Jeweils montags kurz nach halb acht taucht Silke Schmitt Oggier ein in die Welt des Tanzes und der Musik. Der einmal wöchentlich stattfindende Ballettunterricht ist einer der wenigen Momente, in denen sie für niemanden erreichbar ist. Dass Ballett ihr Sport ist, entdeckte sie bereits im Alter von zwei Jahren und bis zwanzig trainierte sie leidenschaftlich und intensiv. «Allerdings war mir immer bewusst, dass aus mir keine Bühnentänzerin wird», gibt Schmitt Oggier unumwunden zu. Als sie aufgrund einer Knieverletzung mit dem Tanz pausieren musste, stürzte sie sich mit derselben Energie, die sie zuvor fürs Ballett aufgewendet hatte, ins Medizinstudium und danach in die Arbeit als Kinderärztin. 

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Nach der Geburt ihrer Tochter 2001 wollte sie etwas mehr Ruhe in ihr Leben bringen und trat eine Stelle beim Schulärztlichen Dienst der Stadt Zürich an. Da Ruhe aber nicht wirklich zur gebürtigen Münchnerin passt, engagierte sie sich auch an dieser Stelle stark und wurde schon bald zur Co-Leiterin berufen. «An der Schnittstelle zwischen Medizin, Schule und Politik leistete ich viel ‹Übersetzungsarbeit›, das gefiel mir wahnsinnig gut. Zudem lernte ich einiges über das Gesundheitswesen im Allgemeinen.» 

Parallel zur Arbeit und zur Familie absolvierte sie einen Master in Public Health mit Schwerpunkt Management, weil sie nicht nur die Freude am Führen von Teams entdeckte, sondern auch am Optimieren von Prozessen. Das ist umso erstaunlicher, als für Silke Schmitt Oggier das Wort Prozess lange Zeit ein Synonym für eine juristische Auseinandersetzung war. «Erst als ich einen Gesundheitsökonomen geheiratet habe, realisierte ich, dass Prozesse nicht zwingend einen Anwalt brauchen, sondern zentral für erfolgreiches Arbeiten sind», schmunzelt sie.

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2014 erfuhr sie per Zufall, dass sich das der Swica gehörende Ärztenetzwerk Santémed mehr kinderärztliches Know-how an Bord holen wollte. Dies sowohl in den Gruppenpraxen als auch in der von Santé24 zusammen mit Kinderspitälern betriebenen Notfall-Hotline. «Als Deutsche beobachtete ich die integrierte Gesundheitsversorgung, die von den grossen Krankenversicherungen in meiner Heimat angestossen worden waren, schon seit einigen Jahren aufmerksam. Die Möglichkeit, in der Schweiz an einer solchen Entwicklung mitzuarbeiten, reizte mich.» 

So stieg sie nach zehn Jahren bei der Stadt Zürich in die Privatwirtschaft ein, um schnell zu erkennen, dass es bei Santémed nicht nur um die Weitergabe ihres pädiatrischen Wissens ging, sondern vor allem auch um Prozesse. Als die Gesundheitspraxen 2015 verkauft wurden und die Telemedizinabteilung Santé24 eigenständig wurde und näher an Swica rückte, erhielt Silke Schmitt Oggier die Chance, in der Funktion als ärztliche Leiterin den telemedizinischen Dienst Santé24 weiter auszubauen. 

«Damals wurden wir für dieses Vorhaben belächelt», blickt sie mit etwas Schalk in den Augen zurück. «Viele dachten, es handle sich um ein paar Hausfrauen, die die Leute am Telefon mit Gesundheitstipps bedienen und fleissig mitschreiben.» 

Dem war aber gar nicht so und die Etablierung des Angebots war das Paradeprojekt für die quirlige Medizinerin. «Ich habe das Privileg, einer Arbeit nachzugehen, die mir nicht nur gefällt, sondern in der ich voll und ganz aufgehen kann», strahlt sie. In den vergangenen Jahren sei all das zusammengeflossen, was sie schon immer gerne gemacht habe, und die Pionierarbeit sei unglaublich inspirierend. «In der aktuellen Rolle kann ich meine Neugierde befriedigen, Themen und Teams entwickeln sowie Ideen umsetzen und erst noch gute Medizin machen.» Auch wenn die Arbeit Schmitt Oggier beflügelt, braucht sie mitunter etwas Abstand. Und zwar nicht nur am Montagabend, sondern auch bei gemütlichen Fussballabenden am Wochenende mit Familie und Freunden.