Das Wort «Perspektivenwechsel» kommt öfter vor, wenn sie über ihr Berufsleben erzählt. Und je länger man Claudine Blaser Egger, der neuen Leiterin Gesundheit und GL-Mitglied von Helsana, zuhört, desto klarer wird: Perspektivenwechsel ist bei ihr eine gelebte Tatsache. Dabei ziehen sich aber auch rote Fäden durch die Perspektivenwechsel, und die heissen Biologie und Medizin sowie Freude daran, etwas Neues aufzubauen. «Als ich klein war, wollte ich Tierärztin werden. Doch je näher die Matura kam, desto mehr faszinierten mich die molekularen Zusammenhänge», erinnert sie sich.
Während des Naturwissenschaftsstudiums an der ETH spezialisierte sich Claudine Blaser Egger auf Biochemie und promovierte im Bereich der Immunologie. Obwohl eine wissenschaftliche Karriere geradezu vorgezeichnet war, verzichtete Blaser Egger darauf und sprang in die quirlige Startup-Welt. «In der Wissenschaft hätte ich mich extrem spezialisieren müssen», blickt sie ohne Reue zurück. «Zudem hatte ich keine Lust auf ein Nomadinnenleben als Postdoc an unterschiedlichsten Hochschulen»
In ihrer Rolle im Business Development beim Biotech-Startup Cytos in Schlieren tat sich für sie eine neue Welt auf. Es war der Anfang des Biotech-Hypes – dynamisch sei die Zeit gewesen und von einer unglaublichen Aufbruchstimmung beseelt. «Ich konnte auf der grünen Wiese etwas aufbauen und merkte, dass ich das mag und dass es mir auch liegt.»
Sie schloss noch einen MBA an der ETH Zürich ab, aber die passionierte Biochemikerin wechselte nach zehn Jahren in Schlieren doch zurück an ihre ehemalige Alma Mater. Es erfolgte Aufbau Nummer zwei: eine Dienstleistungsplattform für interdisziplinäre Forschungsprojekte in der Biomedizin. Diese leitete sie während sieben Jahren.
Trotz den arbeitsintensiven Jahren blieb der Aargauerin genügend Energie, um eine Familie zu gründen und ihren privaten Leidenschaften, dem Bergsteigen, Radfahren und Segeln, nachzugehen. «Ich habe die Aufbauarbeit nie alleine gemacht, sondern im Team», betont die Ehefrau und Mutter auf die Frage, woher sie die Zeit für das alles genommen habe.
2017 wurde es Zeit für einen erneuten Perspektivenwechsel. Sie verliess den Bereich der Wirkstoffentwicklung wieder – ganz bewusst, wie sie betont – und wechselte als Geschäftsführerin zum Ärztenetzwerk Argomed. «Ich wollte verstehen, wo die Knackpunkte des Gesundheitswesens liegen, und etwas gesellschaftlich Relevantes tun, indem ich half, die Koordination zwischen Leistungserbringern und Patienten zu optimieren.» Drei Jahre später flatterte dann ein Angebot von Helsana auf ihren Tisch, den Geschäftsbereich Gesundheit aufzubauen. Sie zögerte keine Sekunde. Eine absolute Traumrolle sei dies, sagt sie, denn «in der aktuellen Funktion kann ich nicht nur zum dritten Mal etwas Neues aufbauen, ich kann auch alle meine beruflichen Erfahrungen bündeln und mit einbringen.»
Zusammen mit 130 Mitarbeitenden möchte sie Helsana dabei unterstützen, nicht nur Rechnungszahlerin zu sein, sondern eine Partnerin im Bereich Gesundheit zu werden. «Unsere Versicherten sollen von Beratungs- und Koordinationsdienstleistungen profitieren, die sie befähigen, im komplexen Umfeld des Gesundheitswesens die für sie richtigen Entscheidungen zu fällen.» Auch wenn ihr Start bei Helsana mitten in der Pandemie erfolgte und sie ihr Team primär virtuell kennengelernt hat, bleibt Claudine Blaser Egger ihrer Philosophie treu: «Entwicklungsarbeit ist Teamarbeit. Ich kenne kein Standardprozedere, sondern fördere eine Fehlerkultur, höre gut zu und stelle die Menschen bei meinen Entscheiden in den Mittelpunkt.»