstruierte Getriebe. Auch an den Tankstellen ist der Investitionsbedarf für die neue Ladeinfrastruktur riesig.

Schweiz kaum beteiligt

Allerdings sind Schweizer Unternehmen kaum am Auf- und Ausbau der Infrastruktur beteiligt. Ohne eigenständige Autoindustrie scheint auch die Elektrifizierung des Antriebs kaum ein Thema zu sein in der hiesigen Industrie. So müssen eidgenössische Investoren in der Heimat lange suchen, wollen sie einen Valor finden, mit dem sie vom Elektroautoboom partizipieren könnten. Unter den 20 führenden SIX-Valoren an der Schweizer Börse hat allein ABB einen engeren Bezug zum Thema, als Lieferant von Ladestationen. Uhrenriese Swatch tritt mit Tesla in Konkurrenz: Ab 2017 ist die Lieferung der Belenos-Batterie für Fahrzeuge geplant, die kleiner und leistungsfähiger sein soll als das Tesla-Produkt. Bei dem geplanten Stromlieferanten kooperiert Swatch mit der chinesischen Geely-Gruppe, was guten Zugang zum dortigen Markt verspricht. Und der Prüfkonzern SGS erforscht gerade mit Partnern mögliche Risiken beim Aufladen der Elektroauto-Batterien.

Valoren mit einem engeren Bezug zur neuen Technik finden sich nur bei Nebenwerten. Die Georg Fischer AG besinnt sich auf ihre Wurzeln als Giesserei, um Teile für die neuen Elektro-Autos zu fertigen. Ihre Komponenten und Systeme aus Aluminium und Magnesium sind derzeit nicht nur im Leichtbau besonders gefragt, sondern dienen auch als Batteriegehäuse. Auch Bossard hat sich seinen Anteil am Tesla-Boom gesichert, dessen steigende Produktionszahlen bei dem Verbindungstechniker in Zug für gute Laune sorgt.

Alternativen zu Einzelinvestments

Als Zulieferer der Zulieferer hat sich der Werkzeugmaschinenbauer Feintool positioniert, dessen Geräte dabei helfen, Leichtbauteile für die Elektromobilität zu fertigen. Sika Klebstoffe schliesslich, Marktführer im Verkleben von Autoscheiben, ist mit seinen Produkten gefragt, wenn es darum geht, unterschiedliche Leichtbauteile zu verbinden. Zum Beispiel die Trend-Baumaterialien Kohlefaser und Aluminium: Die lassen sich nämlich nicht verschweissen, sondern nur verkleben.

Georg Fischer, Feintool und Sika sind börsenkotierte industrielle Mittelständler, für die der kommende Massenmarkt durchaus Chancen bietet. Wer Einzelinvestment scheut, kann über Schweizer Nebenwerte-Fonds investieren. Ein ganz grosser Konzern-Gewinner des Trends zur Elektromobilität ist in der Schweiz aber nicht auszumachen. Interessierte Anleger müssen sich also in anderen Ländern umschauen.

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