Seit der Revision des Gleichstellungsgesetzes sind Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitenden dazu verpflichtet, alle vier Jahre eine betriebliche Lohngleichheitsanalyse durchzuführen. 2023 müssen börsenkotierte Unternehmen erstmals über ihre Erkenntnisse informieren. Zu welchen Ergebnissen ist Baloise dabei gelangt?
Baloise überprüfte in der Schweiz auch schon vor der Revision des Gleichstellungsgesetzes im Jahr 2018 auf freiwilliger Basis kontinuierlich ihre Lohnpolitik auf faire und gleichwertige Bezahlung. Auch die gruppenweite Überprüfung mit der EQUAL-SALARY-Methodologie ergab: Bei Baloise gibt es keine relevanten geschlechtsspezifischen Gehaltsunterschiede. Die Ergebnisse wurden sowohl von einer externen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft (EY) als auch von der internen Mitarbeiterkommission geprüft und bestätigt und in der Folge im Intranet veröffentlicht.
Welche Massnahmen tragen bei Baloise konkret zur Lohngleichheit im Unternehmen bei?
Da sehe ich hauptsächlich folgende zwei Massnahmen: Wir haben den Grundsatz, fair zu bezahlen, und zwar entsprechend der Ausbildung, der Erfahrung und der Funktion.
Ferner werden die HR Business Partner bei der jährlichen Lohnrunde angewiesen, gemeinsam mit der linienverantwortlichen Person explizit auf allfällige Abweichungen von einem Vergleichsbenchmark zu achten und dagegen anzuhalten.
Zudem nehme ich heutzutage insbesondere Frauen viel bewusster und bestimmter bei der Lohnverhandlung wahr. Damit ist eine Lohndiskrepanz schon grundsätzlich kaum mehr möglich.
Neben der Lohngleichheit ist auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein grosses Thema. Was zeichnet Baloise in diesem Bereich besonders aus?
Baloise setzt sich insbesondere in der Nordwestschweiz seit Jahren für eine familienfreundliche Wirtschaftsregion ein und bietet in diesem Kontext auch sehr viele attraktive Rahmenbedingungen. Als Beispiele würde ich hier explizit die extrem flexiblen Teilzeitmodelle, hybriden Arbeitsmodelle, die Vertrauensarbeitszeit, firmeneigene Kinderkrippe, attraktive Mutterschaftsregelung, Adoptionsurlaub und Förderung einer Eltern-Community nennen.
Was bedeutet «Vereinbarkeit» für Sie persönlich?
Für mich persönlich bedeutet «Vereinbarkeit» dass ich mein Arbeitspensum in Form von Teilzeitmodellen so wählen kann, wie ich es in der entsprechenden Lebensphase und -situation benötige. Das bedeutet zum Beispiel in Krisenzeiten wie während der Covidpandemie, dass der Arbeitgeber den Eltern möglichst grossen Freiraum gibt, damit sie sich erst um das Wohl der Kinder kümmern können, ohne sich Sorgen um den Beruf machen zu müssen. Wichtig dabei ist mir, dass es immer ein «Geben und Nehmen» sein muss. Wenn diese Balance stimmt, dann ist auch die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben über viele Modelle möglich.
Wo sehen Sie noch Handlungsbedarf? Welche Herausforderungen kommen auf uns zu?
Es ist immer ein gewisser «Balanceakt». Wenn wir der Population der Eltern möglichst grosse Flexibilität und Freiräume bieten wollen, dann müssen wir im Gegenzug auch für die übrigen Mitarbeitenden entsprechend attraktive Angebote machen, damit auch sie sich fair behandelt und nicht benachteiligt fühlen. Zudem spüren wir den Wettbewerb um die besten Talente und Arbeitskräfte im Markt. Baloise ist ein sehr attraktiver Arbeitgeber und wir arbeiten kontinuierlich daran, diese Attraktivität hochzuhalten.
Die Versicherungswirtschaft setzt sich für Themen wie «Lohngleichheit» und «Vereinbarkeit von Familie und Beruf» ein und bietet attraktive Arbeitsmodelle an. Eine aktuelle Erhebung der Universität St. Gallen zeigt, dass die durchschnittliche unerklärte Lohndifferenz in der Versicherungswirtschaft bei 2,95 Prozent und damit deutlich unter der vom Bund gewährten Toleranzschwelle von 5 Prozent liegt. Dem Grundsatz «Gleicher Lohn für gleiche Arbeit» wird somit Rechnung getragen.
Datensammlung: Ergebnisse der Lohngleichheitsanalysen in Schweizer Unternehmen