Der HZ Insurance Horizon Day ist als Plattform für zukunftsorientierte Entscheider, progressive InsurTechs und digitale Vorreiter ein Fixpunkt für die Versicherungsbranche. Am 5. September trafen sich rund 100 hochkarätige Expertinnen und Experten im «Metropol» in der Zürcher Innenstadt, um unter anderem über die aktuellsten Entwicklungen im Versicherungsmarkt, die Herausforderungen für Insurtechs in der Schweiz und die Chancen und Risiken im Umgang mit der Künstlichen Intelligenz in der Assekuranz zu diskutieren. 

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HZ Insurance-Chefredaktorin Karin Bosshard begrüsste die Teilnehmenden zu einer spannenden Neuauflage des Events und bedankte sich bei den beiden Sponsoren - dem Personalberatungsunternehmen Hays und dem Innovationsdienstleister Zühlke - sowie den Netzwerkpartnern für die Unterstützung. Der Journalist und Analyst Matthias Niklowitz führte mit viel Sachverstand und fachkundigen Fragen als Moderator durch die Veranstaltung. 

 

Florian Schreiber skizzierte aktuelle Entwicklungen im Versicherungsmarkt.

Florian Schreiber skizzierte aktuelle Entwicklungen im Versicherungsmarkt.

Quelle: Stefan Bohrer

Den Auftakt in einen spannenden Tag machte Florian Schreiber, Professor and Insurance Lead an der Hochschule Luzern. Er zeigte auf, dass Innovationen und der Einsatz der KI in der Versicherungsbranche sich entlang der gesamten Wertschöpfungskette vom Produktdesign über Marketing, Vertrieb, Underwriting und Schadenmanagement ziehen. Europaweit gebe es mittlerweile 759 Insurtechs, wobei die Gründungsraten sich in den vergangenen Jahren verlangsamt hätten, da auch weniger Venture Capital zur Verfügung steht. 

Brachte seine Begeisterung für KI auf die Bühne: Marco Billeter.

Brachte seine Begeisterung für KI auf die Bühne: Marco Billeter.

Quelle: Stefan Bohrer

Anschliessend zeigte Marco Billeter, Head of Financial Services bei Microsoft Schweiz auf, was beim Softwareriesen in puncto Künstlicher Intelligenz läuft und wie rasant die Entwicklung ist. Während das Mobiltelefon 16 Jahre, das Internet 7 Jahre und Facebook immerhin 4,5 Jahre benötigten, um auf 100 Millionen Nutzerinnen und Nutzer zu kommen, habe ChatGPT dafür nur 2 Monate benötigt. Nach dem Motto «Innovate, Differentiate, Safeguard, Operationalize» munterte er die Anwesenden auf, die Potenziale der KI zu nutzen, Kernsysteme zu modernisieren, Digitale Erlebnisse zu schaffen und branchenübergreifende digitale Datenökosysteme zu ermöglichen.  

Moderator Matthias Niklowitz im Gespräch mit Oliver Oliver Werneyer  und Patrick Eugster (v.l.n.r.).

Moderator Matthias Niklowitz im Gespräch mit Oliver Oliver Werneyer und Patrick Eugster (v.l.n.r.).

Quelle: Stefan Bohrer

In der ersten Gesprächsrunde ging Moderator Matthias Niklowitz dann mit Oliver Werneyer, Gründer und CEO der mittlerweile verkauften Imburse AG, und Patrick Eugster, CEO des Zürcher Onlineversicherers Simpego den Fragen nach, welche Dos an Dont's es für Insurtechs gibt, wie erfolgreiche Exit-Strategien aussehen, welche Erwartungen die Kundinnen und Kunden haben und wie junge Techunternehmen mit niedriger oder auch hoher Kapitalisierung überleben. 

 

Stellte sich den Fragen der Chefredaktorin: Gina Studerus.

Stellte sich den Fragen der Chefredaktorin: Gina Studerus.

Quelle: Stefan Bohrer

Was Prävention für Versicherungen bedeutet, erklärte Gina Studerus, Expert Business Analyst beim Innovationsdienstleister Zühlke, im Horizon Talk mit HZ Insurance-Chefredaktorin Karin Bosshard. Anhand von praktischen Beispielen zeigte Studerus auf, welche spezifischen Präventionsmassnahmen derzeit von Gebäudeversicherern implementiert werden, um Schäden zu minimieren - und inwiefern KI dabei helfen kann, personalisierte Gesundheitsvorsorgepläne für Versicherte zu erstellen. Die KI sei gerade in der Prävention ein wichtiges Tool für Versicherungen. 

Gewann im letzten Jahr den Swiss Insurance Innovation Award: Richard Frey.

Gewann im letzten Jahr den Swiss Insurance Innovation Award: Richard Frey.

Quelle: Stefan Bohrer

Abwechslungsreich ging es weiter: Im Pecha Kucha-Format - eine Vortragstechnik, bei der zu einem mündlichen Vortrag 20 passende Bilder für jeweils 20 Sekunden an eine Wand projiziert werden - standen zwei neue Technologien und Produkte im Scheinwerferlicht. Richard Frey, CEO des Deeptech-Unternehmens Inait aus Lausanne, präsentierte die innovative Idee «Bumpt», die eine hochpräzise, KI-getriebene Analyse von Autoschäden ermöglicht. Damit gewann Inait im vergangenen Jahr den Swiss Insurance Innovation Award.

Zeigte einen nachhaltigen Ansatz auf: Frederic Olbert.

Zeigte einen nachhaltigen Ansatz auf: Frederic Olbert.

Quelle: Stefan Bohrer

Ebenfalls einzigartig ist die die Carbon Credit Versicherung von CarbonPool mit Sitz in Zürich, die der CFO und Co-Founder Frederic Olbert präsentierte. Die Versicherung entschädigt Kunden mit hochwertigen CO2-Zertifikaten für unerwartete Ausfälle von CO2-Zertifikaten und Stornierungen aufgrund von Naturkatastrophen, Wettereinflüssen und Maschinenausfällen. 

 

Hat ein Faible für innovative Unternehmen: Teddy Amberg.

Hat ein Faible für innovative Unternehmen: Teddy Amberg.

Quelle: Stefan Bohrer

Nach einer kurzen Networking-Pause ging es spannend weiter. Das Venture Capital-Unternehmen Spicehaus Partners investiert in vielversprechende Schweizer B2B-Softwareunternehmen mit internationalem Wachstumspotenzial. Founding Partner Teddy Amberg zeigte in seiner Keynote auf, worauf es ihm dabei ankommt: Er investiert lieber in ein A-Team, als in eine B-Idee. Nach dieser Prämisse begutachtet sein Unternehmen jährlich rund 1'000 Investitionsmöglichkeiten. Die Schweiz sei ein hervorragender Nährboden für Startups mit starkem Humankapital, weltweit führenden Institutionen und globalen Tech-Unternehmen. Um im internationalen Umfeld zu bestehen, «braucht es Innovation, Innovation, Innovation», ist Amberg überzeugt.

Moderator Christian Lundsgaard Hansen diskutierte Finanzierungsfragen mit Teddy Amberg, Kathrin Wolff Schmandt und Thomas Dübendorfer (v.l.n.r.).

Moderator Christian Lundsgaard Hansen diskutierte Finanzierungsfragen mit Teddy Amberg, Kathrin Wolff Schmandt und Thomas Dübendorfer (v.l.n.r.).

Quelle: Stefan Bohrer

Das Thema Startup-Finanzierung diskutierte er im anschliessenden Panel unter der Moderation von Christian Lundsgaard Hansen, Geschäftsführer der Transformationsagentur Sparkr, gemeinsam mit Kathrin Wolff Schmandt, Angel Investor und Growth Advisor sowie Thomas Dübendorfer, Präsident von Sictic und Angel Investor. Sie zeigten auf, worauf es Angel Investoren ankommt, wenn sie in junge Unternehmen investieren. Dabei sei KI derzeit «the place to be». Schweizweit gibt es rund 400 Angel Investoren, ab einem Betrag von 20'000 Franken könne man in der Schweiz ebenfalls Teil des Netzwerks werden und seine Expertise weitergeben. 

Präsentierte den brandneuen Swiss Insurance Monitor 2024: David Finken.

Präsentierte den brandneuen Swiss Insurance Monitor 2024: David Finken.

Quelle: Stefan Bohrer

Den Schlusspunkt unter einen erkenntnisreichen Vormittag setzte David Finken, Senior Researcher an der ETH Zürich. Er präsentierte die Erkenntnisse des gerade erschienenen «Swiss Insurance Monitor 2024»: KI-Anwendungen werden von der Bevölkerung zunehmend akzeptiert und erleichtern Abläufe. Für Versicherer komme es darauf an flexibel auf die Bedürfnisse der Kunden eingehen. Auch wenn sie trotz Prämienschocks eher selten ihre Versicherung wechseln.  

Regulierung bei KI muss sein: Daniel Feurstein.

Regulierung bei KI ist notwendig: Daniel Feurstein.

Quelle: Stefan Bohrer

Nach der Lunch-Pause, welche die Teilnehmenden ausgiebig zum Networking nutzten, zeigte Daniel Feurstein, CRO beim Anbieter von Schadenautomatisierung Omni:us, auf, welche Herausforderungen nach dem Inkrafttreten des EU AI Acts auf Unternehmen zukommen. Der AI Act bringe höhere Kosten für Compliance mit sich und verlangsame Innovationen - aber er biete hinsichtlich Transparenz und Vertrauen auch viele Chancen. Diese gelte es im Sinne der Mitarbeitenden und Kundinnen und Kunden zu nutzen.     

Karin Bosshard im Austausch im Michael Dritsas und Sandra Kurmann.

Karin Bosshard im Austausch im Michael Dritsas und Sandra Kurmann.

Quelle: Stefan Bohrer

Zunehmende Regulierung war auch Thema im Panel «Aufsicht und Verbände». Im Gespräch mit Karin Bosshard machte Sandra Kurmann, Leiterin Ressort Rahmenbedingungen und Mitglied der Geschäftsleitung des Schweizerischen Versicherungsverbandes (SVV), deutlich, dass die Versicherungsbranche bereits sehr stark reguliert sei - dies bremse Innovationen. Mit Hinblick auf den vermehrten Einsatz von KI war Michael Dritsas, CEO des Insurtechs Vlot und Vorstandsmitglied des Verbandes Digitalversicherung Schweiz (VDVS), der Ansicht, dass die Schweiz sich bei technologischen Themen zu langsam bewege und ihren Sonderstatus nicht mehr lange würde aufrechterhalten können. 

Matthias Niklowitz im Gespräch mit Sergio Beer, Daniel Feurstein, Marc Hauser und Dominique Kasper.

Matthias Niklowitz im Gespräch mit Sergio Beer, Daniel Feurstein, Marc Hauser und Dominique Kasper.

Quelle: Stefan Bohrer

In einem weiteren Panel ging Matthias Niklowitz mit seinen Gästen Sergio Beer, Head of Innovation der Business Unit Switzerland bei Zurich, Daniel Feurstein (Omni:us), Marc Oliver Hauser, CEO bei Trust Square und Dominique Kasper, Leiter Property & Casualty bei Axa Schweiz, der Frage nach, ob die Zusammenarbeit zwischen Insurtechs und Versicherern eine Win-win-Situation ist. Gerade beim Thema Ökosysteme sei es« ruhig geworden», die gegenseitigen Erwartungen zwischen Versicherern und Startups hätten vielfach nicht gematcht.  

Ist Kunstfälschern mit KI auf der Spur:  Carina Popovici.

Ist Kunstfälschern mit KI auf der Spur: Carina Popovici.

Quelle: Stefan Bohrer

In jeweils siebenminütigen Speeches wurden anschliessend Praxisbeispiele für die nutzvolle Anwendung von KI präsentiert. Den Anfang machte Carina Popovici, CEO und Co-Founder von Art Recognition. Ihr Unternehmen hat sich in Zusammenarbeit mit Kunstexperten darauf spezialisiert, mittels KI-Lösungen gefälschte Kunstwerke zu erkennen.

Ist auf Unternehmensversicherungen spezialisiert: Oliver Delvos.

Ist auf Unternehmensversicherungen spezialisiert: Oliver Delvos.

Quelle: Stefan Bohrer

Dass gewerbliche Versicherungen ein komplexes Feld sind, weiss Oliver Delvos, Head of International bei Corvus Insurance, aus eigener Erfahrung. Hier könne die KI unterstützen. Sie komme mittlerweile beim Kundenservice, der Risikoanalyse und Prämiengestaltung, der Schadenbearbeitung sowie der Automatisierung zum Einsatz. Es gebe aber auch Einschränkungen und technische Hürden, vor allem die Datenqualität sei entscheidend. 

Mit KI Versicherungsbetrügern auf der Spur:  Andra-Maria Maute.

Mit KI Versicherungsbetrügern auf der Spur: Andra-Maria Maute.

Quelle: Stefan Bohrer

Schätzungsweise jede zehnte Schadenmeldung erfolgt in betrügerischer Absicht, damit entsteht allein in der Schweiz ein Schaden von rund 600 Millionen Franken - Tendenz steigend. Für Andra-Maria Maute, Co-Director und Head of Distributed Ledger Technologies beim Swiss Fintech Innovations Verband (SFTI), bietet der Einsatz von KI bei Fraud Detection riesiges Potenzial und führt zu erheblichen finanziellen Einsparungen.  

Ist KI ein Jobkiller? Angela Zeier Röschmann.

Ist KI ein Jobkiller? Angela Zeier Röschmann.

Quelle: Stefan Bohrer

Seit dem Einzug von KI fürchten viele Arbeitnehmende den Jobverlust. Allerdings ist in der Versicherungsbranche derzeit kein grosser Aufbruch zu neuen Berufsbildern zu erkennen, zeigte Angela Zeier Röschmann, Co-Leiterin des Instituts für Risk & Insurance an der ZHAW School of Management and Law, auf. Die Anforderungen aber steigen, auch interdisziplinär zu arbeiten. Künftig sei Versicherungs-Fachwissen verknüpft mit Technologie ein Erfolgsmodell. 

So geht Zukunft: Evangelos Avramakis.

So geht Zukunft: Evangelos Avramakis.

Quelle: Stefan Bohrer

Sprichwörtlich richtig Gas gab zum Abschluss Evangelos Avramakis, Lead Corporate Foresight, Intelligence & Development bei Swiss Re Corporate Solutions unter dem Titel «Tech on steroids». Ob Metaverse, Blockchain oder GenAI - die Geschwindigkeit sei derzeit enorm. Die KI kreiere völlig neue, innovative Geschäftsmodelle und die Assekuranz hinke da hinterher. Wenn die digitale Transformation aber richtig umgesetzt wird, komme die Branche auf die Überholspur.