Angesichts des KI-Hypes überrascht es nicht, dass der Technologiesektor im Jahr 2024 weltweit am besten abschneidet. Dicht auf den Fersen sind ihm jedoch die wenig bekannten Kommunikationsdienstleistungen.
Was macht diesen Sektor aus? Wird seine Stärke von Dauer sein? Und wie sollten Sie ihn angehen? Entscheidend ist, ob Sie optimistisch oder pessimistisch unterwegs sind, wie ich erklären werde. Aber es gibt noch mehr.
Kommunikationsdienste sind eine seltsame Mischung aus wachstumsstarken, technologieähnlichen Unternehmen und schwerfälligen Telekommunikationsunternehmen. Sie singen ein Lied divergierender Branchen.
Jahrzehntelang gab es nur die defensiven, stark regulierten und langsam wachsenden Telekommunikationsunternehmen. Stabil! Langweilig! Denken Sie an die Swisscom. Diese Kategorie zeigte eine Outperformance gegenüber den globalen Aktienmärkten in 14 von 15 Abschwüngen von mehr als minus 10 Prozent seit 2000 – einschliesslich der Korrektur dieses Sommers.
Der Gastautor
Ken Fisher ist Gründer und Executive Chairman von Fisher Investments, einer Vermögensverwaltungsfirma mit Niederlassungen weltweit, die über 294 Milliarden Dollar verwaltet. Fisher zählt zu den einflussreichsten (und auch reichsten) Investmentmanagern der USA.
Aber gute Verteidigung ging mit schlechter Offensive einher: Sie lag in 13 von 14 Aufschwüngen vor dieser Zeit zurück. Die durchschnittliche Underperformance? Satte minus 18,7 Prozent! Jetzt «führt» die Telekom den unruhigen Anstieg der globalen Aktien seit dem 5. August an, aber nur knapp. Ihr Anstieg um 10,7 Prozent spiegelt den Anstieg der globalen Aktien um 10,3 Prozent bis zum 19. September wider. Wenn die Rally anhält, wird der Rückstand zurückkehren.
Im Jahr 2018 haben die Indexanbieter S&P und MSCI den Sektor überarbeitet. Sie verschmolzen mehrere Tech-ähnliche Giganten mit der Telekommunikation und schufen so den Sektor «Kommunikationsdienstleistungen». Telefonleitungen wichen Suchmaschinen, Social Media und Onlinehandel, mit Wachstumsraten wie im Technologiesegment. Die alten Telekom-Unternehmen existieren zwar weiter, machen aber insgesamt nur etwa 19 Prozent der Marktkapitalisierung des neuen Sektors aus.
Inzwischen dominieren interaktive Medien und Dienstleistungen, die 60 Prozent der Marktkapitalisierung ausmachen. Fast 99 Prozent sind amerikanisch, mit grossen Unternehmen wie Meta und der Google-Muttergesellschaft Alphabet. Keines davon kommt aus der Schweiz. Zum Sektor gehören auch Online-Dating-, Recruiting-Portale und anderes mehr, und die Eintrittsbarrieren sind verglichen mit den teuren Leitungen und Funktürmen im Telekommunikationssektor ultra niedrig.
Weitere 15 Prozent des Sektors entfallen auf den Unterhaltungsbereich mit Tech-ähnlichen Streaming- und Gaming-Unternehmen. Die restlichen 7 Prozent sind Medien wie Kabelanbieter, Fernsehsender und Werbetreibende.
Viele von ihnen verhalten sich also ähnlich wie Technologietitel: niedrige Dividenden, satte operative Bruttogewinnmargen, massive Reinvestitionen in Innovationen – und enormes Wachstum.
Diese Tech-ähnlichen Merkmale haben dem Sektor in diesem Jahr eine Rendite von 24,0 Prozent beschert. Interaktive Medien und Dienstleistungen legten um 29,7 Prozent zu und übertrafen damit sogar den Technologiesektor (plus 26,4 Prozent). Sie übertreffen auch die 18,6 Prozent der globalen Aktien. Diversifizierte und drahtlose Telekom-Titel liegen mit 19,9 Prozent beziehungsweise 19,7 Prozent ebenfalls an der Spitze, allerdings bei weitem nicht so stark und vor allem wegen der jüngsten Kursverluste.
Auf längere Sicht sind die Unterschiede noch grösser: Seit ihrem Tief im 2022 erreichten Kommunikationsdienste weltweit ein Plus von 55,0 Prozent und übertrafen damit die globalen Aktien (plus 37,8 Prozent). Mit einer Zunahme von 88,6 Prozent haben interaktive Medien und Dienstleistungen den Wertzuwachs bei den Technologiewerten (plus 74,1 Prozent) noch übertroffen. Unterhaltung liegt mit einem Anstieg von 34,4 Prozent dicht an der Weltspitze. Aber diversifizierte und drahtlose Telekom-Titel, die schwerfälligen Oldies, lagen in diesem Zeitraum mit nur 19,5 Prozent beziehungsweise 20,9 Prozent weit zurück!
Was sollten Sie also in Zukunft über diesen Sektor denken? Ganz einfach. Wenn Sie pessimistisch sind, sollten Sie defensive Telekom-Werte bevorzugen. Deren moderater Vorsprung im Jahr 2024 würde sich bei einem Abschwung noch vergrössern. In der Schweiz gibt es nur die Swisscom. Die USA, Grossbritannien, Deutschland und Japan können mehr bieten.
Erwarten Sie, dass der Aufwärtstrend seit 2022 anhält? Kaufen Sie Tech-ähnliche Kommunikationsunternehmen. Das Engagement der Schweiz ist bescheiden. Setzen Sie auf US-Firmen aus dem Bereich interaktive Medien und Dienstleistungen oder Unterhaltung. Japanische, deutsche und niederländische Unternehmen zeichnen sich ebenfalls durch technologieähnliche Eigenschaften aus.
Wenn Sie zwar optimistisch sind, aber erwarten, dass kleine Value-Aktien die Nase vorn haben, bietet dieser Sektor wenig. Untergewichten Sie ihn. Ansonsten bietet dieser unterschätzte Sektor wahrscheinlich etwas, das man hervorheben sollte.