Der US-Dollar kennt seit einigen Wochen nurmehr eine Richtung: Nach unten. Dabei eilt er von einem Tief zum nächsten.

Es fehlt nicht mehr viel, und der Greenback wird wieder zu so tiefen Kursen gehandelt wie seit der Aufhebung des Euro-Mindestkurses im Januar 2015 nicht mehr. Damals kostete ein Dollar 86 Rappen.

Am Freitagmorgen kostet ein Dollar 0,8878 Franken. Das bedeutet einen Verlust seit Jahresanfang von rund vier Prozent. Noch im November wurde die Weltleitwährung zu einem Kurs von gut einem Franken gehandelt.

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Dagegen hat sich der Euro zum Franken mit einem Kurs von aktuell 0,9830 bisher vergleichsweise gut geschlagen. Seit dem Kursrutsch im vergangenen Sommer hat die Gemeinschaftswährung im laufenden Jahr nicht mehr an Wert eingebüsst.

Dollarschwäche vs Frankenstärke

Der Franken ist eigentlich dafür bekannt, dass er in unsicheren Zeiten jeweils als «sicherer Hafen» angesteuert wird. Doch dieses Mal ist es anders. Derzeit dürfte es mehr eine Dollarschwäche als eine Frankenstärke sein. Denn der Dollar neigt auch zum Euro zur Schwäche. Dies wird damit begründet, dass zuletzt eine Reihe von US-Konjunkturdaten tendenziell schwächer als erwartet ausgefallen ist. Schwächere Konjunkturzahlen deuten in Richtung einer sich abschwächenden Konjunktur.

Dazu kommt, dass in den USA im Gegensatz zur Eurozone die Inflation bereits stark nachgelassen hat. So betrug die Inflation in den USA im März noch 5,0 Prozent. Wegen der schwächelnden Konjunktur und nachlassenden Teuerung gehen die Anleger nun vermehrt davon aus, dass die US-Notenbank Fed ihre Geldpolitik in Zukunft nicht mehr weiter oder weniger stark straffen wird und daher ein Ende der Zinserhöhungen näher rückt. Daher sinken die Zinserhöhungserwartungen und der Dollar verliert an Wert.

Dagegen sind die Preise in der Eurozone im März um 6,9 und in Deutschland um 7,4 Prozent gestiegen. In der Schweiz beträgt die Inflation zwar vergleichsweise geringe 2,9 Prozent. Doch sie liegt immer noch klar über dem Ziel der Schweizerischen Nationalbank (SNB) von maximal 2,0 Prozent.

Hoffen auf Ende des US-Zinszyklus

Während für die USA also bereits erste Zinssenkungen eingepreist werden, erwarten die Marktteilnehmer in Euroland und auch in der Schweiz eine weiterhin restriktive Geldpolitik. Die SNB dürfte anlässlich ihrer nächsten geldpolitischen Lagebeurteilung im Juni den Leitzins um weitere 50 Basispunkte erhöhen, heisst es am Markt. Und auch in Euroland dürfte der Zinszyklus noch nicht abgeschlossen sein.

Wie stark der Dollar noch sinkt, ist schwer vorherzusagen. Inzwischen dürften die meisten Argumente, die gegen den Dollar sprechen, in den Kursen eingearbeitet sein, heisst es am Markt. Die jüngsten Kursverluste des Dollars dürften jedoch bereits vieles davon vorwegnehmen.

(awp/gku)