Während Expertinnen und Experten dem Aufstieg der generativen künstlichen Intelligenz (GenAI) erhebliche positive wirtschaftliche Auswirkungen voraussagen, ist die öffentliche Meinung nicht so optimistisch. Das zeigt eine Umfrage der Allianz unter mehr als 6'000 Personen in Österreich, Frankreich, Deutschland, Italien, Polen und Spanien: Danach äusserten 36 Prozent der Befragten Bedenken hinsichtlich der Risiken von KI, wobei fast die Hälfte (46%) erwartet, dass KI die Zahl der verfügbaren Arbeitsplätze verringern wird.
Angst vor zunehmender Ungleichheit
Noch besorgniserregender ist es nach Ansicht der Allianz, dass mehr als die Hälfte aller Befragten (51%) glaubt, dass sich das Qualifikationsgefälle und die Ungleichheit mit der zunehmenden Verbreitung von KI in allen Branchen vergrössern könnten, wobei die Intelligenten immer schlauer werden und der Rest zurückbleibt. Nur 21 Prozent aller Befragten waren optimistisch, was die Vorteile der KI für ihre Volkswirtschaften anbelangt.
Erhebliches Potenzial für Versicherer
Die Befürchtungen, KI könnte zu einer massiven Verlagerung von Arbeitsplätzen in der Versicherungsbranche führen, seien übertrieben, meint die Allianz. Als datengesteuerte Branche, die wie kaum eine andere auf Automatisierung und Produktivitätssteigerung ausgerichtet ist, biete gerade die Versicherungsbranche ein erhebliches Potenzial. KI-Anwendungen könnten die Fähigkeiten der Mitarbeiter ergänzen und erweitern und werden wahrscheinlich die Effizienz, die Kundenzufriedenheit und die Betrugserkennung verbessern. Dies könnte zwar zu einer Verringerung des Personalbestands führen, aber Wirtschaftsmodelle deuten darauf hin, dass die Korrelation zwischen Produktivitätssteigerungen und Personalabbau im Versicherungssektor nur bescheiden ist: Eine Produktivitätssteigerung von 0,622 Prozent würde nur zu einer Verringerung des Personalbestands um 1 Prozent führen, rechnen die Allianz-Experten vor.
Mehr Segen als Fluch
Der Zeitpunkt des Vormarschs der künstlichen Intelligenz sei somit eher ein Glücksfall. Er falle mit dem demografischen Wandel zusammen, d. h. mit der Alterung der Bevölkerung und dem Schrumpfen des Arbeitskräftepotenzials, was auch im Versicherungswesen zu einem Arbeitskräftemangel führen könnte. Durch die Steigerung der Produktivität und die Automatisierung von Routineaufgaben könnte die KI der Branche helfen, dieser drohenden Herausforderung zu begegnen.
Bei der zunehmenden Einführung von KI werde es darauf ankommen, ein Gleichgewicht zwischen Innovation und Regulierung herzustellen. Während viele für eine strenge KI-Regulierung plädieren, um Schaden zu verhindern, betonen andere die Notwendigkeit, die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Politische Entscheidungsträger und Branchenführer müssen diese Herausforderungen meistern, um das Potenzial der KI zu nutzen und gleichzeitig gesellschaftliche Bedenken zu berücksichtigen, meint die Allianz.
Unter dem Titel «GenAI in the insurance industry: Divine coincidence for human capital» hat die Allianz die Ergebnisse in einem Bericht zusammengefasst. (pd/hzi/bdw)