Bessere Behandlungen bei tieferen Risiken und tieferen Kosten – das möchte die Groupe Mutuel für ihre Versicherten erreichen. «Betreffend Forschung liegt bei uns der aktuelle Fokus daher auf der Über- und Fehlversorgung», sagt Daniel Volken, Leiter Generalsekretariat bei der Groupe Mutuel. «Es wird immer wichtiger, die existierenden Ineffizienzen in unserem Gesundheitssystem zu beseitigen, da die Ressourcen knapper werden und somit Über- und Fehlversorgung im Sinne von Low Value Care besonders problematisch sind.»

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Gesundheitsressourcen werden verschwendet

Aus diesem Grund hat der Krankenversicherer zusammen mit der Universität St. Gallen zwei Aspekte des Versorgungspfads von zwei weitverbreiteten chronischen Erkrankungen auf Low Value Care untersucht. Darunter werden Leistungen verstanden, die den Patienten wenig oder keinen Nutzen bringen oder sogar potenziell Schaden verursachen. Dabei entstehen unnötige Kosten und knappe Gesundheitsressourcen werden verschwendet bzw. nicht effektiv genutzt.

Aufgrund ihrer Verbreitung und dem hohen Leidensdruck der Patienten wurden für die Studie die chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD) und die koronare Herzkrankheit (KHK) gewählt. 

Risiko von Hospitalisierungen senken

COPD war 2019 die dritthäufigste Todesursache weltweit. In der Schweiz leiden mindestens 400'000 Menschen an der unheilbaren Lungenerkrankung und verursachen geschätzte Kosten von 603 bis 847 Millionen Franken pro Jahr. Durch sachgemässe Einnahme von Medikamenten kann die Verschlimmerung von Symptomen verlangsamt, die Lebensqualität stabilisiert und das Risiko einer Hospitalisierung aufgrund einer akuten Verschlechterung des Gesundheitszustandes – einer sogenannten Exazerbation – gesenkt werden.

Die Studie zeigt, dass die Gesundheitsausgaben von COPD-Patienten, die ihre Medikamente nicht regelmässig einnehmen, im Durchschnitt um rund 10 000 Franken höher sind im Vergleich zu Patienten mit einer regelmässigen Medikamenteneinnahme

Groupe Mutuel

Die Auswertung der Groupe-Mutuel-Daten zeigt, dass Patienten, die langwirkende Medikamente regelmässig einnehmen, ein um ca. 50 Prozent niedrigeres Risiko haben, eine Exazerbation zu erleiden. Das Problem ist unter anderem, dass Medikamente nicht gemäss Vorschrift eingenommen werden. Fast die Hälfte der Patienten hatten weniger als 40 Prozent der Zeit eine ausreichende Medikamentenreserve zu Hause.

Das bedeutet, dass ein wesentlicher Anteil der Patienten ihre Medikamente über einen gewissen Zeitraum nicht gemäss Verschreibung einnehmen und damit das Risiko einer Exazerbation steigt. Die Studie zeigt, dass die Gesundheitsausgaben von COPD-Patienten, die ihre Medikamente nicht regelmässig einnehmen, im Durchschnitt um rund 10 000 Franken höher sind im Vergleich zu Patienten mit einer regelmässigen Medikamenteneinnahme.

Zu viele kostintensive Diagnoseverfahren

Die KHK zählt zu den häufigsten Herz-Kreislauf-Erkrankungen und ist eine der wichtigsten Ursachen für Mortalität und Spitaleinweisungen in der Schweiz. Die Studie wägt die beiden diagnostischen Pfade von Koronar-CT gegen invasive Koronarangiographie ab. Aus den medizinischen Leitlinien geht hervor, dass ein Koronar-CT bei vielen Patienten für die erste Diagnosestellung gegenüber einer invasiven Koronarangiographie zu bevorzugen ist.

Ein Koronar-CT ist nicht-invasiv und es muss kein Katheter ins Herz gelegt werden, d.h. es besteht kein Narkose-, Infektions- und Komplikationsrisiko für den Patienten. Gleichzeitig verursacht es weniger Kosten. Die Studie stellt fest, dass bei Groupe-Mutuel-Versicherten dank eines optimierten Diagnosepfads ein Einsparpotential von ungefähr 5 Mio. Franken pro Jahr besteht, wenn Patienten unter Einsatz der kosteneffizienten Diagnostik behandelt werden.

Digitale Gesundheitsanwendungen steigern Qualität

«Die Ergebnisse unserer Untersuchung zeigen auf, dass es an der Zeit ist, digitale Gesundheitsanwendungen für chronische Krankheiten zu entwickeln. Damit könnten strukturiert qualitätsoptimierte Behandlungsprogramme, die zum Beispiel Patienten helfen, ihre Medikamente nach Verschreibung zu nehmen, besser gewährleistet werden», sagt Alexander Geissler, Akademischer Direktor und Lehrstuhlinhaber Management im Gesundheitswesen bei der Universität St. Gallen. (pm/hzi/sec)

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