Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht Finma kritisiert die Praxis beim Verkauf von Lebensversicherungen. Die Transparenz und die abgegebenen Informationen seien häufig ungenügend, teilte Birgit Rutishauser, Leiterin des Bereichs Versicherungen bei der Finanzmarkaufsicht, am Mittwoch in einem Hintergrundgespräch mit Medienvertretern mit. Der Missstand wurde anhand einer am Markt durchgeführten Analyse festgestellt.
Es geht um die Einschätzung von Risiken
Die Finma hat der Kundschaft dargelegte Informationen entsprechend analysiert und bei grösseren Anbietern Kontrollen vor Ort umgesetzt. Die von der Behörde auf den Prüfstand gestellten Beispielrechnungen seien für Kunden wichtig, wenn es beim Kauf einer Lebensversicherung um die Einschätzung von Risiken und zu künftigen Renditen gehe.
Zu optimistische Renditeentwicklungen
Bei den Daten zu rund 85'000 Abschlüssen von Lebensversicherungen im Zeitraum von Januar 2020 bis März 2021 wurden häufig ungenügende Angaben festgestellt. Über 90 Prozent der untersuchten Beispielrechnungen hätten zu optimistische Renditeentwicklungen ausgewiesen. Das sei insbesondere im sogenannten ungünstigen Szenario aufgefallen, das dem Kunden aufzeigen soll, wie die Rendite bei Ablauf der Police im Falle schlechter Anlageergebnissen ausfallen könnte.
Ein Zeichen für mehr Transparenz
Der Gesetzgeber habe mit der Revision der Aufsichtsverordnung (AVO), die mit gewissen Übergangsfristen Anfang 2024 in Kraft tritt, ein Zeichen für mehr Transparenz gesetzt, so die Finma weiter. Darin würden auch Vorgaben zu Beispielrechnungen gemacht.
Die Finma erwarte nun, dass die Gesellschaften den künftigen Versicherten realistischere Entscheidungsgrundlagen ermöglichen, und sie werde ihre Aufsichtstätigkeit in diesem Bereich verstärken.