Blick in den Rückspiegel: Rückgang der Reserven führt im Jubiläumsjahr zu überdurchschnittlichen Prämienerhöhungen

Das vergangene Jahr stand für die CSS unter dem Motto «Vereint. An deiner Seite.» ganz im Zeichen des 125-Jahr-Jubiläums. Die Geschichte, wie aus einem kleinen St. Galler Arbeiterverband die mit über 1,5 Millionen Grundversicherten grösste Krankenversicherung der Schweiz wurde, ist für CEO Philomena Colatrella «bis heute eine Inspiration», wie sie betont. Das ist in Zeiten explodierender Gesundheitskosten und gesundheitspolitischer Debatten keine Selbstverständlichkeit. Deshalb dürfte für die in gesundheitspolitischen Belangen überaus engagierte Konzernchefin die Gründung des neuen Krankenverbands prio.swiss und das «Ja» der Stimmbevölkerung zur Einführung der einheitlichen Finanzierung von ambulanten und stationären Gesundheitsleistungen (Efas) sowie die für 2026 angekündigte Einführung des neuen Tarifwerks Tardoc passende Geschenke gewesen sein. 

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Serie Jahresauftakt 2025

Insgesamt neun führende Schweizer Versicherungsgesellschaften haben an der Umfrage von HZ Insurance teilgenommen. Die Beiträge im Überblick: 

Die Feierlaune wollte dann aber nicht so ganz anhalten, denn im Herbst sorgte die Mitteilung, dass die Finanzreserven der CSS um über eine Milliarde Franken geschmolzen sind wie Kerzen auf einer Geburtstagstorte für einen medialen Sturm (HZ Insurance berichtete). Für Colatrella war das aber eher ein Herbststurm im Wasserglas, denn tiefe Solvenzquoten betreffen viele Krankenversicherer. Zudem sei die Entwicklung angesichts von vier Fusionen in den letzten Jahren und dem politisch erzwungenen Reserveabbau absehbar gewesen: «Die CSS ist grundsolide aufgestellt. Für uns war klar, dass 2024 ein Aufholjahr wird», sagt sie betont gelassen. Zudem seien die notwendigen Massnahmen ergriffen worden, um die Solvenz-Vorgaben in Kürze wieder erfüllen zu können. 

Die durch die Situation notwendig gewordene Prämienerhöhung, die über dem Branchendurchschnitt liegt, war für die Versicherten allerdings kein Geschenk, auch wenn sie deshalb nicht in Scharen davon rannten. Nichts ist bekanntlich so alt wie die Nachricht von gestern. Mit markigen Aussagen zu millionenhohen Kosten durch Fettwegspritzen beispielsweise lenkt Colatrella in Interviews die öffentliche Aufmerksamkeit geschickt auf andere Themenfelder.   

Eine eigene Währung und ein neues Versorgungsnetzwerk als besondere Highlights

Die CSS sorgte im vergangenen Jahr aber auch so für positive Schlagzeilen. Ihrer Positionierung als Innovationstreiberin entsprechend treibt sie digitale Lösungen weiter voran. Mit dem CSS-Coin kreierte der Krankenversicherer eine Blockchain-basierte digitale Währung, die gesundheitsbewusstes Verhalten fördert und die Kundenloyalität steigert. Die neu lancierte Plattform «Pensionato» bietet praktische Tipps und zeigt Möglichkeiten auf für eine erfüllte und gesunde Pensionierung. 

Das von der CSS und der École Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL) getragene Förderprogramm für vernetzte Gesundheit «Future of Health Grant» (FoHG) wurde weiterentwickelt und erzielte mit 213 Anmeldungen für eine Förderung einen neuen Rekord an Bewerbungen. Dieser Netzwerkgedanke war auch die Triebfeder für die weitreichende Zusammenarbeit mit dem Ensemble Hospitalier de la Côte (EHC) und der CSS im Bereich der integrierten Versorgung. Durch umfangreiche Gesundheitsdienstleistungen sollen die Versorgung der Versicherten verbessert und die Kosten gleichzeitig in Schach gehalten werden. «Wir sind überzeugt, dass vertikal integrierte Versorgungsnetzwerke, die den gesamten Patientenpfad abdecken, das Modell der Zukunft sind», blickt Colatrella voraus. 

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Blick nach vorn: CSS will Kundenattraktivität weiter steigern

Die CSS will in diesem Jahr nach eigenen Angaben alles daransetzen, Rahmenbedingungen für eine hochstehende und bezahlbare Gesundheitsversorgung mitzugestalten. Wenn es um die Kostenfrage im Gesundheitswesen geht, seien die Krankenversicherer laut Colatrella nicht das Problem, sondern Teil der Lösung.

Den Versicherten soll deshalb ein exzellenter Kundenservice zu unterdurchschnittlichen Prämien geboten und das Dienstleistungsportefeuille mit innovativen digitalen Lösungen ergänzt werden. Nicht zuletzt dafür holten die Luzerner im Frühjahr Pierangelo Campopiano als neuen Leiter Kunde und Markt in die Konzernleitung - der als ehemaliger Smile-CEO Digitalisierungs- und Vertriebskompetenz in sich vereint. Im Bereich der Zusatzversicherungen wird die CSS eine neue Produktlinie lancieren, die den jetzigen Gegebenheiten und Veränderungen in der medizinischen Versorgungslandschaft noch besser Rechnung tragen soll.

Gesundheitspolitisch hat die CSS um Konzernchefin Colatrella 2024 einige Früchte ihrer Arbeit ernten können. Die Diskussionen um die steigenden Gesundheitskosten werden aber auch in diesem Jahr ein Dauerbrenner bleiben. Das mediale Störfeuer um die Solvenzquote sollte für die CSS eine Episode bleiben - die Luzerner dürften nach dem Aufholjahr wieder in die Offensive gehen.