Der Name des Veranstaltungsortes war wie gemacht für den ersten Tag der Industrieversicherer: Im Hotel Glockenhof in Zürich läutete Lukas Stricker, Dozent und Studiengangsleiter am Institut für Risk & Insurance der ZHAW School of Management & Law, als Initiator das Glöckchen für den Start des neuen Branchenevents. Rund 50 hochkarätige Expertinnen und Experten verschiedener Industrieversicherer waren seiner Einladung gefolgt. 

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Der neue «kalte Krieg»

Nach seiner Eröffnungsansprache eröffnete Gerald Hosp, Wirtschaftsredaktor bei der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ), den Reigen der aktuellen und informativen Vorträge. Er beleuchtete «Geopolitische Umwälzungen und ihre Auswirkungen auf Schweizer Firmen», denn gerade geopolitische Risiken wie der Ukrainekrieg bereiten Unternehmen und damit auch den Industrieversicherern derzeit grosse Sorgenfalten. Es sei derzeit ein Trend zur Entglobalisierung zu verzeichnen, der damit einhergehende Protektionismus sowie die staatliche Industriepolitik hätten in vielen Ländern wieder die Oberhand gewonnen. Zudem würden regionale Konflikte zunehmen, was erhebliche Auswirkungen auf die globalen Lieferketten habe. Werden Schweizer Unternehmen also künftig noch mehr zu Geisseln der internationalen Politik? In der Neutralität, so lautet ein Fazit von Hosp, könne für Schweizer Firmen auch eine grosse Chance liegen. 

Das Fachpublikum zeigte sich sehr interessiert.

Das Fachpublikum zeigte sich sehr interessiert.

Quelle: ZHAW

Mogelpackung ESG?

Anschliessend zeigte Philipp Aeby, CEO der RepRisk AG, in seinem Vortrag «Business conduct risks and and transparency in an ever-changing world» unbequeme Wahrheiten über den Megatrend ESG auf, im Rahmen dessen seiner Meinung vieles schief und in eine falsche Richtung laufe. Das Pariser Klimaabkommen sei gescheitert, Emissionsdaten nicht verlässlich und die entsprechenden Reportings würden niemanden interessieren, sondern in den Unternehmen nur Riesenaufwand verursachen, zählte er unter anderem als Beispiele auf. Aber er hatte auch positive Nachrichten: Die Bevölkerung sei für das Thema sensibilisiert und gerade Unternehmensversicherer könnten als «good guys» profitieren, denn notwendige Investitionen in die Infrastruktur und Kapitalaufwendungen hängen nicht zuletzt von einem entsprechenden Versicherungsschutz ab. 

The next «big thing?»

Die Künstliche Intelligenz ist weiter auf dem Vormarsch, das ist mittlerweile bekannt. Weniger bekannt sind hingegen die Möglichkeiten des Quantum Computing, die Christian Straube, Global Key Account Manager bei Zühlke Engineering, für Industrieversicherer einordnete. Derzeit würden weltweit zahlreiche neue Unternehmen entstehen, deren Businessmodell auf Quanten Computing fusst. Dies allein wären bereits neue, attraktive Kundengruppen für die Versicherer, auch im Bereich der Cyberversicherungen. Die Versicherer selbst könnten vor allem in der Wertschöpfungskette oder bei der Digitalisierung der Roadmap von den Anwendungen profitieren. Wenn Unwetter beispielsweise auf einen Quadratmeter genau vorhergesagt werden könnten, sei das auch für Versicherer reizvoll. Damit sich Quanten Computing in der Versicherungswelt durchsetzt, müssten allerdings noch Herausforderungen wie die verstärkte Nutzung von analytischen anstatt empirischen Modellierungsverfahren bewältigt werden.  

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Vor dem Network-Lunch skizzierte Lukas dann noch die «Bedeutung von Plattformen in der Versicherung», welche verschiedene Akteure im Markt zusammenbringen. Entscheidend seien Netzwerkeffekte, welche eine exponentielle Dynamik entfachen. Diese werden durch die Digitalisierung stark befördert. Bis solche Plattformen allerdings erfolgreich seien, müsse häufig eine lange Durststrecke überwunden werden. Welche Akteure aus der Assekuranz als Anbieter für solche zentralen Plattformen geeignet seien und welcher Versicherer überhaupt in finanzieller und in regulatorischer Hinsicht diesen langen Atem habe, stellte er als Frage in den Raum. 

Wie die Industrieversicherer mit den Megatrends wie Geopolitik, ESG, Fachkräftemangel  oder Digitalisierung umgehen, wurde zum Abschluss im Rahmen einer Podiumsdiskussion mit Länderverantwortlichen aus der Assekuranz und ausgesuchten Studierenden aus dem Bachelor- und Masterprogramm sowie aus der Weiterbildung der ZHAW diskutiert. Alles in allem war der erste Tag der Industrieversicherer eine gelungene Premiere, die sicherlich eine Neuauflage nach sich ziehen wird.