Der Klimawandel wird den bereits erwarteten Anstieg der Gesundheitsausgaben aufgrund der Alterung der Gesellschaft noch verstärken. Das zeigt der neue Report «Climate change and the double impact of aging» von Allianz Research auf. Da die Gesamtzahl der Menschen im Alter von 60 Jahren und älter in den 27 EU-Mitgliedstaaten sowie in Norwegen und der Schweiz von heute rund 130 Millionen auf 152 Millionen ansteigen wird, werden die Gesundheitskosten pro Kopf bis 2035 voraussichtlich um 8,5 Prozent zunehmen, so der Report. Dies könnte jedoch durch den Klimawandel, der ältere Menschen überproportional trifft, noch verschärft werden. Der Klimawandel hat in den von der Allianz untersuchten europäischen Ländern zwischen 2000 und 2023 bereits 157'000 vorzeitige Todesfälle verursacht.
Mehr Verletzungen und Krankheiten
Zu den direkten Auswirkungen des Klimawandels gehört die Zunahme von Verletzungen durch extreme Wetterereignisse wie Überschwemmungen, Stürme und Zyklone, Waldbrände oder Hitzewellen. Die Hitzewellenexposition von Personen im Alter von 65 Jahren hat sich in den zehn Jahren bis 2020 fast verdoppelt, und das sogar noch vor der jüngsten Serie von Hitzerekordjahren, so die Allianz. Während wärmere Gewässer im Norden Europas die Ausbreitung von Bakterien begünstigen, wird der Süden aufgrund der steigenden Lufttemperaturen von einer Zunahme der durch Stechmücken übertragenen Krankheiten wie Malaria, Dengue-Fieber oder dem West-Nil-Virus betroffen sein.
Deutliche Kostensteigerungen
Allein die zunehmende Häufigkeit von Hitzewellen könnte laut Allianz Research die Gesundheitskosten pro Kopf bis 2035 um +2 Prozent (Irland) bis +5 Prozent (Griechenland) erhöhen. Im Durchschnitt wären die Kosten etwa 4,9 Prozent höher als beim Szenario ohne Veränderung. In Verbindung mit der Bevölkerungsalterung werden die Gesundheitskosten jedoch zwischen +5,6 Prozent (Schweden) und +14 Prozent (Polen) im Vergleich zu den Pro-Kopf-Ausgaben in einem Szenario ohne Alterung und Klimawandel steigen (EU-Durchschnitt: +12 Prozent).
Zunahme psychischer Erkrankungen
Aber es gibt auch weniger sichtbare indirekte und langfristige Auswirkungen, die zu berücksichtigen sind. Hitzebedingter Stress und eine Verschlechterung der Schlafqualität sowie Naturkatastrophen könnten zu psychischen Erkrankungen beitragen. Gleichzeitig könnte eine Einschränkung der Aktivitäten im Freien aufgrund extremer Temperaturen zu einem weiteren Anstieg von Übergewicht und Fettleibigkeit führen. Psychische Probleme und Fettleibigkeit sind auch Risikofaktoren für die Entwicklung von Demenz in höherem Alter. Diese indirekten Kosten des Klimawandels könnten die Pro-Kopf-Gesundheitskosten langfristig um weitere 3 Prozent erhöhen, zeigt der Report auf.
Anpassungsmaßnahmen müssen schnell umgesetzt werden, lautet die Empfehlung der Allianz-Experten. Die Stadtplanung spielt dabei eine Schlüsselrolle: Grünflächen, reflektierende Materialien und bauliche Veränderungen können dazu beitragen, die Hitze in den Städten zu verringern. Auf der anderen Seite sei der Einsatz von Klimaanlagen ein zweischneidiges Schwert, da er zu den Emissionen des Klimawandels beiträgt und den Hitzeinsel-Effekt in den Städten verschlimmere. Vor diesem Hintergrund sind alternative Massnahmen wie die Begrünung der Städte besser geeignet und sollten oberste Priorität haben. (pd/hzi/bdw)