Mehr als die Hälfte aller Schweizer Fondsbesitzer haben nur sogenannte Strategie- oder Portfoliofonds im Depot, das zeigte jüngst eine Studie der Uni Zürich. Zum Vergleich: In reinen Aktienfonds sind weniger als 16 Prozent der Fondsanleger engagiert. Mit den lange Zeit erfolgreichen Aktienmärkten sind die Schweizer Anleger mittlerweile etwas vorsichtiger geworden. In den ersten Monaten des laufenden Jahres flossen 3,5 Milliarden Franken aus Aktienfonds ab, und mehr als doppelt so viel wurde in die defensiveren gemischten Fonds einbezahlt (siehe «Strategie zieht» auf Seite 33).

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Schon 2006 war ein eigentliches Jahr der gemischten Anlagen: Mehr als 17 Milliarden Franken flossen frisch in Hunderte dieser Fonds, während aus den anderen grossen Kategorien, den Obligationen- und Aktienfonds, in grossem Stil Mittel abgezogen wurden.

Dieser Geldfluss ist überraschend, denn für Mischfonds wird kaum Werbung gemacht, und die breite Ausrichtung auf alle möglichen Anlagen steht eigentlich im Widerspruch zum scheinbar unaufhaltbaren Trend zu immer exotischeren und spezifischeren Anlagethemen.

Die Fondsgesellschaften verkaufen die Mischfonds offenbar erfolgreich als einfache Vermögensverwaltung für den «kleinen Mann». Als Basisanlage für Leute, die sich um gar nichts kümmern wollen und sich wohl auch nicht recht zwischen den mittlerweile unzähligen Anlagegefässen entscheiden können. Die einen wollen nur Aktien, andere nur Obligationen, wieder andere möchten sich die passende Mischung selber zusammenstellen. Bei Mischfonds delegiert der Kunde die Verantwortung über die Gewichtung einzelner Anlageklassen an den Fondsmanager. Die eigentliche Vermögensstruktur wird mit Direkt-Investments wie Obligationen, Aktien oder auch Derivaten umgesetzt. So sind die Anlagemöglichkeiten fast unbegrenzt. Geregelt ist in den meisten Fällen nur der (ungefähre) Anteil der Aktien am Fondsvermögen. Wegen unterschiedlicher Aktienanteile muss sich ein Vergleich auf eine Gruppe mit ähnlicher Ausrichtung konzentrieren. Klar am stärksten verbreitet sind die sogenannt ausgewogenen Mischfonds, mit einem Aktienanteil von 40 bis 60 Prozent. Die meisten Fonds bezeichnen sich selber als «balanced», bei der ZKB heisst der Fonds «ausgewogen», und bei der Luzerner Kantonalbank gehört beispielsweise der Expert-Zuwachs in diese grösste Kategorie. Der Datenlieferant Lipper führt 81 «Ausgewogene Fonds in Schweizer
Franken».

Diese Fonds vereinigen mehr als 33 Milliarden Franken Vermögen auf sich. Sie gelten als eine Art Aushängeschild; schliesslich können die Fondsgesellschaften auf der ganzen Klaviatur der Anlagen spielen. Obwohl in Franken notiert, investieren die meisten Mischfonds weltweit. Das gilt beispielsweise auch für den grössten Balance-Fonds. Der Swisscanto Balance hält mehr als 460 Positionen, von Schweizer Blue Chips bis Obligationen aus Schwellenländern. Bei der Fondstochter der Kantonalbanken spricht man von einer «breiten Diversifikation», und dies hat die Kunden offenbar überzeugt. Mittlerweile bringt der Fonds fast vier Milliarden auf die Waage. In die Top 10 punkto Performance reicht es dem Flaggschiff aber nicht. Dafür stehen mit Swisscanto Green Invest und Growth zwei Gefässe der Kantonalbanken weit vorn, vor allem wenn man die längerfristige Performance über drei Jahre berücksichtigt. Klein, aber besonders erfolgreich agiert die Swiss Re mit ihrem Capital Fund. Der Rückversicherer erzielte für die Anleger eine Jahresperformance von mehr als 16 Prozent, und dies mit einem ausgewogenen Portfolio.

Mit einer «Vollmacht» für weltweites Investieren steigen naturgemäss auch die Unterschiede zwischen guten und weniger guten Geldverwaltern. So investiert beispielsweise der MI-Fonds Eco ausgewogen in eine Vielzahl von ökologischen Anlagen, doch der Boom ging an den Anlegern vorbei. Im Dreijahresvergleich resultiert die absolut schlechteste Performance von bloss 4,3 Prozent pro Jahr. Die Migros Bank lässt den Fonds bei der UBS verwalten, kann jedoch die Anleger damit nicht überzeugen. Der Fonds ist bloss 45 Millionen Franken schwer und damit für niemanden wirklich einträglich. Beim herkömmlichen Migros-Fonds mit einem Aktienanteil von 50 Prozent resultierte immerhin eine mehr als doppelt so hohe Rendite. Das zeigt: Innerhalb der Banken und der Fondskategorien gibt es eklatante Unterschiede.

Für Leute, die mit Geldanlagen möglichst wenig zu tun haben möchten und die Verantwortung gern übertragen, ist ein ausgewogener Fonds keine schlechte Wahl. Allerdings darf man nicht erwarten, die gleiche Performance wie bei reinen Aktienfonds zu erhalten, dafür sollten die Kurse der breit abgestützten Fonds weniger stark schwanken. Schliesslich entwickeln sich Aktien und Obligationenkurse zumeist nicht gleichförmig. Einfach gesagt, bringen die Obligationen Stabilität und die Aktien die Kursgewinne. In den Turbulenzen der US-Finanzkrise haben Aktien und Staatsanleihen nach Lehrbuch reagiert, und die Obligationen haben die Verluste der Aktien aufgefangen. «Die Aufteilung des Vermögens auf verschiedene Anlageklassen ist wichtig und wird im Allgemeinen vom Anleger unterschätzt», sagt unter anderem Roger Kunz, Leiter Financial Markets am IFZ Institut für Finanzdienstleistungen in Zug. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass 80 bis 90 Prozent des Anlageerfolgs auf Vermögensaufteilung zurückzuführen sind.

Rund 50 Prozent Aktien und 50 Prozent Obligationen erscheinen für viele als die logische und normale Aufteilung. Obwohl am weitesten verbreitet, ist diese 50:50-Regel längst nicht für alle richtig. Für die Vermögensaufteilung oder Asset Allocation werde in der Regel viel zu wenig Zeit verwendet, findet Pius Zgraggen von OLZ & Partners in Murten. Die Finanzspezialisten von OLZ & Partners sehen immer wieder Leute, die sich «eigentlich kein Risiko» leisten könnten und trotzdem in Strategiefonds gedrängt werden. Diese Fonds enthalten nicht selten Anteile von 40 oder 50 Prozent in Aktien. Ein solches Risiko sei für viele Anleger zu hoch, urteilt Zgraggen. Selbst bei einem gut diversifizierten Fonds könne bei einem Aktienanteil von 50 Prozent nach drei Jahren durchaus ein Verlust von 30 Prozent auftreten, und «damit können längst nicht alle Leute problemlos schlafen». Er warnt gleichzeitig vor einer allzu grossen Verzettelung: «Je mehr verschiedene Positionen oder Wetten ein Fonds eingeht, desto intransparenter und somit weniger vergleichbar wird er.»

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