Blick in den Rückspiegel: Sanitas treibt die Digitalisierung weiter voran
Der neutrale Betrachter würde bei Begrifflichkeiten wie «Customer Convenience», «Mental Journey» oder «Risk-based pricing» wohl eher auf ein IT-Unternehmen denn auf eine Krankenversicherung tippen. Für die rund 900 Mitarbeitenden und über 800’000 Kundinnen und Kunden der Sanitas gehören solche Anglizismen allerdings längst zum Alltag. Das verwundert auch nicht weiter, denn Sanitas hat seit gut fünf Jahren mit Andreas Schönenberger einen ehemaligen Country Manager Schweiz des Technologieriesen Google an seiner Spitze.
Der technologische Wandel und die Digitalisierung haben zwar auch bei anderen Schweizer Krankenversicherern längst Einzug gehalten - aber Schönenberger will mit Sanitas eine führende Rolle bei innovativen Produkten und digitalen Services einnehmen, gab er im Frühjahr in einem Interview mit HZ Insurance den Takt vor. «Wir sind schon einen sehr guten Schritt vorangekommen und haben bereits früh auf eine völlig neue IT-Architektur und Cloud-Lösungen gesetzt. Deshalb können wir jetzt mit den neuesten Technologien und Tools arbeiten», betonte er selbstbewusst.
Dabei legt der Krankenversicherer sowohl in der Produktentwicklung wie auch im Produktmanagement und der Kundenberatung ein besonderes Augenmerk auf die «Customer Convenience», mit der die Versicherten über die Portal App und das Kundenportal einen einfachen Zugang zu den Leistungen erhalten – zum Beispiel zu «Digital Health Services» wie Ratgeber für mentale Gesundheit, schnelle Genesung oder die Pflege zuhause.
Positiver Nebeneffekt: Wenn die Versicherten bei noch so kleinen Zipperlein dadurch nicht gleich zum nächsten Arzt rennen, lassen sich natürlich Kosten sparen. Eigenverantwortung ist gefragt, um die explodierenden Kosten im Gesundheitswesen in den Griff zu bekommen. Der Vorschlag von Schönenberger, dass die Schweiz sich am Modell Singapur - bei dem jede Person selbst für medizinische Ausgaben spart und Versicherungen nur bei teuren Eingriffen einspringt - zu orientieren, sorgte im vergangenen Jahr medial für einiges Aufsehen.
Neben Eigenverantwortung setzt Sanitas auf Individualisierung: Bei der neuen ambulanten Zusatzversicherung «Vital» können die Versicherten selbst entscheiden, welche Versicherungsstufe zu ihrem Lebensstil und zu ihrem Budget passt.
Schweizweit einzigartig war nach eigenen Aussagen die Einführung des «Individuellen Prämienzusatzes» (risk-based pricing), der vielen Versicherten ermöglicht, eine Zusatzversicherung ohne Vorbehalt abzuschliessen und so auch bei bestehender Krankheit voll abgesichert zu sein. «Damit haben wir eine der grössten Innovationen im Zusatzversicherungsgeschäft der letzten zwei Jahrzehnte eingeführt und ein starkes Zeichen im Schweizer Versicherungsmarkt gesetzt», ist Schönenberger überzeugt.
Besondere Highlights: Starker Kundenzuwachs und Publikumspreis beim Swiss Insurance Innovation Award
Das sah die Jury des Swiss Insurance Innovation Award bei der Preisverleihung im November in Zürich offenbar genauso: Dort räumte Sanitas mit dem individuellen Prämienzusatz den begehrten Publikumspreis ab. Auch die Versicherten scheinen die Innovationen zu goutieren. So konnte Sanitas Anfang letzten Jahres rund 40’000 neue Kundinnen und Kunden begrüssen. Das Wachstum zeige, dass Sanitas mit ihren Anstrengungen, das Geschäft weiter zu automatisieren und zu digitalisieren, auf dem richtigen Weg ist, teilte der Krankenversicherer mit.
Dass Digitalisierung und Kundenzufriedenheit eine Seite derselben Medaille sind, unterstrich eine repräsentative Umfrage von Moneyland zur Kundenzufriedenheit. Dort erhielt Sanitas in der Kategorie Krankenkassen mit 8,2 die Bestnote und belegte den 1. Rang. Ein bemerkenswerter 2. Platz wurde im vergangenen Jahr zudem in der Reputationsstudie der swissreputation.group geholt.
Blick voraus: Gesundheitspolitische Themen stehen 2025 im Fokus
Es ist ja nie von Nachteil, wenn man als Unternehmen einen guten Ruf geniesst. Vor allem, wenn es darum geht, in der Gesundheitspolitik ein gewichtiges Wörtchen mitzureden. Deshalb zählte die Sanitas zu den Gründungsmitgliedern des neuen Krankenkassenverbands prio.swiss.
Im Markt gelte es, die Einführung der einheitlichen Finanzierung (Efas) und des Tardoc optimal vorzubereiten, um die stetig steigenden Krankenkassenprämien dämpfen zu können. Die grössten Herausforderungen für Sanitas wie für die gesamte Branche seien das zunehmend regulierte Gesundheitswesen, der demografische Wandel, die generelle Kostensteigerung sowie der Fachkräftemangel und der Zugang zur Versorgung.
«Die zunehmende Digitalisierung und die neuen technologischen Möglichkeiten im Gesundheitswesen sehen wir als grosse Chance, um den Herausforderungen zu begegnen», bleibt der technologieaffine Schönenberger dennoch optimistisch. Ein frischerer und modernerer Markenauftritt verleiht diesem Optimismus zusätzlichen Ausdruck. Sanitas hat also viele und nicht nur digitale Weichen gestellt, um auch in Zukunft in der Erfolgsspur bleiben zu können.