Blick in den Rückspiegel: Neue Strategie, Stellenabbau und ehrgeizige Finanzziele
Das vergangene Jahr hielt für die rund 4’000 Mitarbeitenden der Helvetia Schweiz einige Überraschungen parat - und nicht nur liebsame. Zum Jahreswechsel wurde bekannt, dass bei der Helvetia Gruppe im Zuge eines 200 Millionen Franken schweren Effizienzprogramms in den kommenden drei Jahren insgesamt 500 Stellen dem Rotstift zum Opfer fallen, davon 250 Stellen in der Markteinheit Schweiz (HZ Insurance berichtete). Zuvor machte noch das Gerücht die Runde, dass die Helvetia Gruppe sich von ihrem Deutschland-Geschäft trennen wolle.
Es herrscht derzeit also viel Unsicherheit, nachdem Konzernchef Fabian Rupprecht Mitte Dezember am Kapitalmarkttag die neue Strategie für die Dreijahresperiode 2025-2027 mit ehrgeizigen Zielen vorgestellt hat. Diese sieht neben den lokalen Retailkunden als Fundament unter anderem eine stärkere Fokussierung auf das internationale «Specialty Lines»-Geschäft, eine Verbesserung der operativen Exzellenz und neue Finanzziele vor. Die Eigenkapitalrendite soll künftig 13-16 Prozent betragen und der bereinigte Gewinn pro Aktie um 9 bis 11 Prozent wachsen. Den Aktionären will der Versicherer kumulierte Dividendenzahlungen von über 1,2 Milliarden Franken ausrichten.
Insgesamt neun führende Schweizer Versicherungsgesellschaften haben an der Umfrage von HZ Insurance teilgenommen. Die Beiträge im Überblick:
- Allianz Suisse
- Baloise Schweiz
- CSS
- Helvetia Schweiz
- Helsana
- KPT
- Mobiliar
- Sanitas
- Swiss Life
Bereits im Sommer passte die Helvetia Gruppe ihre Konzernstruktur an, mit der sie der Entwicklung der vergangenen Jahre von einer Schweizer Versicherung zu einer Gruppe mit einer starken internationalen Präsenz Rechnung tragen will. Die neue Aufstellung stärke die internationale Ausrichtung, straffe die Führung und stelle die Kundennähe sicher, teilte sie mit.
Der Bezug des neuen Helvetia Campus in Basel ist ein besonderes Highlight
Für Aussenstehende entsteht ein wenig der Eindruck, dass bei Helvetia derzeit kein Stein auf dem anderen bleibt, um sich fit für die (digitale) Zukunft zu machen. Da passt es ins Bild, dass Helvetia Schweiz im vergangenen Jahr den bestehenden Bau aus den 50er Jahren saniert und den neuen Hauptsitz am Campus in Basel bezogen hat: «Mit der Realisierung des Campus bekräftigen wir unsere Verbundenheit zur Stadt und zur Region Basel. Mit der Schaffung von öffentlichen Begegnungs- und Aufenthaltsmöglichkeiten wollen wir unser Unternehmen und die inspirierende Atmosphäre am Campus auch für die Öffentlichkeit erlebbar machen», betonte Martin Jara, CEO der Helvetia Schweiz beim Einzug.
Für die neue Offenheit steht nicht nur das «B1 Rooftop Bistro» mit 100 Sitzplätzen und bester Aussicht über Basel, sondern auch das Helvetia Art Foyers mit regelmässigen Kunstausstellungen sowie das Auditorium, in dem bereits publikumsträchtige Events wie das Helvetia Forum oder ein Cyber-Symposium stattfanden.
«Die Konzentration der verschiedensten Unternehmenseinheiten an einem einzigen Standort und die gleichzeitige Öffnung des Campus für externe Veranstaltungen haben im wahrsten Sinne für eine Horizonterweiterung gesorgt», so Jara, der sich besonders auf den Eurovision Song Contest Mitte Mai in Basel freut. Dieser werde zu einem «Heimspiel» für Helvetia, die den Contest als nationaler Sponsor und mit Aktivitäten auf dem Campus unterstützt.
Blick voraus: Helvetia Schweiz baut auf direkten Kundenzugang
Eine andere Herzensangelegenheit von Jara ist das Thema Cyberversicherung, das in diesem Jahr seiner Einschätzung nach Anlass zu vielen Diskussionen geben wird. Denn die Versicherungsdeckung vor allem im KMU-Bereich ist ungenügend und die drohende Versicherungslücke im Falle von Grossereignissen immer noch zu gross.
«Auch die Entwicklungen im Immobilienbereich werden uns als Unternehmen und als Gesellschaft weiter beschäftigen. Zum einen fordern uns aus Anlagesicht die Implikationen der Forderungen nach bezahlbarem Wohnraum heraus. Zum anderen eröffnet uns der Traum vom Eigenheim grosse Chancen für integrierte Angebote aus Versicherung, Vorsorge und Immobilienservices», ist Jara überzeugt.
Deshalb baut Helvetia Schweiz auf einen direkten Kundenzugang und will noch engere persönliche und individuelle Kundenbeziehungen schaffen. Diese sollen genutzt werden, um die Kundinnen und Kunden mit Angeboten und Services aus Nicht-Leben, Vorsorge und rund um Immobilien umfassend ein Leben lang zu begleiten. Zudem will sie an ihren Margen arbeiten, wobei das konsequente Management der Portfolien und die Weiterentwicklung der Prüfung und Steuerung von Schadenfällen im Vordergrund stehen.
Nachdem die Helvetia in den vergangenen Jahren stets ihre Innovationskraft in den Vordergrund stellte, hat sie mit ihrer neuen Strategie ganz getreu dem Motto «back to the basics» nun offensichtlich profitableres Wachstum im Blick.