Steigende Benzinpreise, monatelanges Warten auf neue Fahrräder: Viele Konsumenten können derzeit von unfreiwilligen Wartezeiten auf bestellte Waren und teureren Preisen berichten.

Der aktuelle Lieferstau hat mehrere Gründe: Während des ersten Lockdowns in der Corona-Krise haben die Hersteller monatelang die Produktion heruntergefahren, weil sie mit einer länger anhaltenden Wirtschaftskrise rechneten. Sie nutzten die Zwangspause etwa zur Überholung von Produktionsmaschinen.

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Doch dann sprang die Wirtschaft in vielen Ländern unerwartet rasch wieder an, die Nachfrage ist rasant angestiegen. Die Lager wiederum waren jedoch meist leer, da die Menschen während der Lockdowns über das Internet weiter konsumiert haben.

Sie bestellten mehr Waren, weil sie ihr Geld nicht für Dienstleistungen oder Konzerte ausgeben konnten. Der Nachschub neuer Produkte verzögert sich jedoch. Zwar wurde in China auch während des Lockdowns weiter produziert, es mangelt aber vor Ort an Schiffscontainern. Und damit an Möglichkeiten, die Güter in die Zielländer zu transportieren.

Patrick Schuchter ist Portfoliomanager und Research Transportsektor bei Union Investment.

Leere Container und Suez-Kanal-Krise

Diese Schieflage in der Container-Verteilung rund um den Globus hat ihren Ursprung ebenfalls im ersten Lockdown. Die Schiffe fuhren mit vollen Containern aus China an die Zielhäfen.

Anders als üblich nahmen die Schiffe aber auf dem Rückweg keine leeren Container mit, da es für die Reedereien lukrativer war, ihre Frachter direkt zurückzuschicken, um volle Container zu laden. Diese Gemengelage schaukelte sich über das vergangene Jahr bis zum Jahresende hoch.

Während in China die leeren Container fehlten, liefen die Häfen im Westen über. Die Reedereien wollten die zwei Wochen Produktionspause während der chinesischen Neujahrs-Feiern nutzen, um die Container wieder an die richtigen Orte zu schaffen. Doch dann kam die Suez-Kanal-Krise. 

Die Blockade des wichtigen Schifffahrtskanals durch den Frachter «Ever Given» ist zwar gut drei Monate her. Der dadurch ausgelöst Stau ist jedoch immer noch nicht aufgelöst. Die rund 400 Schiffe, die dort warten mussten, steuern alle dieselben Häfen an.

Dort wartet ein Teil der Frachter immer noch auf die Löschung ihrer Ladung. Mehr Schiffe einzusetzen, ist nicht möglich – alles, was fahren kann, ist auf hoher See. Auch Container können nicht so schnell nachproduziert werden.

Und an den Häfen gibt es nur eine begrenzte Anzahl an Container-Terminals. Eine Beschleunigung der Frachtverteilung ist also schwierig. Aktuell fahren Schiffe also immer noch mit 100 Prozent Containerladung, also der vollen Ausnutzung der Schiffskapazität von China beispielsweise in die USA, zurück allerdings nur mit 40 bis 50 Prozent Containerauslastung.

Containerpreise explodieren

Eine weitere Komponente, die für Verzögerungen sorgt, ist der Transport medizinischer Schutzausrüstung, die aufgrund der Corona-Krise zugenommen hat. Vor allem im Luftverkehr nimmt das Lieferkapazitäten weg. Waren, die sonst über die Luft befördert werden, nehmen nun den um Wochen längeren Seeweg.

Das Ergebnis: Lieferverzögerungen und eine Explosion bei den Containerpreisen. Früher kostete die Verschiffung eines Containers von China nach Europa oder in die USA teilweise 150 Dollar. Aktuell zahlt man pro Container 5000 bis 6000 Dollar.

Diese Verteuerung spürt man auch bei der Preisentwicklung einzelner Waren. Und die Preise dürften zumindest vorübergehend auf hohem Niveau verharren: So kam es zu weiteren Unterbrechungen, als etwa der Hafen in Yantian in China kürzlich aufgrund von Corona-Fällen drei Tage schliessen musste. Von dort gehen rund ein Viertel der China-Exporte in die USA

Preise bleiben höher

Dennoch glauben wir bei Union Investment, dass sich die Lage in den Logistikdienstleistungen bis zum vierten Quartal 2021 wieder etwas normalisieren dürfte. Ein Grossteil der Preissteigerung dürfte temporärer Natur sein, weil die Unternehmen ihre Produktion der höheren Nachfrage anpassen.

Zudem werden die Menschen mit den zunehmenden Lockerungen in den einzelnen Ländern ihre Konsumgewohnheiten anpassen und wieder mehr Dienstleistungen und weniger Konsumgüter nachfragen.

Aber auch, wenn sich die Lage wieder etwas normalisieren wird: Die Preise in der Logistikbranche, vor allem für See- und Luftfracht, dürften dennoch höher bleiben als vor der Corona-Pandemie.

Viele produzierende Unternehmen wie Adidas haben sich nun mit langfristigen Verträgen vor möglichen neuen Störungen abgesichert und Transportkapazitäten gesichert. Das bedeutet für die Logistikunternehmen langfristige Planung und Sicherheit

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