Der jüngste Beschäftigungsindikator der ETH-Konjunkturforschungsstelle KOF verzeichnete für Versicherungen steigende Beschäftigungszahlen. Wo sich neue Job-Chancen eröffnen und wo es klemmt, hat HZ Insurance bei Schweizer Versicherern direkt nachgefragt.
Die Aussagen belegen den Trend aus der KOF-Umfrage vom Februar. Schweizer Versicherer sind trotz Konjunkturrisiken nach wie vor dazu bereit, weitere Stellen zu schaffen. Das ist allerdings kein Selbstzweck, sondern betrifft im wesentlichen Stellen im IT-Bereich oder spezifische Tätigkeiten, die aufgrund neuer regulatorischer Anforderungen oder zunehmender Digitalisierung erforderlich sind.
Zurich sucht neue Talente
Die Zurich Insurance Group verzeichnete im Jahr 2022 ein organisches Wachstum der Anzahl Mitarbeitenden in der Schweiz. «Und wir suchen weiterhin nach Talenten in unterschiedlichen Bereichen», informiert Anina Jäger von Media Relations. Per Ende 2022 arbeiteten bei Zurich in der Schweiz rund 7’100 Mitarbeitende – inklusive der 1600 selbstständigen Aussendienstmitarbeitenden.
Swiss Life: Neue Jobs in Vertriebsorganisationen
Bei Swiss Life Schweiz bleibt 2023 der Personalbestand im Innendienst – auch im Vorjahresvergleich – stabil. «In den eigenen Vertriebsorganisationen - Aussendienst, Swiss Life Select und Swiss Life Wealth Managers - ist ein Ausbau geplant», sagt Mediensprecherin Fabienne Schneider.
Manche Stellenbesetzung ist bei Swiss Life trotz guter Reputation und Bekanntheit als Arbeitgeber kein Selbstläufer. «Der gestiegene Fachkräftebedarf ist auch bei Swiss Life spürbar, vor allem bei spezifischen Profilen wie zum Beispiel im IT-Umfeld», so Fabienne Schneider. Die Rekrutierung dauere in solchen Fällen entsprechend länger.
Steigende Fluktuation und zunehmender Personalmangel
Bei Generali Versicherungen Schweiz hat sich die Anzahl der Beschäftigten in den vergangenen zwei bis drei Jahren zwar «nicht gross verändert», doch Jobwechsler sorgen trotzdem für Bewegung im Stellenmarkt, wie Corporate Communications Expert Marisa De Faveri erläutert. Neue geschaffene Positionen gibt es hauptsächlich in den Bereichen IT, Digitalisierung und Sustainability. Auch bei Audit, Compliance und Risikomanagement verzeichnet der Versicherer eine Zunahme - «dies hauptsächlich aufgrund von regulatrischen Richtlinien».
Zwei Phänomene fallen auf. Zum einen macht sich bei Generali «in allen Bereichen nicht nur ein Fachkräftemangel, sondern ganz allgemein ein Personalmangel bemerkbar.» Und: «Stellenwechsel sind derzeit recht häufig. Die Kandidierenden haben die Auswahl.» Es sei teilweise ziemlich herausfordernd, die passenden Profile zu finden und dies wirke sich negativ auf die Dauer der Stellenbesetzung aus, sagt Marisa de Faveri. «Es dauert also eher länger als früher, bis Stellen besetzt sind.»
Ähnlich bei Helvetia: Auch hier werden neue Stellen geschaffen und steigt die Anzahl der Beschäftigten, vor allem im Bereich Asset Management und in der IT. Generell werde allerdings mit einem «neutralen Trend» bei der Anzahl der Stellen gerechnet, lässt Jonas Grossniklaus, Head of Corporate Communicatios bei Helvetia Insurance Group Basel, wissen.
Wenn Positionen neu besetzt werden, ist dies oft der höheren Fluktuation geschuldet. Das Phänomen rascher Stellenwechsel trifft Helvetia wie viele Unternehmen und begegnet Versicherern häufiger höher als vor der Pandemie.
Der War for Talents verlangt der Versicherungsbranche heute viel ab. Und der Wettbewerb um die qualifizierten Talente wird zunehmend anspruchsvoller.
Was also tun? Wo konkret ansetzen? Und wie genau umsetzen?
Diesen und weiteren Fragen gehen wir nach dem Impulsreferat von Isabella Peres PhD und Florian Läubli nach. Gastgeberin ist Karin Bosshard.
Kostenlos & virtuell. Von 12:00 bis 13:00 Uhr. Aktive Teilnahme an der Diskussion möglich und erwünscht. Anmeldungen bitte via mail an karin.bosshard@hzinsurance.ch. Die Teilnehmerzahl ist beschränkt.
Stellenwechsel wird zum Dauerphänomen
Versicherer lernen also zunehmend die Kehrseiten des Arbeitnehmermarkt kennen: Die Arbeitslosenquote ist so tief wie seit 20 Jahren nicht mehr und es gibt dementsprechend sehr viele offene Stellen. Dies motiviert viele Arbeitnehmende, sich mit einem Jobwechsel auseinanderzusetzen.
Die höhere Fluktuation in der Versicherungsbranche ist kein Einzelfall, belegen Studien wie der Deloitte Millennial Survey oder EY Work Reimagined 2022. HR-Experten und Human Capital-Berater stellen unisono fest: Während zwei Jahren Pandemie hat sich die Art zu arbeiten und die Einstellung zur Arbeit grundlegend verändert. Das Vertrauen junger Talente in die Wirtschaft nimmt ab und die Loyalität gegenüber Unternehmen sinkt. Die jungen Arbeitnehmer beurteilen Unternehmen heute deutlich kritischer als noch vor einigen Jahren.
In der EY-Studie wird die Gefahr zunehmender Fluktuation deutlich beziffert: 38 Prozent der befragten Beschäftigten erklären, dass sie ihre derzeitige Arbeitsstelle wahrscheinlich im kommenden Jahr kündigen werden – bei den Millennials sind es sogar 42 Prozent.
Mehr als 100 freie Stellen bei der Mobiliar
Parallel zum Marktwachstum steigt bei der Mobiliar die Zahl der Mitarbeitenden. «Schweizweit benötigen wir Mitarbeitende in den unterschiedlichsten Funktionen, schwergewichtig im MINT-Bereich und in den Versicherungsberufen», sagt Susanne Maurer von der Unternehmenskommunikation.
Vom Haustechniker über den Fachspezialist Leistungen Berufliche Vorsorge bis zum Leiter Cyber Sicherheits-Architektur waren Mitte März mehr als 100 freie Stellen in der Direktion der Mobiliar und bei Tochtergesellschaften ausgeschrieben. Seit Jahresbeginn wurden mehr als 40 Stellen neu besetzt.
Passende Kandidatinnen und Kandidaten finden sich trotz ausgetrocknetem Arbeitsmarkt immer noch. Susanne Maurer: «2022 hat es rund 50 Tage gedauert von der Ausschreibung bis zur Zusage der Kandidaten. In gewissen Bereichen dauert es etwas länger als früher bis wir die Stellen besetzten können – etwa bei IT-Stellen oder Stellen im Versicherungsbereich.»