Dass es sie mal in die Versicherungsbranche verschlagen würde, hätte sie sich absolut nicht vorstellen können. «Mein Wunsch war, in die Politik oder in die Diplomatie zu gehen», erzählt Patricia Mattle, CEO Central Europe bei elipsLife. Darum habe sie nach dem Bachelor ein Praktikum auf der schweizerischen Botschaft in Chile absolviert. Ihren Master wählte sie mit demselben Ziel im Hinterkopf: «Ich nahm damals gerade an meinem ersten Nationalratswahlkampf teil und war Präsidentin der jungen CVP St. Gallen. Da ich das später zum Beruf machen wollte, wählte ich die Vertiefung Kommunikation und Public Affairs.»
Ihr zweites Praktikum absolvierte sie bei einem grossen Lebensversicherungskonzern. «Da hat es mir den Ärmel reingezogen», weiss Mattle noch genau. Der Grundstein für eine erfolgreiche Karriere in der Assekuranz war damit gelegt. Auf Internationalität musste sie dennoch nicht verzichten, denn darauffolgende berufliche Stationen führten die 36-Jährige auch ins Ausland. Zuerst 2012 knapp zweieinhalb Jahre nach Paris, gleich im Anschluss daran nach New York. «Kaum war ich von Paris nach New York umgezogen, habe ich meinen künftigen Mann, den einzigen Franzosen im Team, kennengelernt. Inzwischen haben wir eine gemeinsame Tochter», schmunzelt sie.
Gut organisiert
Mittlerweile darf sich Patricia Mattle, die im St. Galler Rheintal in einem ländlich geprägten Umfeld in einer grossen Familie aufgewachsen ist, CEO Central Europe nennen. In dieser Rolle ist sie Mitglied der Geschäftsleitung von elipsLife, verantwortet die Märkte Schweiz, Liechtenstein, Deutschland und seit diesem Jahr Österreich und führt insgesamt rund 130 Personen. Dabei legt sie besonderen Wert darauf, die richtigen Leute mit den richtigen Ideen zusammenzubringen: «Je stärker mein Team ist und je besser und lieber sie zusammenarbeiten, desto einfacher sind Herausforderungen zu meistern.»
Neben der Arbeit wird Mattles Tagesablauf auch vom Rhythmus ihrer anderthalbjährigen Tochter geprägt. Nach dem gemeinsamen Frühstück bringt sie die Kleine in die Kita. Danach gehts Richtung Büro, wo sie sich einen Platz im Grossraumbüro sucht. «Ich habe bei meinem Stellenantritt explizit auf ein Einzelbüro verzichtet, um näher bei den Leuten zu sein», erklärt die Risikolebensversicherungs-Expertin. Nachdem sie sich tagsüber mit diversen Kunden, Partnern und Arbeitskollegen mittels Meetings, Telefongesprächen und gemeinsamen Mittagessen ausgetauscht hat, trifft sie sich in «normalen» Zeiten – also ohne Coronavirus – abends oft noch geschäftlich. «Das Netzwerken mit Kunden und Partnern ist besonders in meiner Rolle sehr wichtig», erklärt Mattle.
Jobwechsel im Lockdown
Patricia Mattles Wechsel von ihrem vorherigen Arbeitgeber Axa zu elipsLife erfolgte mitten im Corona-Lockdown im Frühjahr 2020. Den ersten Arbeitstag verbrachte sie, ganz BAG-konform, zu Hause. «Das Ankommen in einem neuen Team war so um einiges schwieriger», gesteht sie. Kurze Austausche fehlen ihr natürlich auch jetzt im Homeoffice. «Ich schätze aber, dass ich keinen Arbeitsweg habe, dass ich grundsätzlich produktiver bin, da ich weniger abgelenkt werde, und dass ich flexiblere Arbeitszeiten habe», zählt Mattle die positiven Aspekte auf.
Das Positive sieht Mattle auch im Leben generell. Entsprechend beschreibt sie ihren Charakter als optimistisch und aufgeschlossen. Und oft unpünktlich (lacht). «Mein Team meinte ausserdem ‹schnell›, wobei mein Vater findet, ich rede einfach viel zu schnell», grinst die Expertin. Eine Eigenschaft, die für eine Karriere in der Politik vermutlich auch nicht ganz unnütz gewesen wäre.