Obwohl KI in den Medien omnipräsent ist und prophezeit wird, dass sie sämtliche Lebensbereiche durchdringt, sind im Bereich der sozialen Sicherung erst äusserst wenig Anwendungsfälle anzutreffen. Das zeigt die jüngste Studie des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA). Sie ging der Frage nach, wie KI die Sozialversicherung verändert. Neben der geringen Zahl von Einsatzbeispielen sind die meisten obendrein sehr jung. Relativ weit verbreitet sind Chatbots im Frontend zur Optimierung der Interaktion mit den Versicherten. Das ergaben die Recherchen der Studienautorin Nora S. Stampfl. Der Einsatz von KI-basierten Dialogsystemen erhielt im Zuge der Corona-Pandemie einen gewaltigen Schub.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

So sollte in Belgien der Chatbot Ori zur Bewältigung der gestiegenen Anzahl von Telefonanrufen beim Kontaktzentrum des Landesamts für Arbeit beitragen. Eine Vorläuferversion namens Marc startete im Jahr 2020 mit der Ausführung bloss einer einzigen Aufgabe: Bürger konnten auf diesem Weg schnell eine zur Erstellung der Steuererklärung nötige Kopie ihrer Lohnsteuerbescheinigung erhalten. Nachfolger Ori wurde erweitert, um ab 2021 eine Vielzahl verschiedener Fragen zu den Themen Arbeitslosigkeit und Unterbrechung der Erwerbstätigkeit zu beantworten. Auch in Norwegen behalf man sich, um der hohen Nachfrage nach Informationen und Sozialleistungen während der pandemiebedingten Lockdowns zu begegnen, indem konversationelle KI eingesetzt wurde.

Erste Anwendungsfälle: Chatbots und Effizienz im Backend

Neben Chatbots im Frontend finden sich KI-Anwendungen zunehmend auch im Backend-Bereich. Dabei geht es in erster Linie darum, Arbeitsentlastungen durch Effizienzsteigerungen zu erzielen, um Kapazitäten von Mitarbeitern für andere Aufgaben zu schaffen bzw. Kapazitäten abzubauen. Mit dem Projekt KIRA (Künstliche Intelligenz für risikoorientierte Arbeitgeberprüfungen) entwickelte die Deutsche Rentenversicherung Bund eine Anwendung, die Mitarbeiter des Prüfdienstes KI-basiert bei der Auswahl der Prüfschwerpunkte unterstützt. Kernaufgabe des Prüfdienstes ist es sicherzustellen, dass Unternehmen für ihre Mitarbeiter angemessen Sozialabgaben leisten.

Die Österreichische Gesundheitskasse wiederum, Trägerin der Pflichtkrankenversicherung in Österreich, nutzt KI zur Beschleunigung der Wahlarztkostenrückerstattung. Als Wahlärzte werden in Österreich niedergelassene Privatärzte ohne Vertrag mit den gesetzlichen Krankenkassen bezeichnet, die ihre Honorierung jedoch an den Krankenkassentarifen orientieren. «Die in der Studie aufgeführten Beispiele liefern einen Streifzug durch die KI-Landschaft in der Sozialversicherung. Sie zeigen die Vielfalt der möglichen Anwendungsfälle, aber auch wie diese noch in den Anfängen stecken», resümiert DIA-Sprecher Klaus Morgenstern. (pd/hzi/kbo)

Die komplette Studie «Wie verändert KI die Sozialversicherung?» steht auf der Webseite des Deutschen Instituts für Altersvorsorge zum Download zur Verfügung. Darin finden sich weitere Anwendungsfälle für KI in der Sozialversicherung.

HZ Insurance-Newsletter DAILY
Karin Bosshard, Chefredaktorin von HZ Insurance, und ihr Versicherungsexpertenteam liefern Ihnen die Hintergründe zu Themen, welche die nationale und internationale Versicherungswelt bewegen. Jeden Tag (werktäglich) in Ihrem E-Mail-Postfach. Jetzt kostenlos zum Newsupdate für Insurance-Professionals anmelden.
HZ Insurance-Newsletter DAILY