«Ich zügle von St. Gallen nach Genf, wie verändert sich dadurch meine Krankenkassenprämie?» – eine Frage, die Versicherte bisher in dieser Form nur dem persönlichen Broker oder Anbieter ihres Vertrauens stellen konnten. Mit der Website PrimAI.ch hat Unterwaldner Versicherungen im September den ersten KI-Prämienrechner der Schweiz lanciert. «Es funktioniert so einfach wie ein Gespräch mit dem Berater», verspricht Gründer und Erfinder Benjamin Wagner. Fragen stellen, Postleitzahl, Geburtsjahr und gewünschte Franchise angeben – und schon listet die Vergleichsseite in Sekundenschnelle verfügbare Tarife samt Versicherungsmodell auf. Und versendet auf Wunsch sogar direkt das gewünschte Angebot vollautomatisiert per E-Mail an die Vergleichenden. 

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Transparenz durch Daten von Priminfo.com  

Um transparent und unabhängige Antworten liefern zu können, greift die Website in Echtzeit auf die offiziellen Daten von Priminfo.ch zurück. Auch der Zugang zu Zusatzversicherungen soll folgen: «Da VVG-Prämien je nach Versicherungsgesellschaft stark variieren und nicht offen zugänglich sind, müssen wir sie einzeln bei den Gesellschaften anfragen und in unser System einspeisen», erklärt Wagner.  

Der Mehrfachgründer war selbst seit 2012 Versicherungsberater mit Spezialisierung auf englischsprachige Expats in der Schweiz. Seine erste selbst entwickelte Website Insurance-guide.ch richtet sich an internationale Nutzer. «Vor rund vier Monaten kam ich auf die Idee, KI-Möglichkeiten zu integrieren, um den Beratungsprozess effizienter und nutzerfreundlicher zu gestalten», sagt er. Also brachte er sich die Programmierung selbst bei, tüftelte nächtelang an Lösungen, bis die KI tat, was sie sollte. Durch eine Kooperation mit Unterwaldner Versicherungen aus Stansstad NW entstand schliesslich PrimAI.ch für den gesamten Schweizer Markt.  

KI-Unterhaltung sogar auf Schweizerdeutsch 

«Die Technologie, die dahintersteckt, kombiniert verschiedene KI-Programme, wie Open AI/GPT, Gemma und Claude», erklärt Benjamin Wagner, «das ändert sich aber ständig, weil die Entwicklung in dieser Branche hochdynamisch ist.» Weil die LLMs (Large Language Models) Texte in beinahe allen Sprachen der Welt erkennen und generieren können, funktioniert die Nutzung von PrimAI.ch sogar auf Thailändisch, Türkisch oder Schweizerdeutsch. 

Und wenn man doch mit einer echten Beraterin sprechen möchte? «Dann kann man direkt einen Termin bei den Brokern von Unterwaldner buchen», sagt der Berner, «man kann sagen, dass bei uns KI auf urchige Berater der Innerschweiz trifft.» Weil künstliche Intelligenzen auch Fehlinformationen wiedergeben können, erfolgt der Abschluss nach Prüfung über Unterwaldner-Broker. Die Kooperation biete eine Mischung aus Technologie und Tradition. «Versicherungsangelegenheiten bleiben ein sehr emotionales Vertrauensthema, deshalb bin ich überzeugt, dass KI zwar eine revolutionäre Ergänzung, aber kein vollständiger Ersatz für Broker und Berater sein wird.»

KI macht Beratung künftig effizienter 

Pro Abschluss, den Unterwaldner über PrimAI generiert, erhält Waldner eine Provision. Noch sei das nicht genug, um davon leben zu können. Ab Januar sollen Kooperationen mit ausgewählten Krankenkassen folgen – speziell im Bereich der VVG-Produkte. Und gemeinsam mit dem Tech-Startup Evoya AI aus Uster plant der Gründer die Lancierung weiterer digitaler Produkte für die Versicherungsbranche, die dann über Lizenzverkäufe weitere Einnahmeströme generieren sollen: Er nennt seine geplanten Softwarelösungen «die nächste Generation von KI-Agenten». Diese sollen zum Beispiel eigenständig im B2B- und B2C-Bereich nach Unternehmens- und Individualkunden recherchieren, gezielt Kontakte aufbauen und massgeschneiderte Angebote entwickeln können. 

Ein Fremdwort dürfte künstliche Intelligenz für den Grossteil der Branche nicht mehr sein, schon im September 2023 testeten laut einer HZ-Insurance-Umfrage etliche grössere schweizerische Versicherer die Einsatzmöglichkeiten. Ob künftig tatsächlich der gesamte Kundenlebenszyklus von der Lead-Generierung bis zur Schadensfall-Abnahme mit KI-Lösungen abgedeckt werden könnte, muss sich langfristig zeigen. Wagners Credo: «Die gesamte Versicherungsbranche sollte sich den Möglichkeiten jedenfalls nicht verschliessen, sondern gemeinsam auf eine zukunftsorientierte, smarte Kundenbetreuung hinarbeiten.»
 

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