Ihr Unternehmen ist in der Schweiz als Robo-Advisor gestartet. Welches Potenzial hat die digitale Vermögensberatung hierzulande?
Das Wachstumstempo ist enorm. Robos verbreiten sich schneller, als es ETFs in ihren Anfangsjahren taten. In zehn Jahren wird jeder Investor in irgendeiner Form Robos in der Anlage verwenden. Es wird ganz normal, wie Onlinebanking.
Warum sollte ich einem Roboter mehr vertrauen als einem Bankberater?
Ein Bankberater ist kein Berater, sondern versucht vor allem Fonds zu verkaufen. Meist sogar die des eigenen Hauses. Nicht der Kunde zahlt ihn, sondern die Fondsgesellschaft. Dadurch entsteht ein Interessenkonflikt. Wir kennen unsere Kunden sehr genau und sind deshalb in der Lage, in schwierigen Situationen ein digitales Händchen zu halten.
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Was kann ein Robo-Advisor besser als ein Mensch?
Eine Maschine, die emotionslos Daten analysiert, liefert für den Kunden bessere Ergebnisse. Software gerät nicht in Panik und nicht in Euphorie, das ist bewiesenermassen ein grosser Vorteil.
Aber die Performance von Quantfonds war zuletzt doch enttäuschend.
Geht es nur aufwärts, fallen solche Ansätze zurück. Aber in Krisenzeiten schlagen sie sich viel besser. Zudem sind die Kosten langfristig ein riesiger Vorteil.
Was kann ein Anleger von den Robos lernen?
Sich weniger auf den Bauch und Experten zu verlassen als auf Fakten. Die vielen Prognosen sind nur interessante Geschichten. In der Geldanlage bringen sie nichts. Besser ist es, wissenschaftliche Erkenntnisse mit moderner Technik in der Geldanlage zu nutzen und faktenbasiert zu investieren.
Was macht einen guten Robo-Advisor aus?
Er sollte selbständig Anlageentscheide treffen. Oft schleusen Robos Kunden nur zu Banken, wo andere die Entscheidungen treffen. Mehr als die Hälfte macht nur Buy and hold. Das ist simpel. Dafür brauche ich keinen Robo-Advisor.
Wie sieht es mit der Kostenwahrheit aus?
Im Finanzbereich gibt es ganz viele kleine Tricks, mit denen man einen Schnaps mehr verdient. So macht es einen Unterschied, ob ich die Gebühren wie wir jeden Tag berechne oder am Jahresende. Weil der Wert des Depots meist steigt, sind die Gebühren bei jährlichen Abrechnungen höher.
Dieses Interview erschien in der Ausgabe 02/2018 der BILANZ.