Mit einem qualitätsbasierten Finanzierungsmodell in der Medizin, einer neuen Spitalplanung und einer neuen Art und Weise der Leistungsfinanzierung - bei Streichung bestimmter Leistungen: So soll das Schweizer Gesundheitssystem reformiert werden, schlägt Thomas Boyer, CEO der Groupe-Mutuel, vor. Die öffentliche Hand, Branchen- und Patientenorganisationen sollen zudem eine Gesundheitstaskforce bilden.
«Ich fordere, dass sich Kantone, Bund, Versicherer, Spitäler, Ärzte, Patientenorganisationen und Pharma an einen Tisch setzen und gemeinsam Massnahmen erarbeiten», sagte Boyer in einem Interview mit dem «SonntagsBlick». Die Akteure im Gesundheitswesen müssten aufhören, sich gegenseitig die Schuld zuzuschieben für die steigenden Gesundheitskosten.
Gegen die Kostensteigerung müsse kurzfristig bei den Medikamentenkosten angesetzt, also mehr Generika verwendet werden, so Boyer. Mittelfristig müsse die Schweiz bei der Spitalplanung über die Bücher. «Mit rund 580 Standorten haben wir nach Frankreich die höchste Spitaldichte in Europa. Das ist viel zu viel! Wir müssen weg von der kantonalen Spitalplanung», forderte Boyer. Die Spitalplanung müsse überregional oder sogar zentral angegangen werden.
Dazu brauche es eine Überarbeitung des Leistungskatalogs: Neue Leistungen sollten nur aufgenommen werden, wenn gleichzeitig andere gestrichen würden, sagte Boyer. Als Beispiel nannte er Akupunktur oder die Chinesische Medizin. «Es braucht endlich die Einsicht, dass wir nicht alles haben können, bei gleichbleibenden Kosten.»
Der Groupe-Mutuel-Chef will auch bei der Leistungsfinanzierung ansetzen: So könne der Leistungserbringer heute die Anzahl der Behandlungen selbst bestimmen. «Deshalb kompensieren Spitäler finanzielle Verluste durch mehr Behandlungen», sagte Boyer. «Es braucht neue Finanzierungsmodelle, welche die erbrachte Qualität und nicht die Zahl der Behandlungen belohnen.» (awp/hzi/mig)