Der Einsatz von KI bietet Versicherern ungeahnte Möglichkeiten: vom Chatbot als virtuelle Assistentin bis hin zu Geldanlagen mit dem Robo-Advisor und KI-basierter Schadensanalyse. Prozesse lassen sich effizienter gestalten, Daten gezielter nutzen und im Idealfall steigt die Kundenzufriedenheit.

Doch Maschinenlogik trifft in der betrieblichen Praxis auf Menschen. Schnell verschärft sich hier das moralische Spannungsfeld - spätestens, wenn an Mensch-Maschine-Schnittstellen in Zukunft die Sprache analysiert, das Gesicht gescannt und eine Bewegung registriert wird. Ein Dilemma?

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Datenschutz: Alles neu ab 1. September 2023?

Der Schutz personenbezogener Daten ist für Unternehmen und im Human Resources ein besonders relevantes Thema. Spätestens ab 1. September 2023, wenn in der Schweiz das neue Datenschutzgesetz (revDSG) in Kraft tritt, müssen sich Unternehmen an die revidierten Regelungen anpassen.

Schon heute verlangen Kunden, Mitarbeitende, Investoren und andere Stakeholder von Unternehmen, dass diese verantwortungsvoll und fair mit Daten, digitalen Technologien und Anwendungen umgehen. Sie möchten wissen, ob ein Unternehmen die rechtlichen Anforderungen erfüllt und ethische Zielkonflikte im Blick hat. «Für viele Organisationen ist es deshalb längst überlebenswichtig, diese Anforderungen zu erfüllen», stellt das Beratungsunternehmen Pwc fest.

Verantwortungsvolle Digitalisierung erfordert Transparenz, Prozesse und Governance für eine ethische Ausrichtung. Dies zahlt auf das nachhaltige Agieren von Unternehmen ein und stärkt die Reputation langfristig.

Daniela Hanauer, Partnerin bei Pwc

Wer heute auf Digitalisierung setzt, benötigt einen Wertekompass sowie dessen Einbettung in die Organisation, um nachhaltig erfolgreich zu sein. «Verantwortungsvolle Digitalisierung erfordert Transparenz, Prozesse und Governance für eine ethische Ausrichtung. Dies zahlt auf das nachhaltige Agieren von Unternehmen ein und stärkt die Reputation langfristig», sagt Daniela Hanauer, Partnerin, Expertin für Compliance, Integrität und Digitale Ethik bei Pwc Deutschland. 

Konferenz «Shift 2023» diskutiert Digitale Ethik

Was akzeptieren Kundinnen und Kunden sowie die Gesellschaft bei Big Data, Künstlicher Intelligenz & Co., was nicht? Und wo sind Grenzen nötig? Diese Fragen stehen im Zentrum der der nächsten «Shift 2023». Die Konferenz zur Digitalen Ethik am 20. April in Zürich wird organisiert vom Center for Digital Responsibility (CDR) der Hochschule für Wirtschaft Zürich (HWZ). Es geht um aktuelle Kundenerwartungen sowie Akzeptanz und Vertrauen im digitalen Raum.

Ethik und Vertrauen in technologische Innovationen ist ein Megatrend, der die nächsten Jahre bestimmen wird: Das belegte bereits das Stimmungsbarometer Digitale Ethik 2022 des Centre for Digital Responsibility (CDR).

Generell zeigt sich laut Studienleiterin Cornelia Diethelm: «Grosse Unternehmen verfügen über Vorgaben im Rahmen des Datenmanagements und der Datenstrategie und sie haben eine Ethik-Richtlinie.» Unabhängig von der Grösse werde aber in vielen Unternehmen an ethischen Vorgaben gearbeitet. Versicherer engagieren sich dabei nach ihrer Beobachtung stärker als andere Branchen.

Die Mobiliar fördert KI-Kompetenz

Bei der Mobiliar ist der sensible Umgang mit Daten nach wertorientierten Prinzipien Teil der Ethik-Richtlinien. Ein Verhaltenskodex für Mitarbeitende trägt zu einer bewussten Datenkultur bei und unterstützt die praktische Arbeit. Der Versicherer zählt zu den Partnerinnen der «Shift 2023». Karin Lange, Product Owner bei der Mobiliar, wird bei der Konferenz eine Breakout-Session zum Thema «Digital Literacy: Förderung von Daten- und KI-Kompetenz in Unternehmen», leiten. 

«Das Verständnis und die Fähigkeit jedes Einzelnen, mit Daten umzugehen und grob einschätzen zu können, was die Chancen und Risiken des Umgangs damit sind, ist unabdingbar, um eine Entscheidung über den Einsatz und die Verwendung von (Personen-)Daten treffen zu können», sagt Karin Lange. Dasselbe gelte für den Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI): Die Fähigkeit, die von KI-Systemen generierten Ergebnisse für Entscheidungen zu nutzen, beinhalte untrennbar das Wissen um die potenziellen Auswirkungen der KI auf Gesellschaft, Unternehmen und Mitarbeitende.

Die Nutzung von Daten und KI betrifft gemäss Karin Lange heute schon so gut wie alle Unternehmensbereiche. Somit muss jede einzelne Person das Bewusstsein für die Chancen und Risiken im Umgang mit KI haben, fordert sie. Drei Fragen stehen in der Breakout-Session an der Shift 2023 im Mittelpunkt und werden anhand von Beispielen thematisiert:

  • Wie sensibilisiert man die unterschiedlichen Abteilungen und Mitarbeitenden in einem Unternehmen?
  • Ist eine Sensibilisierung für KI überhaupt möglich?
  • Und wenn ja, wie geht man das an? 

Zurich setzt auf werteorientierten Einsatz von KI 

Die Mobiliar gehört wie die Zurich zu den wenigen Versicherern in der Schweiz, die bereits ein internes Regelwerk für den verantwortungsbewussten und werteorientierten Einsatz von KI-Systemen entwickelt haben. «Beim Einsatz künstlicher Intelligenz steht die Versicherungswelt relativ am Anfang», sagt Lisa Bechtold, Global Lead AI Assurance & Data Governance bei Zurich. Dabei habe KI hat ein grosses Potenzial zusätzlicher Wertschöpfung für unsere Kunden, sagte sie in einem Interview mit HZ Insurance.

Umgang mit Personendaten erfordert Schulung

Mit Blick auf die Revision des Datenschutzgesetzes sagt Matthias Brändle, Head Data Strategy bei der Mobiliar: «Neue gesetzliche Anforderungen müssen interpretiert und das Bewusstsein dafür geschult werden. Über interne Schulungen unterstützen wir das Bewusstsein für den korrekten Umgang mit Personendaten in Einklang mit unseren Unternehmenswerten.»

Was das genau heisst, erläutert Matthias Brändle im Interview mit HZ Insurance: «Der korrekte ethische Umgang mit Personen gilt auch für den Umgang mit deren digitalen Personendaten. Es darf zum Beispiel nicht sein, dass man nicht zwingend notwendige, sensitive Informationen aus Personendaten zu ermitteln versucht, welche man im persönlichen Umgang niemals erfragen würde.»