Die Baloise versuchte mit der Ankündigung, künftig mehr Geld an die Aktionäre auszuschütten, auf ihrem mit Spannung erwarteten Investorenanlass die Anleger hinter sich zu scharen. Doch der Befreiungsschlag misslang, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Der schwedische Grossaktionär Cevian hält den Druck auf das Management hoch: «Damit die Baloise ein erstklassiges Schweizer Versicherungsunternehmen werden kann, braucht es echten Fokus und echten Ehrgeiz», erklärte Cevian-Partner Robert Schuchna gegenüber Reuters. «Die angekündigten Massnahmen sind in beiden Punkten ungenügend.»

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Auslandsgeschäft bleibt

Cevian ist mit einem Anteil von fast zehn Prozent grösster Eigner des Basler Konzerns. Anderen Forderungen etwa nach einem Ausstieg aus dem Deutschland-Geschäft oder dem Bankgeschäft erteilte Baloise-Verwaltungsratspräsident Thomas von Planta eine Absage. «In Deutschland wachsen wir in unseren Zielsegmenten», sagte er zur Nachrichtenagentur Reuters. «Deutschland trägt zur Kapitalstärke der Gruppe bei. Und auch zur Diversifizierung.» Auf den Prüfstand kommen könnte allerdings der Online-Versicherer Friday.

«Wir hören sehr genau zu»

Baloise habe Cevian-Vertreter getroffen, erklärte von Planta. «Für die Erarbeitung der Strategie hatten wir Input von mehreren Investoren. Das haben wir seriös geprüft.» Cevian sei sehr erfolgreich. «Sie sehen, wie sie sagen, Potenzial in Baloise. Wir hören sehr genau zu.» Der schwedische Anleger hat sich bisher nicht konkret zu seinen Absichten geäussert, doch in der Vergangenheit hat er bei anderen Firmen etwa den Verkauf von Teilbereichen oder Wechsel an der Unternehmensspitze erwirkt.

Von Planta stellte eine Erneuerung des Verwaltungsrats bei der Generalversammlung 2025 in Aussicht. «Dabei möchten wir das Versicherungs-Know-How im Verwaltungsrat stärken», sagte er. «Hier führen wir im Moment Gespräche.» De Planta selbst stehe für eine Wiederwahl zur Verfügung.

 

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Mehr Geld für die Aktionäre 

Am Investorentag (12. September) hatte der Versicherer seine neue Strategie vorgestellt: Baloise will im Zeitraum 2024 bis 2027 Barmittel von mehr als zwei Milliarden Franken generieren und künftig 80 Prozent oder mehr davon an die Aktionäre ausschütten. Ergänzt werden soll das durch den Erwerb eigener Aktien. Ein erstes Rückkaufprogramm will der Konzern im Frühjahr 2025 prüfen, es könnte innerhalb eines Jahres vollzogen werden. Baloise strebt künftig eine Eigenkapitalrendite von zwölf bis 15 Prozent an.

Das Unternehmen hatte sich im März von der jahrelang verfolgten sogenannten Ökosystemstrategie verabschiedet, bei der einem Kunden zusammen mit der Versicherung auch andere Dienstleistungen aus einer Hand angeboten werden, und eine Rückbesinnung auf das klassische Versicherungsgeschäft angekündigt.

Im Schaden- und Unfallgeschäft soll die Rentabilität noch etwas hochgeschraubt werden: Der Schadenkostensatz soll in einem durchschnittlichen Zins- und Schadenumfeld im Bereich von 90 Prozent liegen und damit am unteren Rand des in der letzten Dekade erreichten Niveaus. Die Lebensversicherung soll mindestens 200 Millionen Franken zum operativen Ergebnis (Ebit) beitragen. (Reuters/hzi/bdw)