Geert Wilders hat an den niederländischen Wahlen eine Niederlage eingefahren: Seine Freiheitspartei PVV hat zwar Sitze dazugewonnen, aber lediglich das zweitbeste Resultat erzielt – eigentlich wollte Wilders zur stärksten Kraft im Parlament werden.

Das Ergebnis sorgte am Donnerstag für Erleichterung in der Europäischen Politik und Wirtschaft. Spitzenpolitiker wie François Hollande, Angela Merkel oder Jean-Claude Juncker gaben entsprechende Stellungnahmen ab. Nun kann der EU-Gegner und Islam-Kritiker Wilders doch nicht den Kurs der Niederlande mitbestimmen.

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Signal für die Wahlen in Frankreich

Gleichzeitig hat der Entscheid Signalwirkung: Denn es sind vor allem die Wahlen in Frankreich nächsten Monat, die Europa verunsichern: Euro-Gegnerin Marine Le Pen und ihrer Front National wird weiterhin ein Wahlsieg zugetraut. Der Blick ist auch auf Deutschland gerichtet. Dort könnte an den Wahlen im September die Rechtspartei AfD erstmals in den Bundestag einziehen.

Kommentatoren werteten den Entscheid als Test für die französische Präsidentschaftswahl. «Das Resultat dämpft die Angst vor einem Wahlsieg Le Pens», schreibt die Credit Suisse in einer Analyse. «Das ist ein klares pro-EU- und pro-Euro-Votum», glaubt  Fondsmanager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. «Die erste Wahl des europäischen Superwahljahres ist damit ohne Unfall über die Bühne gegangen.»

Der «Spread» schrumpft

Die Erleichterung zeigt sich deutlich an den Anleihenmärkten: Die Zinsdifferenz zwischen den französischen und deutschen Staatspapieren verringerte sich. In den letzten Monaten ist dieser «Spread» angestiegen, Anleger verlangten für französische Papiere also eine höhere Risikoprämie – Ein Wahlsieg Le Pens wird als wirtschaftliches Risiko für Frankreich angesehen.

An den europäischen Börse stiegen die Kurse am Donnerstag, der deutsche Leitindex Dax erreichte am Morgen ein Zweijahreshoch, das europäische Börsenbarometer EuroStoxx50 erhöhte sich auf das Niveau von Ende 2015. Für die Kursgewinne waren aber auch die Aussagen der Chefin der US-Notenbank Fed verantwortlich. Nach der Fed-Sitzung vom Mittwoch erwarten Beobachter nur noch zwei Zinserhöhungen in diesem Jahr.

Der Franken bleibt unter Druck

Das holländische Resultat könnte auch helfen, den Druck auf den Franken zu mildern. «Erneuter deutlicher Aufwertungsdruck auf den Franken dürfte deshalb ausbleiben», kommentierte Thomas Gizel von der VP Bank. Die Verunsicherung wegen den europäischen Wahlen hat die Schweizerische Nationalbank in letzter Zeit zu Interventionen auf dem Devisenmarkt gezwungen: Sie verhinderte mit ihren Devisenkäufen eine weitere Aufwertung.

Experten warnen aber davor, das Ergebnis überzubewerten: «Das ist ein guter Vorbote für die französischen Wahlen. Allerdings waren die niederländischen Wahlen nicht wirklich auf dem Radar der Finanzmarktteilnehmer. Entsprechend erwarten wir nicht, dass der Druck auf die SNB abnimmt», erklärte Ursina Kubli von der Bank J. Safra Sarasin.

Ähnlich zurückhaltend äussert sich Maxime Botteron von der Credit Suisse: «Der Einfluss der Wahlen in den Niederlanden auf den Euro-Franken-Wechselkurs war bescheiden und nur kurzzeitig.»

(mit Agenturmaterial von sda und Reuters)