Seit der Finanzmarktkrise rollt eine Regulierungswelle nach der anderen über die Finanzindustrie. Dies betrifft nicht nur Banken und Versicherungen, sondern vor allem auch das Assetmanagement - denn die Branche muss nicht nur nationalen, sondern auch internationalen Vorschriften gerecht werden. Laut einer Umfrage von Principal Asset Management stufen mehr als zwei Drittel (67%) der Befragten die Möglichkeit einer erhöhten Regulierung von Finanzdienstleistern als ein wichtiges Problem ein. Vor allem global tätige Assetmanager müssen eine Vielzahl von regulatorischen Anforderungen erfüllen, die international gelten. 

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Sustainable Finance im Fokus

Durch die MiFID II (Markets in Financial Instruments Directive) und die Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR) ist die Schweiz beispielsweise eng mit der EU verbunden. Diese EU-Vorgaben haben erhebliche Auswirkungen auf die schweizerische Regulierung, insbesondere bei den Themen Transparenzanforderungen und nachhaltige Finanzanlagen. 

Ein besonders brennendes Thema in der Regulierung von Assetmanagern ist deshalb die Integration von ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) in Investitionsentscheidungen. Die Schweiz hat sich in den letzten Jahren zunehmend auf Nachhaltigkeit und ESG-Vorgaben konzentriert. Im Einklang mit der SFDR der EU müssen Assetmanager transparente Informationen über die ESG-Kriterien ihrer Fonds und Produkte bereitstellen. Dies umfasst die Offenlegung, wie Nachhaltigkeitsaspekte in die Anlagestrategien integriert werden und welche Massnahmen zur Förderung nachhaltiger Investitionen getroffen werden.

Vorreiterrolle übernommen

Im Bereich «Sustainable Finance» hat die Schweiz mittlerweile eine Vorreiterrolle übernommen: So sind im September 2024 die revidierten Selbstregulierungen von der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg) und der Asset Management Association Switzerland (AMAS) in Kraft getreten, die höhere Standards für die Qualität und die Transparenz von Kollektivvermögen mit Nachhaltigkeitsbezug setzen und damit Greenwashing verhindern sollen. Die Selbstregulierung definiert laut AMAS erstmals verbindliche Vorgaben an die Organisation von Finanzinstituten, die Kollektivvermögen mit Nachhaltigkeitsbezug erstellen und verwalten, wie auch an die Informationspflicht bei nachhaltigkeitsbezogenen Produkten. 

Mittlerweile gibt es aber auch ausserhalb der EU bedeutende Fortschritte für die Erbringung grenzüberschreitender Assetmanagement-Dienstleistungen: Dazu zählt das «Berner Finanzdienstleistungsabkommen», welches im Dezember 2023 zwischen Grossbritannien und der Schweiz unterzeichnet wurde. Das Abkommen ist laut der AMAS ein Novum, denn damit bekennen sich zwei der bedeutendsten Finanzplätze in Europa zu offenen Märkten und unterstreichen ihre gemeinsamen Ziele wie offene Handelsplätze, freier Kapitalfluss oder gesunder Wettbewerb. Das verbessert die Möglichkeiten für Schweizer Assetmanager, international tätig zu werden - und erhöht die Wettbewerbschancen damit deutlich. 

Kosten sind zentrales Thema

Die Regulierung bringt zwar zahlreiche Vorteile wie mehr Transparenz und Harmonisierung mit sich, aber sie verursacht auch enorme Kosten. Laut der Studie «Cost and growth in Asset Management» von Strategy&, der globalen Strategieberatung von PwC, gaben 72 Prozent der befragten Assetmanager an, dass die regulatorischen Anforderungen in den letzten Jahren zu einem signifikanten Anstieg ihrer Betriebskosten geführt haben. Mittlerweile geben grössere Assetmanagement-Unternehmen bis zu 10 Prozent ihres Budgets für die Erfüllung der regulatorischen Anforderungen aus, zum Beispiel für die Implementierung von Compliance-Strukturen, technischen Systeme oder die Schulung der Mitarbeitenden. 

Wettbewerbsnachteil für kleinere Assetmanager 

Was für die grösseren vielleicht noch machbar ist, überfordert kleinere Assetmanager mehr und mehr und wird für sie zu einem Wettbewerbsnachteil. Zudem befinden sie sich in einem Teufelskreis: Um mangelnde  Ressourcen bei den immer komplexer werdenden regulatorischen Anforderungen wettzumachen, greifen sie auf externe Berater oder technische Lösungen zurück - was die Kosten wiederum weiter nach oben schraubt. Ein Ausweg aus diesem Dilemma liegt dann häufig im Outsourcing, der Fokussierung auf Nischenmärkte, strategischen Partnerschaften oder Fusionen. 

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Die kontinuierliche Anpassung an neue regulatorische Entwicklungen und die Einhaltung der hohen Anforderungen ist und bleibt eine ständige Herausforderung für die Assetmanagement-Branche. Denn eines ist sicher: Die Regulierungswelle wird auch zukünftig weiter rollen, zahlreiche neue Bestimmungen wie beispielsweise die Ausweitung des automatischen Informationsaustauschs (AIA) für Krypto-Assets sind bereits auf den Weg gebracht.