Das Lohnbuch 2023 zeigt es klar: Das Salärniveau der Branchenlöhne von Banken und Versicherern hält sich bis auf Stufe mittleres Kader ziemlich die Waage. Erst ab Stufe oberes Kader und als Mitglied der Geschäftsleitung werden Mitarbeitende bei Banken tendenziell besser entlöhnt als bei Versicherern. Doch trifft das in der Praxis so auch zu?
Nur ein Element des Gesamtpakets
HZ Insurance hat bei diversen Versicherern nachgefragt. Was auffällt: Alle angeschriebenen Unternehmen teilten mit, dass der Lohn zwar ein wichtiger Bestandteil ist, aber eben nur ein Element des Gesamtpakets. So seien eine Worklife-Balance, Sinnhaftigkeit bei der Arbeit oder auch die Zugehörigkeit zum Betrieb wichtige Faktoren, die es bei der Rekrutierung anzusprechen gelte.
Kurze Entscheidungswege
Die Axa teilt mit, dass bei der Rekrutierung von neuen Mitarbeitenden insbesondere auch von Kadermitarbeitenden keine Nachteile gegenüber dem Bankensektor bestehen. «Als moderne Arbeitgeberin setzen wir nebst einem marktgerechten und attraktiven Vergütungssystem auf eine integrative Unternehmenskultur, die grossen Wert auf das Empowerment und die Entwicklung unserer Mitarbeitenden legt», so Axa-Sprecherin Joëlle Jeitler. Zudem würden nebst den grossen Freiräumen auch die kurzen Entscheidungswege und die Möglichkeit zur Mitgestaltung bei der täglichen Arbeit von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitenden als äusserst wertvoll angesehen.
Mehrheitlich höhere Löhne bei Banken
Die Generali stimmt zwar zu, dass Banken mehrheitlich höhere Löhne bezahlen, insbesondere wenn man die Boni betrachtet. Im Vergleich zu anderen Branchen stünden die Versicherungen jedoch gut da. «Wir rekrutieren Mitarbeitende aus verschiedensten Branchen. Generell machen wir die Beobachtung, dass insbesondere jüngere Kandidatinnen und Kandidaten das gesamte Paket betrachten», sagt Generali-Sprecherin Marisa De Faveri zu HZ-Insurance. Für diese Mitarbeitenden sei eine gute Worklife-Balance und eine angenehme Arbeitsatmosphäre ebenso wichtig wie das Salär.
Flexible Arbeitsmodelle und Entwicklungsmöglichkeiten
Swiss Life schreibt, dass sie grösstenteils spezifisch auf die Versicherungsbranche ausgerichtete Profile rekrutiert und sich dabei an vergleichbaren Funktionen am Markt orientiert. Neben marktgerechter Vergütung und Anstellungsbedingungen würden zunehmend auch Faktoren wie Sinnhaftigkeit der Tätigkeit, flexible Arbeitsmodelle und Entwicklungsmöglichkeiten eine grössere Rolle spielen, um als attraktive Arbeitgeberin wahrgenommen zu werden.
Identifikation mit dem Betrieb
Bei der Mobiliar steht die Identifikation mit dem Betrieb hoch oben: «Bei der Rekrutierung setzen wir insbesondere auf Personen, die sich mit den Werten der Mobiliar identifizieren und die Kultur der Mobiliar mitgestalten», sagt Mobiliar-Sprecherin Susanne Maurer. «Bei der persönlichsten Versicherung der Schweiz zu arbeiten heisst, die Werte menschlich, nah und verantwortungsvoll aktiv mitzutragen und natürlich auch als Mitarbeiterin und als Mitarbeiter zu erleben.» Die Mobiliar sei nicht einfach ein Unternehmen, für welches man tätig ist. Die lange und erfolgreiche Geschichte der Mobiliar und die genossenschaftliche Verankerung des Unternehmen prägten den Umgang miteinander und die Arbeitskultur im Allgemeinen sehr stark, so die Sprecherin weiter. Natürlich sei aber der Lohn nicht unwesentlich, so die Mobiliar-Sprecherin.
Aber auch hier zeigt sich die genossenschaftliche Verankerung des Unternehmens. Die Mobiliar bezahlt ihren Mitarbeitenden einen konkurrenzfähigen Grundlohn mit einer ihrer Kultur entsprechenden Erfolgsbeteiligung. Von einem individuellen Bonus hat sie sich vor einigen Jahren verabschiedet.