Herr Borean, wir haben an der Medienkonferenz viel über die neue Strategie gehört, aber was genau ist neu an dieser Strategie? 

Ich mag Ihre Frage, weil sie auf den Punkt bringt, was wir erreichen wollen. Im Grunde genommen setzen wir den eingeschlagenen Kurs fort, aber mit einigen wichtigen Ergänzungen. Zunächst war es entscheidend, das Kapital des Unternehmens zu stabilisieren, was wir durch verschiedene Massnahmen erreicht haben. Danach haben wir eine Grundlage für unsere Wachstumspläne geschaffen, die wir nun abgeschlossen haben. Jetzt geht es darum, Exzellenz zu erreichen. 

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Was ist also der Unterschied? Was nicht neu ist, ist, dass wir weiterhin den Profit und die Solvenz des Unternehmens steigern und die Fähigkeit zur Kapitalgenerierung erhalten wollen. Was jedoch neu ist, betrifft zwei wesentliche Punkte: erstens im Kapitalmanagement. Der Markt hat immer wieder gefragt, wie wir mit überschüssigem Kapital umgehen wollen. Wollen wir nur Übernahmen tätigen oder auch Rückkäufe oder Dividenden auszahlen? Wir haben nun Klarheit geschaffen und uns darauf verständigt, dass wir künftig jährlich mindestens 500 Millionen Euro für Aktienrückkäufe aufwenden werden. Das bringt uns auf das gleiche Niveau wie unsere Mitbewerber.

Zweitens haben wir einen klareren Fokus auf die interne Transformation gelegt, besonders in Bereichen wie IT und Finanzmanagement. In der IT setzen wir auf Versicherungstools, die von allen europäischen Generali-Versicherern, so auch der Generali Schweiz, genutzt werden können. Im Finanzbereich arbeiten wir an einer Plattform namens One Finance, die uns helfen soll, unser Unternehmen effizienter zu steuern und zu gestalten. Diese beiden Änderungen sind für mich besonders wichtig: die klare Kapitalstrategie und die interne Transformation.

Welche Bedeutung haben Rückversicherungsstrategien für Ihre finanzielle Stabilität?

Rückversicherungsstrategien sind für uns von entscheidender Bedeutung, da sie die finanzielle Stabilität unseres Unternehmens sichern. Wir haben 2013 mit einer zentralen Treasury-Abteilung und einer zentralen Rückversicherung begonnen. Der Vorteil dieser Strategie liegt darin, dass wir Risiken bündeln können, um das Kapital effizient zu nutzen und gleichzeitig das Wachstum zu unterstützen. Durch die zentrale Verwaltung der Rückversicherung behalten wir die Flexibilität, Risiken zu steuern, und ermöglichen unseren Geschäftsbereichen, sich ohne grössere Kapitalbelastungen weiterzuentwickeln.

In welchen Bereichen sehen Sie das grösste Potenzial für Investitionen?

Im Bereich Investitionen haben wir eine strategische Anpassung vorgenommen, um mit unseren Mitbewerbern gleichzuziehen. Während wir früher stärker auf festverzinsliche und liquide Anlagen gesetzt haben, investieren wir nun verstärkt in Private Equity, Infrastruktur und Kredite. Wir sehen hier grosses Potenzial, vor allem in Europa, wo wir mit Partnern wie dem italienischen Stromversorger Enel zusammenarbeiten, um das Netzwerk für Elektroautoladestationen auszubauen. Diese Investitionen fördern nicht nur das Wachstum des Unternehmens, sondern auch die Entwicklung der Volkswirtschaften, in denen wir tätig sind.

Wie wichtig ist der Schweizer Markt für Generali?

Die Schweiz ist für uns ein sehr wichtiger Markt, insbesondere in der aktuellen Phase der Transformation. Wir haben in den letzten Jahren die notwendigen Schritte unternommen, um die Kapitalausstattung des Unternehmens zu verbessern. Die Finma hat dies inzwischen anerkannt, was für mich als CFO ein positiver Schritt ist. Jetzt liegt der Fokus auf der Rentabilität, insbesondere im Sach- und Unfallgeschäft. Daher arbeiten wir mit den Schweizer Kollegen daran, die Profitabilität zu steigern.

Welche Rolle spielt Digitalisierung bei Ihrer Finanzstrategie?

Die Digitalisierung ist ein entscheidender Bestandteil unserer Strategie. Sie bietet uns die Möglichkeit, effizienter zu arbeiten und gleichzeitig den Kundenservice zu verbessern. Wir setzen zunehmend auf digitale Plattformen, um unsere Dienstleistungen anzubieten und den Interaktionsprozess mit unseren Kunden zu verbessern. Gleichzeitig ist die Digitalisierung auch ein Schlüssel zur Optimierung unserer internen Prozesse, etwa bei der Analyse von Finanzdaten. Das ermöglicht es uns, schneller auf Veränderungen zu reagieren und bessere strategische Entscheidungen zu treffen.

Was sind die grössten Herausforderungen für Generali in den kommenden Jahren?

Eine der grössten Herausforderungen wird es sein, das Wachstum in einem zunehmend wettbewerbsintensiven Markt zu fördern, während wir gleichzeitig unsere Rentabilität und Kapitalausstattung sichern müssen. Wir müssen sicherstellen, dass wir unsere internen Transformationen erfolgreich umsetzen und gleichzeitig weiterhin in den richtigen Märkten investieren. Darüber hinaus ist es wichtig, auf neue regulatorische Anforderungen und die sich ständig verändernden Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden zu reagieren. Wir müssen agil bleiben und uns kontinuierlich anpassen.